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ARBEIT/521: Rechtlich bindende Vorschriften für die Textilindustrie gefordert (medico international)


medico international - Pressemitteilung vom 17.05.2013

medico international fordert rechtlich bindende Vorschriften für die Textilindustrie

Nach den Katastrophen in Bangladesch und Pakistan



Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international sieht in dem Sicherheitsabkommen für Bangladeschs Textilindustrie nur einen ersten Schritt zur Änderung der menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. "Die meisten Firmen, die das Bangladesch-Abkommen unterzeichnet haben, lassen auch in Pakistan, Kambodscha oder Sri Lanka produzieren. Werden die Regelungen nicht schnellstmöglich dorthin übertragen, führt das nur zu einer Verlagerung der Produktions- und Lieferketten", sagt Thomas Seibert, Südasien-Referent von medico international.

"Nur eine internationale Regelung kann die Produktionsbedingungen nachhaltig verbessern" sagt der pakistanische medico-Partner Nasir Mansoor, stellvertretender Generalsekretär der Gewerkschaft National Trade Union Federation (NTUF). "Textilien des KiK-Labels fanden sich im eingestürzten Fabrikhochaus in Bangladesch und in der ausgebrannten Fabrik hier in Karatschi. Die großen Unternehmen lassen immer dort arbeiten, wo es am billigsten ist. Wer die neuen Regelungen lokal beschränkt, hält sich diese Hintertür offen."

Weil Arbeitszeit und Arbeitslohn in der Unterbietungskonkurrenz um europäische und amerikanische Aufträge den Ausschlag geben, fordern medico und seine pakistanischen Partner außerdem die Ausweitung der Regelungen auf den Arbeitslohn, die Arbeitszeitbestimmungen, die Sozialleistungen und das Recht auf freie gewerkschaftliche Betätigung. "Obwohl die Beschäftigten in Asien bis zu 14 Stunden täglich arbeiten, reicht der Lohn kaum zum Überleben. Die Mindestlöhne müssen wenigstens verdoppelt werden", sagt medico-Partnerin Zehra Khan von der Frauengewerkschaft Home Based Women Workers Association (HWWA).

"Wir brauchen internationale gesetzliche Regelungen, die Zuwiderhandlungen unter Strafe stellen und auch in Deutschland eingeklagt werden können", sagt Thomas Seibert. "Sollen H&M, Primark, KiK und NKD ihr Verhalten wirklich ändern, müssen sie auch von Konsumentinnen und Konsumenten und von den Regierungen in Europa unter Druck gesetzt werden."

Weitere Informationen: www.medico.de/textil

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Quelle:
medico international - Pressemitteilung vom 17. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2013