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PROPAGANDA/1363: Klimawandel? Wir kümmern uns um euch ... (SB)



Wer behauptet, daß der bevorstehende UN-Klimagipfel in Kopenhagen ein Schlag ins Wasser wird, hat die Strippen noch nicht erkannt, an denen auch er mit seinem nachvollziehbaren Wunsch, etwas gegen die Erderwärmung unternehmen zu wollen, hängt. Man sollte die Professionalität der Obama, Merkel und Co., mit der sie Themen vorgeben, abstecken und andere Themen dadurch vermeiden, nicht unterschätzen. Wenn Politiker etwas gelernt haben, dann das.

Inzwischen verlangt die ganze Welt flehentlich, daß die Staats- und Regierungschefs auf der Weltklimakonferenz im kommenden Monat verbindliche Treibhausgas-Reduktionsziele vereinbaren. Die Berichterstattung dreht sich dabei nur um vordergründige Themen wie, daß die EU-Umweltminister Druck auf die USA ausüben, daß der US-Präsident endlich konkrete Zusagen machen will, daß die afrikanischen Staats- und Regierungschefs mit einer Stimme sprechen wollen und daß China und Indien Forderungen an die Industriestaaten stellen. Diese sollen die Verantwortung für ihre Hinterlassenschaft übernehmen und bei der Reduktion von Treibhausgasen entschieden vorangehen.

Ja, wohin denn? Den Regierungen ist es gelungen, völlig davon abzulenken, daß die von Wissenschaftlern als zwingend angesehene Verringerung des Energieverbrauchs (und dadurch der Treibhausgasemissionen) tiefgreifende soziale Folgen zeitigen wird. Es wird eine umfassende Mangelverwaltung installiert, bei der national, regional und individuell festgelegt wird, wieviel Energie jeweils verbraucht werden darf. Der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, verwendete kürzlich den Begriff "Kriegswirtschaft" zur Beschreibung der Verhältnisse, die einträten, sollten die Treibhausgasemissionen nicht so weit reduziert werden, daß die globale Durchschnittstemperatur zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit nicht übersteigt.

Schellnhuber unterließ es zu erwähnen, daß auch das Einhalten dieses Grenzwerts den Aufbau einer Art Kriegswirtschaft erfordert. Es muß an Energie gespart werden, als gelte es, dadurch eine Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Doch wer wird es sein, der Energie und auch Ressourcen spart? Allein der US-Militärapparat erzeugt so viel Treibhausgase wie ganz Schweden - werden also vernünftigerweise weltweit sämtliche Militärapparate abgeschafft? Wird die Globalisierung zurückgefahren, so daß Menschen nicht mehr mit dem Flugzeug um den Globus jetten? Werden die Großgrundbesitzer ihre Zäune niederreißen, um privaten Besitzstand wieder der Allgemeinheit zurückzugeben und dadurch die Klimafolgen für alle erträglicher zu machen? Wird die Ausbeutung abgeschafft, ein Bruch mit dem mangelgenerierenden Akkumulationssystem in die Wege geleitet und das Konkurrenzprinzip und die Parallelproduktion aufgehoben? Werden künftig nur noch haltbare Dinge anstatt verschleißträchtige, umsatzfördernde Waren hergestellt?

Nein, nein und nochmals nein. In Kopenhagen werden sich die Delegierten auf die Senkung von Treibhausgasen einigen, aber die anstehenden Belastungen werden von oben nach unten weitergereicht. Der sogenannte Kampf gegen den Klimawandel erweist sich als eine weitere Variante der Qualifizierung der Verfügungsgewalt - nicht als Begleiterscheinung oder Abfallprodukt, sondern als sein eigentlicher Zweck. Historisch gesehen haben die Herrschenden schon immer sogenannte Naturkatastrophen (Dürre, Überschwemmungen, Plagen) gegen das Volk in Stellung gebracht. Es sind keinerlei Anzeichen dafür zu erkennen, daß das heute anders sein sollte.

24. November 2009