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NAHOST/1123: Hisb Allah zerschlägt CIA-Spionagenetz im Libanon (SB)


Hisb Allah zerschlägt CIA-Spionagenetz im Libanon

"Pizza-Connection" in Beirut läßt "die Firma" alt aussehen


Vor dem Hintergrund der Unruhen in Syrien und der wachsenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran hat die CIA im Libanon eine peinliche Niederlage erlitten. Dort soll die Miliz der schiitischen Bewegung Hisb Allah, die an der derzeitigen Koalitionsregierung in Beirut beteiligt ist, zwei unterschiedliche Spionageringe der CIA zerschlagen und rund ein Dutzend informelle Mitarbeiter des US-Auslandsgeheimdienstes aus dem Verkehr gezogen haben. Als im Juni Hassan Nasrallah die Demaskierung der ersten beiden CIA-Doppelagenten bekanntgab, hatte die Regierung Barack Obamas alles abgestritten und versucht, den Hisb-Allah-Chef als Lügner und Prahlhans darzustellen. Ein am 21. November von der US-Nachrichtenagentur Associated Press veröffentlichter Bericht gibt Nasrallah jedoch recht und schildert die geheimdienstliche Katastrophe der letzten Monate erstmals in ihrem vollem Ausmaß. Andere US-Medien wie die Nachrichtenredaktion des Fernsehsenders ABC, die Los Angeles Times und die New York Times haben weitere pikante Details der Blamage hinzugefügt.

Nach Angaben von AP hat die geheimdienstliche Abwehrabteilung der Hisb-Allah-Miliz mit den selben Methoden, mit denen sie in den vergangenen Jahren mehr als 100 IMs des israelischen Mossads im Libanon aufgespürt hatte, bis zu zwölf CIA-Informationszuträger in den eigenen Reihen aufgedeckt. Hierzu gehörte die Überprüfung von Mobiltelefonnummern, die nur ganz selten und dann nur an ganz bestimmten Orten benutzt wurden, mittels eines speziellen Softwareprogramms. Doch auch die Art, wie die CIA den Kontakt zu ihren Spitzeln im Libanon pflegte, soll alles andere als dem finanziell bestausgestatteten Auslandsgeheimdienst der Welt würdig gewesen sein. Demnach wurde bei der telefonischen Abmachung einer Zusammenkunft das Codewort Pizza benutzt. Anschließend trafen sich nach Angaben der Los Angeles Times der jeweilige Agent und sein Führungsoffizier - man glaubt es nicht -bei einer Dependence der US-Fastfoodkette Pizza Hut in Beirut.

Gegenüber ABC News haben nicht namentlich genannte Vertreter der US-Regierung bestritten, daß die Begegnungen der CIA mit ihren Agenten im Libanon bei Pizza Hut stattfanden, sich jedoch geweigert, den richtigen oder einen alternativen Treffpunkt zu benennen. So oder so ist der Schaden enorm. Die CIA ist nicht nur laut LA-Times im Libanon vorerst "nicht mehr im Geschäft", sondern hat sich außerdem durch stümperhafte Arbeit der Lächerlichkeit preisgegeben. Im AP-Enthüllungsartikel ist vom "geheimdienstlichen Debakel", von einem "Schlamassel" und sogar von der "Libanon-Krise" die Rede. Erschwerend kommt hinzu, daß es in Langley offenbar bereits 2009 Warnungen vor den neuen Aufspürmethoden der Hisb-Allah-Miliz gab, diese jedoch entweder gar nicht oder nur unzureichend beachtet wurden.

Man kann davon ausgehen, daß die Hardliner in Washington die jüngste Niederlage der CIA im Libanon nicht auf sich sitzen lassen werden. Ohnehin gehören - neben "Regimewechsel" in Damaskus und Teheran - die Schwächung des Einflusses der Hisb Allah und die Ausschaltung ihrer Miliz, die der damalige Stellvertretende Außenminister Richard Armitage 2002 bekanntlich als "A-Team" des transnationalen "Terrorismus" bezeichnete, seit langem zu den vordringlichen Zielen Washingtons bei der Schaffung jenes "Neuen Nahen Ostens", dessen "Geburtswehen" die damalige US-Außenministerin Condoleezza Rice in Verbindung mit dem israelischen Überfall auf den Libanon im Sommer 2006 zu erkennen meinte.

Die offizielle Empfehlung der US-Botschaft in Damaskus vom 23. November an alle in Syrien lebenden Amerikaner, das Land so rasch wie möglich zu verlassen, läßt die Befürchtung aufkommen, daß demnächst westliche Luftangriffe mit dem Ziel, den militanten Gegner beim proklamierten Sturz von Präsident Bashar Al Assad zu helfen, anstehen könnten. Interessanterweise hat am selben Tag im Iran Parviz Sourouri, der Vorsitzende des außenpolitischen und geheimdienstlichen Ausschusses des Parlaments in Teheran, die Festnahme von 12 informellen Mitarbeitern der CIA in der Islamischen Republik bekanntgegeben. Die Konfrontation zwischen Washington und Teheran nimmt an Härte zu.

24. November 2011