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JUSTIZ/700: USA - Scheineingeständnis Trumps nur ein Manöver ... (SB)


USA - Scheineingeständnis Trumps nur ein Manöver ...


Sein Leben lang hat Donald Trump Frauen wie nützliche Objekte behandelt, die einzig dazu dienten, seine Bedürfnisse, sei es sexuell oder im Sinne des Prestiges, zu stillen. Seine erste Frau, das tschechische Topmodel Ivana Winklmayr, hat er mit seiner zweiten, der Hollywood-Schauspielerin Maria Maples, betrogen, und die wiederum mit seiner dritten, dem slowenischen Topmodel Melania Knauss. Letztere, die heutige First Lady, hat er 2006, als sie mit dem gemeinsamen Kind Barron schwanger war, durch eine Affäre mit der Porno-Darstellerin Stormy Daniels, richtiger Name Stephanie Clifford, betrogen. Jener Seitensprung könnte The Donald sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten kosten. Danach sieht es aktuell sehr stark aus.

Noch im Wahlkampf 2016 war Trumps flegelhafter Umgang mit Angehörigen des weiblichen Geschlechts ein Topthema. Die Chancen eines Sieges des republikanischen Präsidentschaftskandidaten gegen die demokratische Favoritin Hillary Clinton schienen auf Null zu schrumpfen, als am 7. Oktober eine nicht genutzte Aufnahme für eine Folge der Sendung "Access Hollywood" aus dem Jahr 2005 auftauchte, in der Trump damit prahlte, als Promi könne er mit Frauen "alles machen", wenn er wolle, könne er sie sogar unwidersprochen "bei der Muschi packen". Auf die endgültige Entlarvung Trumps als unbelehrbarer Schürzenjäger hin meldeten sich insgesamt 19 Frauen, die behaupteten, im Verlauf der Jahre von dem New Yorker Baulöwen und Reality-Fernsehstar das eine oder andere Mal sexuell belästigt worden zu sein. Damals hat Trumps Politberater Steve Bannon die Aufregung um das Fehlverhalten des republikanischen Politneulings dämpfen können, indem er unmittelbar vor dem Fernsehduell zwei Tage später am 9. Oktober eine Pressekonferenz mit mehreren Frauen abhielt, die früher von Ex-Präsident Bill Clinton entweder vergewaltigt oder sexuell mißhandelt worden sein sollten. Was seien Worte im Vergleich zu handfesten Übergriffen - so die Botschaft der Bannon-Veranstaltung, die offenbar verfing.

Trotz des Wahlsieges Anfang November 2016 und des Einzugs ins Weiße Haus Ende Januar 2017 verfolgen Trump seine früheren Frauengeschichten bis heute auf Schritt und Tritt. Wirklich politische Brisanz erhielten die früheren Sexeskapaden des amerikanischen Staatsoberhaupts jedoch erst im Januar dieses Jahres, als bekannt wurde, dessen langjähriger New Yorker Anwalt Michael Cohen habe im Oktober 2016 130.000 Dollar Schweigegeld an Stormy Daniels bezahlt, damit diese nicht wenige Wochen vor der Präsidentenwahl in den Medien die intimen Details ihres früheren Verhältnisses mit Trump ausplauderte. Seitdem wird wegen illegaler Wahlkampffinanzierung gegen Cohen ermittelt - wegen der Hohe der Summe sowie wegen Verheimlichung der Geldüberweisung gegenüber der Federal Election Commission (FEC).

Trump, der bis heute bestreitet, mit Clifford jemals Sex gehabt zu haben, leugnete wochenlang, etwas von dem verdächtigen Geldtransfer gewußt zu haben. Doch nachdem das FBI Mitte April Cohens Kanzlei auf den Kopf gestellt und von dort sämtliche Dokumente zwecks genauerer Überprüfung mitgenommen hatte, scheinen bei Trump Zweifel aufgekommen zu sein, ob sein Anwalt dem Ermittlungsdruck wird standhalten können und ober er notfalls bereit ist, für sein langjährigen Mandanten "eine Kugel zu nehmen", sprich ins Gefängnis zu gehen. Schließlich dürfte Cohen alles über Trumps anrüchige Geschäfte mit der New Yorker und der russischen Baumafia auf den Feldern Geldwäsche, Bau und Glückspiel wissen.

Mitte April hat Trump deshalb Rudi Giulani, der bis dahin lediglich Cyber-Crime-Berater des Präsidenten war, zu seinem obersten Rechtsberater ernannt. In einer ersten Stellungnahme erklärte der ehemalige New Yorker Staatsanwalt und Bürgermeister, er wolle so schnell wie möglich die Sonderermittlungen des Ex-FBI-Chefs Robert Mueller zu Ende bringen. Mueller ermittelt wegen des Vorwurfs, Trump hätte 2016 von Rußland propagandistische Wahlkampfhilfe erhalten, tritt jedoch aus Mangel an Beweisen seit Monaten auf der Stelle. Dafür hat Giuliani für einen absoluten Paukenschlag gesorgt, als er bei einem Auftritt beim konservativen Nachrichtensender Fox News am 2. Mai erklärte, Trump hätte Cohen die Überweisung an Clifford erstattet, was erstmals eine faktische Verbindung zwischen dem Präsidenten und die Porno-Darstellerin herstellte und alle bisherigen Dementis entkräftete.

Giuliani vertrat mit der Offenlegung, die scheinbar mit dem Präsidenten vorab besprochen worden war, der Auffassung, daß die damalige Zahlung an Clifford eine private Hilfeleistung Cohens an einen Freund gewesen sei, daß die Erstattung aus dem regelmäßigen Vorschuß Trumps an seinen Anwalt - 35.000 Dollar im Monat - gekommen und daß damit alles rechtlich nicht zu beanstanden sei. Doch weil namhafte Rechtsgelehrte dies anders beurteilten und ganz klar den Straftatbestand der illegalen Wahlkampfhilfe zu erkennen meinten, rudert das New Yorker "Wise-Guy"-Duo zurück. Giuliani behauptet, er hätte sich versprochen, während Trump argumentiert, sein Kumpel sei nicht lange in dem neuen Posten und habe die Kompliziertheit der Materie nicht durchschaut. Aus dem kläglichen Versuch Giulianis, Cohen das Signal zu senden, daß man ihm mit dem ganzen Schlamassel nicht im Regen stehen lassen werde, ist eine Schlinge geworden, die das politische Genick Trumps brechen wird. Cliffords Anwalt Michael Avenatti, der durch sein stets kämpferisches und wortgewandtes Auftreten in den Medien zum vielleicht gefährlichsten Gegner Trumps geworden ist, geht davon aus, daß aus der Affäre entweder die ersten strafrechtliche Anklage gegen einen amtierenden Präsidenten oder ein Amtsenthebungsverfahren des Kongresses hervorgehen wird.

Die große Ironie der ganzen Angelegenheit ist, daß der Stormy-Daniels-Komplex gerade in dem Moment Trumps Präsidentschaft ernsthaft bedroht, in dem die Russiagate-Ermittlungen deutlich an Schwung verlieren und fast überstanden zu sein scheinen. Am 4. Mai hat T. S. Ellis, der zuständige Richter am Bundesgericht in Virginia, damit gedroht, die Klage gegen Trumps einstigen Wahlkampfmanager Paul Manafort wegen Steuerhinterziehung abzuweisen. Ellis hat den Verdacht geäußert, daß die Klage von Sonderermittler Mueller lediglich dazu dient, Manafort unter Druck zu setzen und dazu zu zwingen, Belastendes über Trump preiszugeben. Der Richter hat dem Ex-FBI-Chef zwei Wochen gegeben, um den fehlenden Nachweis einer Verbindung zwischen der Klage gegen Manafort, der bekanntlich einst für den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukovitsch gearbeitet hat, und der These einer russischen Manipulation der Präsidentenwahl von 2016 zu erbringen. Schafft dies Mueller nicht, wird die Klage gegen Manafort fallengelassen. Kommt es tatsächlich hierzu, dann möglicherweise zu spät, um Donald Trump, der an der Stormy-Daniels-Front längst unterzugehen droht, zu helfen.

6. Mai 2018


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