Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → REDAKTION

MILITÄR/881: Roboter sollen US-Militärsatelliten reparieren (SB)


Roboter sollen US-Militärsatelliten reparieren

DARPA hat mit dem Phoenix Program viel vor



Wie der mehrfach ausgezeichnete Kinofilm "Gravity" mit Sandra Bullock und George Clooney in den Hauptrollen eindrücklich gezeigt hat, ist die Wartung und Reparatur von Satelliten und anderen Gegenständen von menschlicher Hand im All eine aufwendige und gefährliche Angelegenheit. Dieser Umstand hat die Defense Advanced Research Project Agency (DARPA) des Pentagons dazu veranlaßt, nach anderen Möglichkeiten der Durchführung solcher Operationen zu suchen. DARPA, der wir das Internet zu verdanken haben und die zum Beispiel eine führende Rolle bei der Entwicklung neuer Treibstoffe und Energiequellen spielt, plant solche Arbeiten in nicht allzu ferner Zukunft von Robotern erledigen zu lassen.

Die Forschungsagentur des US-Verteidigungsministeriums veranstaltete 2004 erstmals die DARPA Grand Challenge, ein Rennen für ferngesteuerte Autos, das vermutlich aus Sicherheitsgründen in der kalifornischen Mojave-Wüste stattfand. Bereits drei Jahre später konnte der Wettbewerb unter dem Namen DARPA Urban Challenge aufgrund der Leistungssteigerung in der Technologie in einer städtischen Umgebung durchgeführt werden. Seit 2012 lädt die militärische Entwicklungsbehörde Privatpersonen wie auch Firmen zur alljährlichen DARPA Robotics Challenge ein, deren Ziel die Entwicklung semi-autonomer humanoider Roboter ist, die "komplexe Aufgaben in gefährlichen, abgebauten, von Menschen geformten Umgebungen" übernehmen können. Gemeint ist die Bewältigung von Katastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben oder einem großen industriellen Störfall wie 2011 in der japanischen Kernkraftanlage Fukushima.

Im Rahmen ihres 2011 ins Leben gerufenen Phoenix Program will DARPA das US-Militär in den Stand versetzen, robotische Pannenhelfer ins All schicken zu können. Ein schwieriges Problem und ein erheblicher Kostenfaktor bei Satelliten ist die Tatsache, daß sie, wenn sie sich einmal in der Erdumlaufbahn befinden, praktisch nicht mehr physisch erreichbar sind und repariert werden können, sobald irgendein Teil nicht mehr richtig funktioniert. Einzig das Hubble-Teleskop war von vornherein dazu konzipiert worden, per Greifarm in die Ladeluke des Space Shuttle der NASA geholt und dort von Astronauten repariert zu werden, was zwischen 1993 und 2009 fünfmal geschah. Seit der Einstellung des Space-Shuttle-Programms 2011 gibt es diese Möglichkeit nicht mehr.

Wie Allen McDuffee am 4. April auf dem Blog Danger Room der Technologiezeitschrift Wired unter der Überschrift "Darpa's Robot Could Soon Assemble Satellites in Space" berichtete, hat das Phoenix Program von DARPA Phase 1 erfolgreich überstanden. Hierbei hat man einen Wartungssatelliten entwickelt, mit dessen Greifarmen die verschiedensten Reparaturarbeiten erledigt werden können. Demnächst will das Pentagon im Rahmen von Phase 2 beginnen, solche Robotersatelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Der mit Sensoren, einem Kommunikations- und Steuerungsmodul sowie verschiedenen Energiequellen ausgestattete Satellit hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 15 Jahren. Die Antennen dagegen sollen bis zu 100 Jahre einwandfrei funktionieren.

Dies hat das Pentagon zu einem ehrgeizigen Plan veranlaßt. Die im All stationierten Wartungssatelliten sollen die Antennen ausgedienter Kommunikationssatelliten abtrennen und sie auf neue Minisatelliten montieren. Solche standardisierten "Satlets" hat man bereits entwickelt. Im Rahmen des Payload Orbital Delivery System soll jede beliebige, ins All geschickte Rakete vorher mit einem oder mehreren "Pods" bestückt werden können, in denen sich wiederum mehrere Satlets befinden. In der Erdumlaufbahn wird sich der Wartungssatellit mit dem von der Rakete ausgesetzten Pod treffen, die Satlets samt Schutzhülle herausholen und an seinen eigenen Rumpf hängen. Anschließend begibt er sich zum nächstbesten ausrangierten Kommunikationssatelliten, schneidet die Antennen ab und stattet sie mit einem neuen Rumpf in Form des Satlet aus (Experten schätzen den Wert "ausgestorbener" Satelliten in der erdnahen Umlaufbahn auf rund 300 Milliarden Dollar). Obwohl nur rund siebeneinhalb Kilo schwer, soll das Satlet über alles verfügen, was ein herkömmlicher Satellit zum Funktionieren braucht.

Kritiker sehen im Phoenix Program der DARPA die Gefahr der Militarisierung des Weltalls. Schließlich könnte das US-Weltraumkommando besagte Wartungsroboter sowohl als Defensiv- als auch als Offensivwaffe einsetzen. Will heißen, das Pentagon könnte sie dazu nutzen, im Falle eines Krieges eigene ausgeschaltete Satelliten schnell zu ersetzen bzw. feindliche Satelliten funktionsunfähig zu machen.

10. April 2014