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WISSENSCHAFT/997: Ergebnisse der Wintersitzungen des Wissenschaftsrates in Berlin, 27.-29.1.2010 (idw)


Wissenschaftsrat - 01.02.2010

Ergebnisse der Wintersitzungen des Wissenschaftsrates in Berlin (27.-29. Januar 2010)


Die wachsende Pluralität religiöser Zugehörigkeiten in Deutschland und der steigende Bedarf an wissenschaftlicher Expertise in Fragen der Religion stellen neue Anforderungen an Organisation und Leistungsfähigkeit der damit befassten Wissenschaften. Der Wissenschaftsrat empfiehlt deshalb, Theologien und religionsbezogene Wissenschaften im deutschen Wissenschaftssystem weiterzuentwickeln. Die dazu notwendigen strukturellen Anpassungen insbesondere der christlichen Theologien und der Ausbau der übrigen Fächer sollten dabei innerhalb des staatlichen Hochschulsystems erfolgen. Da theologisch ausgerichtete Islamische Studien bisher an deutschen Hochschulen noch nicht etabliert sind, wird empfohlen, künftig an zwei bis drei Standorten im staatlichen Hochschulsystem größere, autonome Organisationseinheiten für Islamische Studien zu etablieren. Neben Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht sollen dort auch Islamische Religionsgelehrte, Fachpersonal für Sozial- und Gemeindearbeit sowie insbesondere der wissenschaftliche Nachwuchs ausgebildet werden. Im Hinblick auf die institutionellen Erfordernisse, die sich aus dem verfassungsrechtlich garantierten Selbstbestimmungs- und Mitwirkungsrecht der Religionsgemeinschaften ergeben, schlägt der Wissenschaftsrat vor, an den entsprechenden Hochschulen theologisch kompetente Beiräte für Islamische Studien einzurichten. Sie sollen bei der Gestaltung von theologischen Studiengängen sowie bei der Einstellung des wissenschaftlichen Personals beteiligt werden.

Die am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Wiesbaden, bearbeiteten Themen zum demographischen Wandel sind gesellschaftlich überaus relevant. Es ist dem BiB in der Vergangenheit allerdings nicht gelungen, sich in seinem Aufgabenbereich entsprechend wissenschaftlich zu profilieren und bekannt zu machen. Mit der Verabschiedung dieser Stellungnahme hat der Wissenschaftsrat die Folge seiner Einzelevaluationen zu den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes abgeschlossen. In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 39 Einrichtungen begutachtet. Für die kommenden Mai-Sitzungen des Wissenschaftsrates ist die Beratung der übergreifenden Stellungnahme zur Ressortforschung des Bundes vorgesehen.

Das Land Thüringen hat mit der Einführung des Integrationsmodells für die Universitätsmedizin in Jena, nach dem die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum gemeinsam als Teilkörperschaft in der Universität verankert sind, eine tragfähige Konstruktion geschaffen. Die Verschränkung von wissenschaftlichem, medizinischem und kaufmännischem Vorstand in einer gemeinsamen Führungsstruktur führt zu einer engen Abstimmung zwischen den Belangen von Forschung und Lehre auf der einen und den Erfordernissen der Krankenversorgung auf der anderen Seite. In den kommenden Jahren müssen jedoch wichtige Weichen für eine positive Weiterentwicklung gestellt werden.

In den insgesamt drei beratenen Akkreditierungsverfahren gelangte der Wissenschaftsrat in zwei Fällen zu einer positiven Akkreditierungsentscheidung, im dritten Fall sprach er sich gegen eine Akkreditierung aus.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Die Frankfurt School of Finance and Management bietet für die Bank- und Finanzwirtschaft ein weithin anerkanntes akademisches Lehrangebot von hoher Praxisrelevanz an. Mit ihren berufsbegleitenden Studiengängen orientiert sie sich dabei in besonderer Weise an den Bedürfnissen von berufstätigen Studierenden. Es ist der Frankfurt School als Ganzer bislang nicht gelungen, ein für eine Hochschule mit Promotionsrecht erforderliches Forschungspotenzial über die gesamte Breite aufzubauen und hinreichend sichtbare wissenschaftliche Leistungen und Publikationen hervorzubringen. Der Wissenschaftsrat spricht eine Akkreditierung für zehn Jahre aus, nimmt hiervon aber das der Frankfurt School befristet verliehene Promotionsrecht aus.

Die 2006 gegründete SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera (SRH Gera), die zu dem überregionalen Netzwerk privater Hochschulen der in Heidelberg ansässigen SRH Holding gehört, bildet für Aufgaben im Gesundheits-, Pflege- und Therapiebereich aus. Sie hat große Anstrengungen unternommen, um ein attraktives und bereits in der Aufbauphase relativ breites Studienangebot aufzubauen. Der Wissenschaftsrat hat die Hochschule institutionell akkreditiert. Er hält eine Reakkreditierung nach fünf Jahren für notwendig.

Die SRH Hochschule Calw hingegen weist nach Auffassung des Wissenschaftsrates zu viele und zu schwerwiegende Defizite auf, als dass sie eine Akkreditierung erhalten könnte. Das Konzept der SRH Hochschule Calw, eine praxisorientierte Ausbildung in den Bereichen Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung und Unternehmenskommunikation anzubieten, ist anerkennenswert, wurde jedoch seit Gründung der Hochschule im Jahr 2000 nicht adäquat umgesetzt. Der Wissenschaftsrat hat daher die institutionelle Akkreditierung abgelehnt.

Hinweis: Die genannten Empfehlungen und Stellungnahmen werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/presse/pm_0110.pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution415


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Wissenschaftsrat - 01.02.2010

Wissenschaftsrat - Religiöse Pluralisierung verlangt Weiterentwicklung des theologischen und religionswissenschaftlichen Feldes


Wissenschaftsrat empfiehlt Aufbau von Islamischen Studien an staatlichen Universitäten

Die wachsende Pluralität religiöser Zugehörigkeiten in Deutschland und der steigende Bedarf an wissenschaftlicher Expertise in Fragen der Religion stellen neue Anforderungen an Organisation und Leistungsfähigkeit der damit befassten Wissenschaften. Der Wissenschaftsrat empfiehlt deshalb, das theologische und religionswissenschaftliche Feld im deutschen Wissenschaftssystem weiterzuentwickeln. Die dazu notwendigen strukturellen Anpassungen insbesondere der christlichen Theologien und der Ausbau der übrigen Fächer sollten dabei innerhalb des staatlichen Hochschulsystems erfolgen. Das betrifft vor allem auch den Aufbau Islamischer Studien an Universitäten; dies ist der beste Weg, die wissenschaftliche Qualität von Forschung und Lehre zu sichern, das Gespräch mit den anderen Formen wissenschaftlicher Weltauslegung zu intensivieren und auch eine verlässliche theologische Basis für den interreligiösen Dialog zu schaffen.

Zu den Empfehlungen im Einzelnen:

Die christlichen Theologien sollten eine stärkere Profilbildung der Fakultäten anstreben und sich intensiver als bislang an fakultätsübergreifenden interdisziplinären Forschungsprojekten beteiligen. Religionslehrer und -lehrerinnen bedürfen angesichts der neuen Pluralität der religiösen Bekenntnisse wachsender fachlicher Kompetenzen. Um diesen steigenden Anforderungen gerecht zu werden, sollten theologische Institute, die für Gymnasien beziehungsweise Sekundarstufen I plus II ausbilden, über eine angemessene fachliche Ausstattung von mindestens fünf Professuren verfügen.

Da es sich bei der Habilitation um eine rein akademische Angelegenheit handelt, richtet der Wissenschaftsrat die dringende Bitte insbesondere an die Katholische Kirche, sich aus dem Habilitationsverfahren zurückzuziehen. Bei Berufungen sollten die Kirchen für ein rasches und für alle Beteiligten verlässliches und transparentes Verfahren der kirchlichen Beteiligung Sorge tragen.

Für die Judaistik/Jüdischen Studien sowie für die Religionswissenschaft empfiehlt der Wissenschaftsrat die institutionelle Ausgliederung aus theologischen Fakultäten. Ihre fachliche Weiterentwicklung sollte durch den Auf- und Ausbau von Instituten sichergestellt werden, die auch personell vier bis fünf Schwerpunkte des jeweiligen Fachs abdecken. Dies sind institutionelle Voraussetzungen für die eigenständige fachliche Weiterentwicklung und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Islamische Studien sind bisher an deutschen Hochschulen noch nicht etabliert. Dieser Zustand wird der Bedeutung der größten nichtchristlichen Glaubensgemeinschaft in Deutschland nicht gerecht. Daher empfiehlt der Wissenschaftsrat, über die Einrichtung von Einzelprofessuren mit islamisch-religionspädagogischer Ausrichtung hinaus künftig an zwei bis drei Standorten im staatlichen Hochschulsystem größere, autonome Organisationseinheiten für Islamische Studien zu etablieren. Neben Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht sollen dort auch Islamische Religionsgelehrte, Fachpersonal für Sozial- und Gemeindearbeit sowie insbesondere der wissenschaftliche Nachwuchs für Islamische Studien ausgebildet werden.

Im Hinblick auf die institutionellen Erfordernisse, die sich aus dem verfassungsrechtlich garantierten Selbstbestimmungs- und Mitwirkungsrecht der Religionsgemeinschaften ergeben, schlägt der Wissenschaftsrat vor, an den entsprechenden Hochschulen theologisch kompetente Beiräte für Islamische Studien einzurichten. Sie sollen an der Einrichtung, Änderung und Aufhebung von theologischen Studiengängen sowie bei der Einstellung des wissenschaftlichen Personals beteiligt werden. Die Mitwirkung bei Berufungen erstreckt sich nicht auf die wissenschaftliche und pädagogische Qualifikation der Kandidaten und Kandidatinnen, sondern allein auf die Prüfung, ob aus religiösen Gründen Einwände gegen die von der Universität ausgewählten Personen geltend gemacht werden können. Im Rat sollten muslimische Verbände und Religionsgelehrte sowie muslimische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vertreten sein.

Der Ausbau religionsbezogener Wissenschaften und der Aufbau von Islamischen Studien erfordern zusätzliche finanzielle Ressourcen. Dies alles wie auch der koordinierte Umbau der christlichen Theologien kann nur dann gelingen, wenn über die Grenzen der Bundesländer sowie der Bistümer und Landeskirchen hinweg ein Prozess intensiver gegenseitiger Information und Koordination stattfindet. Der Wissenschaftsrat hält es für wünschenswert, dass dieser Prozess in seiner Anfangsphase durch gezielte Fördermaßnahmen des Bundes unterstützt wird.

Hinweis: Die "Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen" (Drs. 9678-10) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/texte/9678-10.pdf


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Wissenschaftsrat - 01.02.2010

WR - Höhere Forschungsqualität vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung gefordert


Die am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Wiesbaden, bearbeiteten Themen zum demographischen Wandel sind gesellschaftlich überaus relevant. Es ist dem BiB in der Vergangenheit allerdings nicht gelungen, sich in seinem Aufgabenbereich entsprechend wissenschaftlich zu profilieren und bekannt zu machen. "Die Qualität der Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Bundesinstitut ist zu gering", erklärte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider. Der Wissenschaftsrat unterstützt daher nachdrücklich die Bestrebungen des neuen Institutsdirektors, die Forschungsarbeit im BiB zu intensivieren. "Die Sicherung wissenschaftlicher Qualität ist umso wichtiger, als der Bedarf an kompetenter Politikberatung in diesem Bereich künftig weiter steigen wird. Aus diesem Grund ist es auch prinzipiell weiterhin sinnvoll, dass das Bundesinnenministerium über eine entsprechende Ressortforschungseinrichtung verfügt. Allerdings ist eine Fortführung des BiB als Ressortforschungseinrichtung auf Dauer nur begründbar, wenn dort künftig eine angemessene wissenschaftliche Qualität erreicht wird", fasste Strohschneider die Stellungnahme des Wissenschaftsrates zum BiB zusammen.

Mit der Verabschiedung dieser Stellungnahme hat der Wissenschaftsrat die Folge seiner Einzelevaluationen zu den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes abgeschlossen. In den vergangenen fünf Jahren hat der Wissenschaftsrat insgesamt 39 Einrichtungen begutachtet, die zur Unterstützung von Bundesministerien Forschung und Entwicklung betreiben und basierend darauf Informations- und Beratungsleistungen, Tätigkeiten der Prüfung, Normierung und Zulassung, Dienstleistungen für Dritte und die Öffentlichkeit sowie Ausbildungsaufgaben wahrnehmen. Für die kommenden Mai-Sitzungen des Wissenschaftsrates ist die Beratung der übergreifenden Stellungnahme zur Ressortforschung des Bundes vorgesehen.

Hinweis: Die "Stellungnahme zum Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Wiesbaden" (Drs. 9651-10) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/texte/9651-10.pdf


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Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 01.02.2010 12:07

Wissenschaftsrat - Universitätsklinikum Jena (UKJ) in entscheidender Entwicklungsphase


Das Land Thüringen hat mit der Einführung des Integrationsmodells für die Universitätsmedizin in Jena, nach dem die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum gemeinsam als Teilkörperschaft in der Universität verankert sind, eine tragfähige Konstruktion geschaffen. Die Verschränkung von wissenschaftlichem, medizinischem und kaufmännischem Vorstand in einer gemeinsamen Führungsstruktur führt zu einer engen Abstimmung zwischen den Belangen von Forschung und Lehre auf der einen und den Erfordernissen der Krankenversorgung auf der anderen Seite. Dem Wissenschaftlichen Vorstand kommt bei diesem Zusammenspiel wegen seines Vetorechts eine starke Position zu. Um künftigen Herausforderungen gerecht werden zu können, wird dem Land empfohlen, die betriebswirtschaftlichen Handlungsspielräume des UKJ zu erweitern. Die Kooperation zwischen Universität und UKJ sollte durch einen Kooperationsvertrag weiter gestärkt und abgesichert werden. "Das Universitätsklinikum Jena befindet sich grundsätzlich auf einem guten Weg. In den kommenden Jahren müssen jedoch wichtige Weichen für eine positive Weiterentwicklung gestellt werden", fasst Professor Peter Strohschneider, Vorsitzender des Wissenschaftsrates, die Ergebnisse der Evaluation zusammen.

Für die weitere Entwicklung des UKJ benennt der Wissenschaftsrat vor allem drei Handlungsfelder:

In der Forschung gilt es, die beiden thematisch gut gewählten Schwerpunkte "Sepsis und Sepsisfolgen" sowie "Alter und altersassoziierte Erkrankungen" weiter auszubauen. Dies trifft vor allem auf den Altersschwerpunkt zu, der inhaltlich fokussiert und personell verstärkt werden muss. Von besonderer Bedeutung wird dabei die Einwerbung von Gruppenförderinstrumenten wie Sonderforschungsbereiche und Klinische Forschergruppen der Deutschen Forschungsgemeinschaft sein. Außerdem muss die Zahl akademisch motivierter, qualitativ herausragender klinischer Studien erhöht werden. Generell sollte Jena seine Forschungsstärke erhöhen, indem klinisch tätigen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen neben der Krankenversorgung ausreichend Forschungszeit zur Verfügung gestellt wird.

In der Lehre muss vor allem die Integration klinischer Inhalte in den ersten - den vorklinischen - Ausbildungsabschnitt vorangetrieben werden, wie sie die Ärztliche Approbationsordnung fordert. Außerdem sollte wissenschaftsbasiertes Arbeiten systematisch in die Lehre einbezogen werden, um frühzeitig forschungsbegeisterte Studierende erkennen und fördern zu können. Dem Ziel der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sollte auch die Einführung eines grundlagenorientierten Promotionsprogramms dienen.

In der Ausbauplanung wird es entscheidend darauf ankommen, dass der geplante 2. Bauabschnitt des Klinikums in Jena-Lobeda ohne Abstriche am ursprünglichen Raumprogramm entsteht. Der Wissenschaftsrat bittet das Land daher, die Finanzierung dieses Vorhabens sicherzustellen. Kritisch sieht er die mit 85 Millionen Euro hohe und auf 30 Jahre angelegte Belastung des UKJ, wie sie ein Vertrag mit dem Land über die Beteiligung des UKJ an den Baukosten des 2. Bauabschnitts vorsieht. "Dies darf auf keinen Fall zu Abstrichen bei Forschung und Lehre führen", forderte Strohschneider.

Hinweis: Die "Stellungnahme zur weiteren Entwicklung der Universitätsmedizin in Jena" (Drs. 9665-10) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/texte/9665-10.pdf


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Wissenschaftsrat - 01.02.2010

Wissenschaftsrat - Drei Entscheidungen im Verfahren der institutionellen Akkreditierung


Auf seinen Wintersitzungen hat der Wissenschaftsrat drei Akkreditierungsverfahren beraten. In zwei Fällen gelangte er zu einer positiven Akkreditierungsentscheidung, im dritten Fall sprach er sich gegen eine Akkreditierung aus.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Die Frankfurt School of Finance and Management bietet für die Bank- und Finanzwirtschaft ein weithin anerkanntes akademisches Lehrangebot von hoher Praxisrelevanz an. Mit ihren berufsbegleitenden Studiengängen orientiert sie sich dabei in besonderer Weise an den Bedürfnissen von berufstätigen Studierenden. Das ambitionierte Leitbild, "eine führende Business School in Deutschland mit internationaler Ausrichtung" zu sein, konnte die Hochschule in der Lehre zu großen Teilen realisieren.

Die Forschungsleistungen der Frankfurt School hingegen erreichen nicht das Leistungsniveau in der Lehre. Zwar zeigen einzelne Professorinnen und Professoren in der Forschung hervorragende Leistungen. Diese sind jedoch nur zum Teil den Bereichen "Finance" und "Management" der Hochschule zuzuordnen, sie entfallen in ähnlichem Umfang auch auf Forschungsbereiche, die für das Profil der Hochschule nicht zentral sind. "Es ist der Frankfurt School als Ganzer bislang nicht gelungen, ein für eine Hochschule mit Promotionsrecht erforderliches Forschungspotenzial über die gesamte Breite aufzubauen und hinreichend sichtbare wissenschaftliche Leistungen und Publikationen hervorzubringen", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider.

Der Wissenschaftsrat spricht eine Akkreditierung für zehn Jahre aus, nimmt hiervon aber das der Frankfurt School befristet verliehene Promotionsrecht aus.

Die 2006 gegründete SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera (SRH Gera), die zu dem überregionalen Netzwerk privater Hochschulen der in Heidelberg ansässigen SRH Holding gehört, verfolgt das Ziel, Studierende für Aufgaben im Gesundheits-, Pflege und Therapiebereich zu qualifizieren. Die Hochschule hat große Anstrengungen unternommen, um ein attraktives und bereits in der Aufbauphase relativ breites Studienangebot aufzubauen. Derzeit bietet sie bereits sechs akkreditierte Bachelorstudiengänge an; 2010/11 sollen ein weiterer Bachelor- und ein Masterstudiengang hinzukommen. Die im Aufbau befindliche Fachhochschule hat erste Forschungsaktivitäten geplant und in Schwerpunkten gebündelt, die sich an den Inhalten der Studiengänge orientieren.

"Die mittelfristig geplante Aufstockung des Lehrpersonals und der Ausbau der Forschungsaktivitäten versprechen", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider, "eine weitere Steigerung des derzeit bereits erreichten Qualitätsstands an der SRH Gera."

Der Wissenschaftsrat hat die Hochschule institutionell akkreditiert. Er hält eine Reakkreditierung nach fünf Jahren für notwendig.

Die SRH Hochschule Calw hingegen weist nach Auffassung des Wissenschaftsrates zu viele und zu schwerwiegende Defizite auf, als dass sie eine Akkreditierung erhalten könnte. Das Konzept der SRH Hochschule Calw, eine praxisorientierte Ausbildung in den Bereichen Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung und Unternehmenskommunikation anzubieten, ist anerkennenswert, wurde jedoch seit Gründung der Hochschule im Jahr 2000 nicht adäquat umgesetzt. So ist die Rolle der Hochschulleitung zu dominant ausgestaltet und das an der Hochschule praktizierte Berufungsverfahren insgesamt nicht hochschulgerecht. Im Zentrum der Kritik steht jedoch der Umstand, dass ein erheblicher Teil der Professorenämter an der SRH Hochschule Calw nicht in der erforderlichen Weise wahrgenommen wird. Der Wissenschaftsrat hat daher die institutionelle Akkreditierung abgelehnt.

Hinweis: Die Stellungnahmen werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden: "Stellungnahme zur Akkreditierung der Frankfurt School of Finance and Management" (Drs. 9648-10), "Stellungnahme zur Akkreditierung der SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera" (Drs.9649-10), "Stellungnahme zur Akkreditierung der SRH Hochschule Calw" (Drs.9647-10).

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/texte/9648-10.pdf
http://www.wissenschaftsrat.de/texte/9649-10.pdf
http://www.wissenschaftsrat.de/texte/9647-10.pdf


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 01.02.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Februar 2010