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RAUB/0926: Welternährungsgipfel hat die Erwartungen übertroffen ... (SB)



"Nichts dabei herausgekommen", "Nullresultat", "enttäuschend" kommentiert die Presse das Ergebnis des am Mittwoch zu Ende gegangenen Welternährungsgipfels in Rom. Irrtum! Anders herum wird ein Schuh daraus. Die Unverbindlichkeit der Abschlußerklärung ist das beabsichtigte Ergebnis. Es ist Ausdruck und Standpunkt einer Politik der Wohlhabenden, die dazu führt, daß täglich 100.000 Menschen verhungern und jeder sechste Erdenbürger nicht genügend zu essen hat. Politik ist aber niemals etwas, das "irgendwie" über die Menschheit hereinbricht, folglich sind auch die Resultate der Politik nicht schicksalhaft. Zumal, wenn die einmal eingeschlagene politische Richtung jahrzehntelang unverdrossen fortgesetzt und von einem Gipfeltreffen zum nächsten erneuert wird.

Der Hunger in der Welt wird sowohl durch gezielte Maßnahmen als auch absichtsvolle Versäumnisse vermehrt. Wenn heute beklagt wird, daß das Kleinbauerntum und die Investitionen in die Landwirtschaft der Nicht-Industriestaaten vernachlässigt wurden, dann wird bei dieser "plötzlichen" Eingebung vergessen, daß die Entwicklung schon seit Jahrzehnten von den betroffenen Bauern angeprangert wird, daß lokale wie internationale Entwicklungsorganisationen seit langem vor eben dieser Politik warnen und daß führende Experten 2008 im Weltagrarbericht Empfehlungen ausgesprochen haben, die vom Welternährungsgipfel geflissentlich unbeachtet geblieben sind, weil sie dem Vordringen der globalen Agrokonzerne auf sämtliche nahrungproduzierenden Sektoren und der darüber betriebenen Qualifizierung der Verfügungsgewalt zuwiderlaufen.

Der Welternährungsgipfel kann nur diejenigen enttäuscht haben, die sich auch noch von der x-ten Wiederholung des Märchens, daß die Reichen und Satten etwas anderes im Sinn haben, als reich und satt zu sein und beides gegenüber den Armen und Hungernden gewaltsam durchzusetzen, haben einfangen lassen. Die Enttäuschung darüber, daß die Reichen nicht einmal willens sind, existenzsichernde Almosen für die in Not geratenen Menschen abzutreten, zeigt die Bereitschaft zur Addressierung des Hungerproblems an dessen Profiteure und somit eine tiefe Teilhaberschaft an einem räuberischen System, in dem der Reichtum von wenigen sich unmittelbar auf die Armut von vielen stützt. In diesem Sinne hat der Welternährungsgipfel die in ihn gesetzten Erwartungen noch übertroffen.

19. November 2009