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MILITÄR/878: Was machen Blackwater-Söldner in der Ukraine? (SB)


Was machen Blackwater-Söldner in der Ukraine?

Westliche Diplomatie läßt der militärischen Eskalation ihren Lauf



Scheinbar unaufhaltsam eskaliert die sogenannte Krim-Krise. Rußland baut seine Militärpräsenz auf der Halbinsel aus, wo am 16. März die Bevölkerung über den Beitritt zur Russischen Föderation in einer Volksbefragung abstimmen soll und sich mehrheitlich vermutlich dafür entscheiden wird. Die USA haben zwölf Kampfjets vom Typ F-16 nach Polen, 10 vom Typ F-15 nach Litauen und einen Lenkwaffenzerstörer der Arleigh-Burke-Klasse ins Schwarze Meer verlegt. (Die USS Truxtun hat eine Besatzung von 380 Mann und ist mit dem modernsten Feuerleitsystem von Raytheon - Stichwort Raketenabwehr - sowie 96 Tomahawk-Marschflugkörpern ausgerüstet.)

Mit jedem Tag nimmt die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung zu. Westliche Politiker lassen mit ihren scharfen Worten im Streit mit Rußland um den richtigen Umgang mit der Ukraine nach dem gewaltsamen Machtwechsel in Kiew am 22. Februar kein Interesse an einer Beilegung erkennen, die nicht mit einer Blamage für Wladimir Putin einhergeht. Das Gegenteil ist der Fall. Der britische Außenminister William Hague warnte Moskau am 9. März in einem Interview mit der BBC vor einem "Konflikt mit Schußwaffen", sollten russische Truppen versuchen, den Osten der Ukraine, wo offenbar eine Mehrheit der Bevölkerung der neuen, aus Radikalnationalisten und neoliberalen Marktreformern bestehenden Putschisten-Regierung in Kiew ablehnend bis skeptisch gegenübersteht, zu besetzen. Nach der Flucht des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch betrachtet die NATO die Ukraine quasi als eine Art Protektorat. Dafür spricht die Tatsache, daß nach dem Abflauen der Proteste auf dem Kiewer Maidan-Platz schwerverletzte Demonstranten mit Bundeswehr-Maschinen zur ärtzlichen Behandlung nach Deutschland ausgeflogen wurden.

Nachdenklich stimmt auch der Umstand, daß sich am 9. März bei einer Kundgebung auf dem Maidan der russische Ex-Oligarch und verurteilte Steuerkriminelle Michail Chodorkowski von der pro-westlichen "Opposition" feiern ließ und von dort aus zum Sturm auf den Kreml blies. Chodorkowski kann man als "U-Boot" des Westens betrachten. Seine Probleme mit der Justiz in Rußland begannen vor elf Jahren, als er sich über seine Firma Yukos daran machte, weite Teile des russischen Ölpipelinesystems an Unternehmen in den USA zu verkaufen, die dem neokonservativen Klüngel um die Familie Bush und deren Freunden - Stichwort Chevron, Condoleezza Rice - zugerechnet werden.

Die Propaganda-Offensive des Westens hat Rußland zu einer "außergewöhnlichen" Maßnahme veranlaßt, um die Wortwahl M. K. Bhadrakumars zu gebrauchen. Wie der ehemalige indische Diplomat am 9. März auf seinem Blog Indian Punchline bei der Onlinezeitung Rediff berichtete, hat die russische Delegation bei den Vereinten Nationen in New York dem Sicherheitsrat sämtliche geheimdienstlichen Erkenntnisse Moskaus über die Scharfschützen, die am 20. Februar in Kiew 60 Menschen, die meisten von ihnen Demonstranten, aber auch einige Polizisten, getötet haben, übergeben und um die Einberufung einer internationalen Untersuchungskommission gebeten. Auch wenn das Vorhaben am Veto der USA scheitern dürfte, zeigt der Schritt, daß die Kreml-Führung nicht gewillt ist, sich ohne weiteres dem Willen der NATO zu beugen.

Die Frage der Identität jener Scharfschützen ist für die westlichen Mächte brisant. Wie man spätestens aus einem, vermutlich vom russischen Geheimdienst veröffentlichten Mitschnitt eines Telefonats zwischen der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und dem estnischen Außenminister Urmas Paet weiß, besteht der dringende Verdacht, daß es sich hier um keine Angehörigen der ukrainischen Sicherheitskräfte, sondern um Söldner handelte, die mit einem Blutbad den Machtkampf in Kiew zuungunsten Janukowitschs entscheiden wollten - was auch geschah. Es kursieren schon länger unbestätigte Meldungen, wonach westliche Spezialstreitkräfte ukrainische Neofaschisten von der UNA-UNSO im Westen der Ukraine militärisch ausbilden. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Meldung der MailOnline, des Internetportals der britischen Zeitung Daily Mail, vom 8. März, wonach schwarzgekleidete, schwerbewaffnete Mitarbeiter des berüchtigten Söldern-Unternehmens Academi - einst Blackwater genannt - bereits in der an Rußland angrenzenden ostukrainischen Stadt Donezk gesichtet worden sind. Dort würden die Academi-Männer, die in der Regel Ex-Mitglieder der US-Spezialstreitkräfte sind, "der unter Druck stehenden pro-westlichen Regierung" helfen, sich durchzusetzen, so MailOnline-Reporter Damien Gayle, der seinem Bericht mehrere entsprechende Videomitschnitte aus Donezk anhängte. [1]

Fußnote:

1. www.dailymail.co.uk/news/article-2576490/Are-Blackwater-active-Ukraine-Videos-spark-talk-U-S-mercenary-outfit-deployed-Donetsk.html

10. März 2014