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USA/1380: Stolpert The Donald über die "Trump University"? (SB)


Stolpert The Donald über die "Trump University"?

Frage der Glaubwürdigkeit bereitet nicht nur Hillary Clinton Probleme


Die Kandidatur Hillary Clintons um die US-Präsidentschaft steckt tief in der Krise. Nicht zuletzt wegen der Email-Affäre aus ihrer Zeit als Außenministerin Barack Obamas befinden sich ihre Umfragewerte im Sinkflug. Für den Fall, daß Clinton am 7. Juni die Vorwahl im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Kalifornien an den "demokratischen Sozialisten", Senator Bernie Sanders aus Vermont, verliert, überlegt man nach Angaben des Wall Street Journal im Weißen Haus, auf dem Parteitag der Demokraten Ende Juli in Philadelphia Vizepräsident Joseph Biden - mit der linken Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts als "running mate" an seiner Seite - als Kompromißkandidaten der Demokraten ins Rennen um die Präsidentschaft zu schicken.

Derweil kämpft Clinton energisch um ihr politisches Überleben. Bei einer außenpolitischen Rede im kalifornischen San Diego, Sitz der größten Marinebasis der USA, hat die ehemalige First Lady am 2. Juni eine ordentliche Breitseite auf den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump, in der Hoffnung abgefeuert, dafür ihre Eignung als Oberkommandierende der Streitkräfte unter Beweis stellen zu können. Unter Verweis auf Trumps Dünnhäutigkeit und Impulsivität erklärte Clinton, der großmäulige Baumagnat und Casinobetreiber wäre als Präsident nicht nur für die USA, sondern die ganze Welt ein Sicherheitsrisiko; ihm dürfe man auf keinem Fall die Codes für das US-Atomwaffenarsenal überantworten.

Man darf Zweifel hegen, ob dieses Argument gerade aus dem Munde Clintons unentschlossene Wähler überzeugen wird. Schließlich ist es Trumps Absage an die Weltpolizistenrolle der USA und sein Versprechen, das für niemals endende Kriege in Ländern der islamischen Welt ausgegebene Geld in die amerikanische Infrastruktur zu investieren, die Millionen von Wählern begeistern. Hillary Clinton hingegen gilt als Lieblingskandidatin der Neokonservativen und der Liberalinterventionisten, die von ihr vor allem Rußland und China in die Schranken gewiesen sehen wollen. Trump mag unberechenbar sein, doch Clinton hat bereits Kriege mitverursacht - bestes Beispiel 2011 in Libyen - und Rußlands Präsidenten Wladimir Putin mit Adolf Hitler verglichen.

Nachdem er sich aller anderen Bewerber um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner entledigt hat, steht Trump beim Kampf um den Einzug ins Weiße Haus nun sich selbst im Weg. Seine Wahlkampfkampagne wird seit über einer Woche von der Diskussion um die Trump University überschattet. 2005 hatte The Donald das private Bildungsunternehmen aus der Taufe gehoben. In teueren Wochenendseminaren - die Preise für die Kurse lagen zwischen 1500 und 35.000 Dollar - sollten die Studenten der dubiosen Einrichtung Tips erhalten, wie sie einen Reibach auf dem damals überhitzten US-Immobilienmarkt machen könnten. 2008 platzte bekanntlich die Immobilienblase. Seit 2011 ermittelt die New Yorker Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlichen Betrugs gegen die Trump University, die inzwischen ihren Betrieb eingestellt hat.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht der Vorwurf, hinter der Fassade einer Hochschule für Online-Bildung habe sich eine Betrugsmaschine verborgen, mit der leichtgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche gezogen wurde. Der Gesamtschaden liegt bei rund 40 Millionen Dollar. In Kalifornien wird aktuell die Sammelklage einer Gruppe ehemaliger Besucher der Trump University verhandelt. In den letzten Tagen haben frühere Mitarbeiter der Firma vor Gericht erläutert, mit welchen psychologischen Tricks sie auf Anweisung Trumps Interessenten zum Kauf eines Kurses bewegt haben. Obwohl sie selbst wußten, daß der Lehrstoff auf nichts anderes als die Parole "kaufe billig und verkaufe teuer" hinauslief, rieten die Kontaktleute der Trump University beispielsweise potentiellen Studenten, die in finanziellen Schwierigkeiten steckten, die Kosten für die Online-Kurse über ihre Kreditkarte zu begleichen.

Trump, für den der Frontalangriff stets die beste Verteidigung ist, fällt nichts Besseres dazu ein, als die Ermittlungen als großes Komplott gegen seine Person abzutun und den zuständigen Richter in San Diego, Gonzalo Curiel, als "Trump-Hasser" und "Mexikaner" zu beschimpfen. So macht man als Präsidentschaftskandidat keine Pluspunkte bei der großen Gemeinde der lateinamerikanischen Einwanderer und ihrer Nachfahren in den USA. Die Affäre um die Trump University entblößt The Donald als das, was er in Wirklichkeit ist, nämlich ein Schwindler, dessen wichtigste Masche darin besteht, durch dicke Sprüche seine Gegner in die Reaktion zu bringen. Daß dieses Urteil nicht zu drastisch, sondern angemessen ist, zeigt Trumps widersprüchliche politische und geschäftliche Positionierung in der Frage des Klimawandels. Im Wahlkampf tritt er regelmäßig für den Ausbau der amerikanischen fossilen Energie ein und bezeichnet den Klimawandel als Erfindung der Chinesen, um die verarbeitende Industrie der USA wettbewerbsunfähig zu machen. Gleichzeitig will er in der irischen Grafschaft Clare eine Mauer aus mehreren tausend Tonnen Stein und Geröll vor dem eigenen Golfhotel errichten lassen, um die 2014 erworbene Anlage vor den steigenden Fluten des Atlantiks zu schützen.

4. Juni 2016


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