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FLUCHT/009: D. R. Kongo - Tausende Binnenflüchtlinge zwischen den Fronten, für Helfer unerreichbar (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. April 2012

D. R. Kongo: Tausende Binnenflüchtlinge zwischen den Fronten - Für Helfer unerreichbar

von Grit Porsch



Berlin, 27. April (IPS) - In der kongolesischen Südostprovinz Katanga haben die Monate langen Kämpfe zwischen Mai-Mai-Rebellen und regulären Truppen fast 20.000 Menschen aus ihren Dörfern vertrieben. Wegen der andauernden Gefechte können internationale Helfer die hungernden Binnenflüchtlinge nicht mehr erreichen.

"Nach einem Angriff der Rebellen unter Führung von Gédéon Kyungu auf die Armee am 11. April sahen sich tausende Menschen gezwungen, von Mitwaba ins 45 Kilometer entfernte Kasungeshi zu fliehen", berichtete Medard Lobota, Presseoffizier des UN-Koordinierungsbüros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) in der DRC. "Die Verteilung von Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern musste infolge der Unsicherheit vorläufig eingestellt werden."

Einheimische Beobachter sprechen von 18.000 Vertriebenen. Doch nach OCHA-Berichten zwangen Mai-Mai-Rebellen bereits Ende Februar etwa 26.000 Menschen, ihre Heimatstadt Shamwana zu räumen. In den Regionen von Mitwaba, Pweto, Manono und Malemba Nkulu hatten die Kämpfe im Dezember mehr als 16.000 Menschen in die Flucht getrieben.

In einem gemeinsamen Appell an die internationale Gemeinschaft beziffern das Welternährungsprogramm (WPF), das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) die für die Binnenflüchtlinge in Katanga dringend benötigte Hilfe auf vier Millionen US-Dollar.

"Vorrangig sind Lebensmittel, Notunterkünfte sowie Zugang zu Gesundheitsdiensten, Wasser und sanitärer Versorgung. Die Flüchtlingskinder, von denen viele stark unterernährt sind, müssen vor Missbrauch geschützt werden und die Möglichkeit erhalten, zur Schule zu gehen", heißt es in dem Aufruf.


Vertriebene mehrheitlich Frauen und Kinder

Nach Angaben der Hilfsorganisationen sind 86 Prozent der Binnenflüchtlinge Frauen und Kinder. Jedes vierte Kind ist noch keine fünf Jahre alt. Die ohnehin armen Gemeinden der umkämpften Region haben viele von ihnen vorübergehend aufgenommen.

Die UN-Agenturen berufen sich zudem auf eine Untersuchung der 'Ärzte ohne Grenzen' (MSF), die vor der wachsenden Gefahr von Epidemien gewarnt hat. Die durch Unterernährung geschwächten Flüchtlinge von Mitwaba könnten seit Monaten nicht geimpft werden, und ihre sanitäre Versorgung sei schlecht, heißt es in einer von MSF durchgeführten aktuellen Untersuchung. (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://www.unocha.org/
http://www.msf.org
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2012