Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung - 15.03.2016
Forschung für alle!
Im Rahmen des vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Projektes BürGEr schaffen WISSen (GEWISS) wurde mit über 700 Beteiligten aus über 350 Organisationen ein Grünbuch für eine Citizen Science Strategie 2020 für Deutschland erarbeitet. Es enthält sowohl Vorschläge für die Stärkung bereits existierender Aktivitäten als auch für die Entwicklung neuer Strukturen und Fördermöglichkeiten. Das Grünbuch für eine Citizen Science Strategie für Deutschland wird auf dem Forum "Citizen Science - eine Strategie für Innovation und Nachhaltigkeit" am 16.3.2016 in Berlin vorgestellt.
Citizen Science, zu Deutsch Bürgerwissenschaft oder Bürgerforschung,
hat in den letzten Jahren eine große Dynamik entfaltet. Der Begriff
umschreibt eine Forschungstätigkeit durch ehrenamtlich aktive Bürgerinnen
und Bürger, in der Regel in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen
Institutionen. "Um Citizen Science in Deutschland zu stärken, müssen
Leistungen mehr anerkannt werden, die von Bürgern und Forschern gemeinsam
erarbeitet wurden", sagt Dr. Katrin Vohland, Museum für Naturkunde Berlin
und eine der Projektleiterinnen. "Die Bürgerforschung kann überraschende
und innovative Erkenntnisse für die Wissenschaft erzielen und darüber
hinaus gesellschaftlichen Mehrwert wie beispielsweise soziale Innovationen,
Umweltbildung und Transformationspotenziale schaffen" erläutert
Projektleiterin Prof. Dr. Aletta Bonn vom Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung - UFZ und dem Deutschen Zentrum für Integrative
Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig.
Wie können die Bedingungen in der deutschen Forschungslandschaft
dahingehend verbessert werden, dass sich mehr Menschen an der Forschung
beteiligen? Dass das wissenschaftliche Engagement zur Dokumentation der
biologischen Vielfalt, zur Messung von Lichtverschmutzung oder zur
Erforschung der Geschichte eines Ortes im wissenschaftlichen Diskurs
ankommt? Wie können bestehende Initiativen, Projekte und Vereine in ihrer
Arbeit unterstützt werden? Was muss im Hinblick auf Datenqualität oder
rechtliche Aspekte berücksichtigt werden? Im Rahmen des Projekts BürgGEr
schaffen WISSen (GEWISS) wurden diese und weitere Fragen im Rahmen
verschiedener Veranstaltungen mit Akteuren aus Wissenschaft, Gesellschaft
und Politik diskutiert. Durch eine umfangreiche Dialogforenreihe mit
insgesamt über 700 Teilnehmenden aus 350 Organisationen wurde das Grünbuch
"Citizen Science Strategie 2020 für Deutschland" entwickelt und durch eine
bundesweite Online-Konsultation und Positionspapiere ergänzt. Zudem sind
mehrere themenspezifische Berichte, Trainingsmaterialien und ein Filmclip
entstanden sowie ein Wiki-System mit Tipps und Tricks für die Umsetzung
von Citizen Science. Seit April 2013 gibt es außerdem eine von
Wissenschaft im Dialog (WiD) und dem Museum für Naturkunde Berlin betreute
Webplattform, auf der Citizen Science-Projekte aus ganz Deutschland und
die Ergebnisse des GEWISS-Bausteinprojektes präsentiert werden:
http://www.buergerschaffenwissen.de.
Im Grünbuch wurde der Mehrwert von Citizen Science für verschiedene gesellschaftliche Bereiche herausgearbeitet: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler profitieren von der Zusammenarbeit vor allem durch eine zeitliche und räumliche Erweiterung der Datenerhebung. Neue Perspektiven und Ideen bereichern die Wissenschaft und verbessern die Passfähigkeit wissenschaftlicher Fragen auf gesellschaftliche Probleme. Auch die ehrenamtlichen Beteiligten profitieren, sie bekommen Einsicht in neue Themen, sie lernen Menschen mit ähnlichen Interessen kennen und sie tragen zu einem größeren Ganzen bei: Zur Erforschung der eigenen Umwelt oder des Universums, zur Eindämmung von neuen Krankheiten oder zu einer höheren Lebensqualität in Städten. Und der Spaß am Forschen darf auf keinen Fall zu kurz kommen!
Wichtiger Ansatzpunkt ist auch die Fort- und Weiterbildung der Beteiligten, die Bestellung von Ansprechpersonen an Universitäten und Instituten oder die Aufnahme von Citizen Science in Förderprogramme. Vor allem aber müssen sich Bürgerforscher in Deutschland vernetzen, beispielsweise im Rahmen von Workshops, Festivals oder Foren.
Das Grünbuch zur Citizen Science Strategie 2020 für Deutschland wird auf dem Forum "Citizen Science - eine Strategie für Nachhaltigkeit und Innovation", am 16. März 2016 in Berlin, Berliner Stadtmission, Lehrter Str. 68, vorgestellt. Die Veranstaltung gewährt den Teilnehmenden spannende Einsichten in verschiedene Projekte und einen Überblick über die Hauptergebnisse des GEWISS Projekts. Darüber hinaus wird in interaktiven Formaten die Anschlussfähigkeit von Citizen Science an weitere gesellschaftliche Bereiche und die Nachhaltigkeitsforschung diskutiert und damit eine weitere Etablierung des Citizen Science-Ansatzes in Deutschland befördert.
BürGEr schaffen WISSen (GEWISS) ist ein Bausteinprogramm zur Entwicklung von Citizen Science-Kapazitäten. Als Konsortiumsprojekt wird es von Einrichtungen der Helmholtz- und der Leibniz-Gemeinschaft mit ihren universitären Partnern getragen. Beteiligte Partnereinrichtungen sind das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle- Jena-Leipzig mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena; sowie das Berlin-Brandenburgische Institut für Biodiversitätsforschung (BBIB) mit den Institutionen Museum für Naturkunde Berlin, Leibniz Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (MfN), Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und der Freien Universität Berlin. Projektpartner sind außerdem der Leibniz-Forschungsverbund Biodiversität (LVB) und Wissenschaft im Dialog (WiD). Das Projekt BürGEr schaffen WISSen - Wissen schafft Bürger (GEWISS) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Fachbetreuung: BMBF, Referat 113 Strategische Vorausschau, Wissenschaftskommunikation und DLR PT, Büro Wissenschaftskommunikation) gefördert.
Bonn, A., Richter, A, Vohland, K. Pettibone, L., Brandt, M.,
Feldmann, R., Goebel, C., Grefe, C., Hecker, S., Hennen, L., Hofer, H.,
Kiefer, S., Klotz, S., Kluttig, T., Krause, J., Küsel, K., Liedtke, C.,
Mahla, A., Neumeier, V., Premke-Kraus, M., Rillig, M.C., Röller, O.,
Schäffler, L., Schmalzbauer, B., Schneidewind, U., Schumann, A., Settele,
J., Tochtermann, K., Tockner, K., Vogel, J., Volkmann, W., von Unger, H.,
Walter, D., Weisskopf, M., Wirth, C., Witt, T., Wolst, D. & D. Ziegler
(2016): Grünbuch Citizen Science Strategie 2020 für Deutschland.
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ, Deutsches Zentrum für
Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, Leipzig;
Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und
Biodiversitätsforschung - MfN, Berlin-Brandenburgisches Institut für
Biodiversitätsforschung (BBIB), Berlin
Link zum Grünbuch Citizen Science Strategie 2020 für
Deutschland:
http://www.buergerschaffenwissen.de/citizen-science/citizen-science-strategie-2020
Link zur Konsultation:
http://www.konsultation.buergerschaffenwissen.de/
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1323
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung,
Dr. Gesine Steiner, 15.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2016
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