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INTERNATIONAL/049: Urbanisierung fördert Entwicklung - Neuer Bericht von Weltbank und IWF (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. April 2013

Entwicklung: Urbanisierung fördert Entwicklung - Neuer Bericht von Weltbank und IWF

von Catherine Wilson


Bild: Catherine Wilson/IPS

Informelle Siedlung in Port Moresby in Papua-Neuguinea soll Luxus-Strandbebauungsprojekt weichen
Bild: Catherine Wilson/IPS

Washington, 22. April (IPS) - Weltbank und Internationaler Währungsfonds IWF wollen der Urbanisierung künftig mehr Bedeutung beimessen. Wie aus dem neuen gemeinsamen Jahresbericht der beiden Finanzorganisationen hervorgeht, werden 96 Prozent der bis 2030 in Entwicklungsländern zusätzlich erwarteten 1,4 Milliarden Menschen in den Städten leben.

In ihrer am 17. April in Washington vorgestellten Studie merken Weltbank und IWF an, dass stärker verstädterte Staaten höhere Entwicklungsindikatoren aufweisen als Länder, in denen die Urbanisierung weniger weit vorangekommen ist. Vor allem in Bezug auf die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) der Vereinten Nationen ist dies eine wichtige Erkenntnis.

"Von Ländern mit einem Städteanteil von mehr als 60 Prozent wird erwartet, dass sie 50 Prozent mehr MDGs erreichen als Staaten mit einem Urbanisierungsgrad von höchstens 40 Prozent", geht aus dem 'Global Monitoring Report 2013' (GMR) hervor. "So gut wie kein Land hat ein höheres Einkommen ohne Urbanisierung erreicht. In den wohlhabenden Staaten beträgt der Anteil städtischer Gebiete in der Regel mehr als 70 Prozent."

Seit zehn Jahren bietet der jährlich veröffentlichte GMR eine Momentaufnahme des globalen Fortschritts in Richtung der Millenniumsziele. In einer Zusammenfassung wird dargestellt, dass in den letzten Jahrzehnten die extreme Armut erheblich gesenkt werden konnte. Der Anteil der Menschen, die mit höchstens 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen müssen, ist in den Entwicklungsländern von etwa 50 Prozent 1981 auf 21 Prozent 2010 zurückgegangen. Und dies, obwohl die Bevölkerung in dem Zeitraum um fast 60 Prozent angewachsen ist.


Rasanter Anstieg der Armut in Subsahara-Afrika

Von dieser Statistik weicht vor allem Subsahara-Afrika ab, wo sich die Zahl der extrem Armen in den vergangenen drei Jahrzehnten auf rund 414 Millionen verdoppelt hat. Kürzlich verkündete die Weltbank das neue Ziel, die extreme Armut bis 2030 auszurotten.

"Die rapide Zunahme der Zahl armer Menschen in Afrika ist ein trauriger Indikator dafür, dass die reichen Länder und ihre Eliten ihre Ziele zu oft auf Kosten der Ärmsten verfolgen", kritisiert Emma Seery von der Hilfsorganisation 'Oxfam'. "Sich schneller dem Ziel der Weltbank, die extreme Armut zu beenden, zu nähern, bedeutet, harte Entscheidungen zu treffen und gegen die eigennützigen Interessen zu kämpfen, die einer gerechteren Welt im Wege stehen."

Der Bericht bietet insgesamt eine positivere Sicht auf die internationale Wirtschaft als noch im vergangenen Jahr. IWF-Chefökonomen zeigen sich zuversichtlich, dass in der derzeitigen Lage das Erreichen der Millenniumsziele wahrscheinlicher sei als bisher.

Jos Verbeek, Weltbankökonom und Chefautor der GMR, ist zwar nicht ganz so optimistisch, sieht aber in der zunehmenden Urbanisierung die große Chance, höhere Einkommen zu generieren. "Wir sollten daher den Städtebau fördern und nicht behindern oder verlangsamen", warnte er. "Eine andere Schlussfolgerung besteht darin, dass wir die Mobilität erleichtern sollten, vor allem in den Staaten, die erst partiell urbanisiert worden sind."

Verbeek zufolge sollten Regierungen und Stadtverwaltungen sich nicht von privaten Finanziers und Gebern das Ruder aus der Hand nehmen lassen, da diese eigene Ziele verfolgten, die nicht immer im öffentlichen Interesse stünden.

Fast drei Viertel aller Armen auf der Welt leben allerdings nach wie vor in ländlichen Regionen. Weltbank und IWF sind sich darin einig, dass in den kommenden Jahren größere Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Kluft zwischen Stadt und Land zu überbrücken.

Nach Ansicht von Seery besteht eine riesige Herausforderung bei der Armutsbekämpfung weiterhin darin, Gesundheitsversorgung und Bildung auf hohem Niveau anzubieten. "Für die meisten armen Menschen in ländlichen Gebieten sind der Zugang zu Land und Investitionen in kleine Agrarbetriebe wichtige Schritte, um der Armutsfalle zu entkommen."


Dienstleistungen in ländlichen Gebieten extrem teuer

In ländlichen Gebieten sei es "erschreckend teuer", die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen, sagte Kaushik Basu, Chefökonom der Weltbank. "Ironischerweise sind arme Länder am wenigsten dazu in der Lage, für die Menschen in ruralen Gebieten zu sorgen, obwohl dort der größte Teil der Bevölkerung zu finden ist."

Entwicklung und Urbanisierung stehen nicht zuletzt deshalb in einem engen Zusammenhang, weil Dienstleistungen leichter bereitgestellt werden können, wenn Menschen dicht beieinander wohnen. Weltbank und IWF warnen allerdings davor, dass eine schlecht geplante Urbanisierung den gegenteiligen Effekt haben kann. Slums bieten demnach nicht die Vorzüge des Stadtlebens.

Nach Schätzungen von Experten lebt derzeit etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt in Elendssiedlungen, fast zwei Drittel der Betroffenen sind Asiaten. Auf diesem Kontinent kommt die Verstädterung am schnellsten voran. (Ende/IPS/ck/2012)


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http://www.worldbank.org/content/dam/Worldbank/document/State_of_the_poor_paper_April17.pdf
http://www.oxfam.org.uk/
http://www.ipsnews.net/2013/04/world-bank-imf-link-urbanisation-with-development/

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IPS-Tagesdienst vom 22. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2013