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ARBEIT/423: von der Leyen - "Bürgerarbeit ist konsequentes Fördern und Fordern" (BMAS)


Bundesministerium für Arbeit und Soziales - 9. Juli 2010

von der Leyen: "Bürgerarbeit ist konsequentes Fördern und Fordern"

Bundesarbeitsministerin stellt Modell zur Integration von Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt vor - bundesweit 197 Jobcenter beteiligt


Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales startet am 15. Juli 2010 mit dem neuen Modellprojekt Bürgerarbeit. Mit 197 Jobcentern aus allen 16 Bundesländern wird sich fast die Hälfte aller Grundsicherungsstellen bundesweit an dem Modellprojekt für eine bessere Integration von Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt beteiligen. An der mindestens sechsmonatigen Aktivierungsphase sollen 160.000 erwerbsfähige Hilfebedürftige teilnehmen, für die Beschäftigungsphase ab dem 15. Januar 2011 stehen 34.000 Bürgerarbeitsplätze zur Verfügung. Das Bundesprogramm Bürgerarbeit, für dessen dreijährige Laufzeit insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro aus dem Bundesetat (230.000 Euro pro Jahr) und Mitteln des Europäischen Sozialfonds (200.000 Euro pro Jahr) zur Verfügung stehen, setzt auf Erfahrungen eines Pilotprojektes in Bad Schmiedeberg auf. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen stellte das Programm deswegen am Freitag gemeinsam mit dem Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts Dr. Reiner Haseloff in Berlin vor.

Bundesarbeitsministerin von der Leyen: "Aktiv zu sein ist immer besser als zuhause auf ein Jobangebot zu warten. Deswegen haben wir bei der Bürgerarbeit nicht nur eine intensive Aktivierungs- und Vermittlungsphase vorgeschaltet, sondern auch zur Bedingung gemacht, dass jedem Bürgerarbeiter ständig ein persönlicher Coach zur Seite steht, der motiviert, berät und unterstützt, damit der Sprung in einen regulären Job gelingt. Denn das oberste Ziel auch der Bürgerarbeit ist, Menschen dauerhaft in reguläre Jobs zu bringen. Die teilnehmenden Jobcenter sind hochmotiviert. Das zeigt der große Einfallsreichtum und der Mut der Konzepte. Sie nehmen nicht nur gezielt schwerer vermittelbare Gruppen wie Alleinerziehende, Arbeitsuchende mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderungen in den Blick, sie setzen auch auf eine starke Verankerung des Programms vor Ort. Das ist klug, denn mit der lokalen Wirtschaft, den Vereinen und Verbänden im Boot steigen die Chancen, dass das Programm zieht und der Beschäftigungserfolg von Dauer ist."

Namensgeber und Vorbild für das neue Bundesprogramm war die "Bürgerarbeit" im sachsen-anhaltinischen Bad Schmiedeberg, die maßgeblich vom dortigen Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Reiner Haseloff vorangetrieben wurde.

Sachsen-Anhalts Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Reiner Haseloff: "Mit der Bürgerarbeit finanzieren wir Arbeit statt Arbeitslosigkeit. Wir konnten in den Modell-Gemeinden die Arbeitslosigkeit dauerhaft um mehr als 50 Prozent senken. 20 bis 25 Prozent aller Arbeitslosen haben sich binnen weniger Wochen in reguläre Beschäftigung abgemeldet. Etwa zehn Prozent der ehemals Chancenlosen sind zwischenzeitlich in den regulären Arbeitsmarkt eingemündet; weitere fünf bis zehn Prozent haben eine Qualifizierung aufgenommen. Bürgerarbeit ist also keine Endstation, sondern ein Weg aus Resignation und sozialer Ausgrenzung, denn Motivation und Selbstwertgefühl der Bürgerarbeiter sind erheblich gestiegen."


Wie funktioniert die "Bürgerarbeit"?

Vermittler vor Ort sprechen einzelne oder alle Kunden an - je nach örtlichem Konzept.
Dann Abschluss einer Eingliederungsvereinbarung, die genau festlegt: Was unternimmt das Jobcenter, was unternimmt der Arbeitslose an Eigenbemühungen in den nächsten sechs Monaten um einen regulären Job zu finden (Aktivierungsphase)
Die Jobcenter versuchen die Beteiligten zu vermitteln. Wenn das wegen konkreter Defizite oder einer fehlenden Qualifikation scheitert, startet gezielte Förderung.
Jedes Jobcenter kann eigene Wege verfolgen (Absicht des Programms): Z. B. werden einige verstärkt auf Praktika bei Unternehmen setzen, andere auf gezielte Qualifizierung, andere in ländlichen Gegenden auf die Förderung von Mobilität. Mittelpunkt ist immer die Frage: Wie kann der Arbeitslose wieder einen Job bekommen? Was genau braucht er dafür konkret an Unterstützung?
Erst, wenn nach der sechsmonatigen Aktivierungsphase die Integration auf einen regulären Arbeitsplatz (noch) nicht möglich war, beginnt die Beschäftigungsphase. Dann erhalten ausgesuchte Teilnehmer einen der 34.000 "Bürgerarbeitsplätze" (Die Tätigkeit muss gemeinnützig sein und darf keine regulären Jobs verdrängen: Z. B. Begleitservice für Ältere/Behinderte etwa bei Behördengängen/Arztbesuchen; Energiesparberatung für Bedürftige; Unterstützung von Übungsleitern/Platzwarten im Breitensport; Kochen und Essensausgabe bei Mittagstischen für Bedürftige; Anlage/Pflege von Naturlehrpfaden, etc.)
Vorstellungsgespräch beim Arbeitgeber, Abschluss eines Arbeitsvertrags (in der Beschäftigungsphase werden Arbeitsplätze bis zu drei Jahre mit einem Festbetrag gefördert, der Arbeitsentgelt und Sozialversicherungsaufwand des Arbeitgebers abdeckt. Wochenarbeitszeit von 30 Stunden=1.080 Euro; Wochenarbeitszeit von 20 Stunden=720 Euro)
Gleichzeitig mit Aufnahme der Bürgerarbeit: Beginn des begleitenden Coachings (z. B. regelmäßige Treffen, Besuche am Arbeitsplatz, Problemlösungsangebote).
Wenn sich während der Bürgerarbeitsphase am örtlichen Arbeitsmarkt neue Chancen auftun oder die Teilnehmer über ihre Tätigkeit die persönlichen Voraussetzungen verbessern, initiiert der Coach erneute Vermittlungsversuche in reguläre Jobs.

Einen umfangreichen Frage-Antwortkatalog zur Bürgerarbeit sowie die Liste aller 197 Jobcenter finden Sie unter:
www.bmas.de


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 35 vom 9. Juli 2010
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2010