Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → SOZIALES

ARBEIT/522: Bangladesch - Europäische Textilkonzerne unterstützen Sicherheitsabkommen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Mai 2013

Bangladesch: Europäische Textilkonzerne unterstützen Sicherheitsabkommen - US-Firmen scheren aus

von Katelyn Fossett



Washington, 17. Mai (IPS) - Gewerkschaften in den USA dringen verstärkt darauf, dass Unternehmen im Land ein verbindliches Sicherheitsabkommen für Fabriken in Bangladesch unterzeichnen. Zehn große europäische Bekleidungshersteller haben diesen Schritt bereits vollzogen.

Der größte europäische Textilkonzern H&M schloss sich am 13. Mai der Übereinkunft an. Einen Tag später folgte die Firma Benetton, die ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war, nachdem ihre Textilien in den Trümmern der Ende April eingestürzten Fabrik 'Rana Plaza' in der bangladeschischen Stadt Dhaka gefunden worden waren. Die Suche nach Überlebenden in den Überresten des achtstöckigen Gebäudes wurde kürzlich eingestellt. Die Zahl der Toten wird offiziell mit 1.127 angegeben.

"Die Entscheidung von H&M, das Abkommen zu unterschreiben, ist wichtig", erklärte Scott Nova, Exekutivdirektor der Organisation 'Worker Rights Consortium' (WRC) in Washington. Der Konzern sei der größte Bekleidungsproduzent in Bangladesch, noch vor Walmart.

Das 'Bangladesch Building and Fire Safety Agreement' wurde unter anderem von Inditex, C&A, Primark und Tesco unterschrieben. Nach dem Stand vom 14. Mai war in den USA bisher lediglich PHV, das Mutterunternehmen der Marken Tommy Hilfiger und Calvin Klein dazu bereit.

Nach Angaben des 'International Labor Rights Forum' (ILRF) fordert das Abkommen unabhängige Sicherheitsinspektionen mit öffentlich zugänglichen Berichten, verbindliche Fabrikrenovierungen, die Verpflichtung von Firmen und Händlern, Kosten für Reparaturen zu tragen sowie eine größere Mitsprache der Arbeiter und ihrer Interessenvertretungen.


Hohe Investitionen in Instandhaltung von Gebäuden

Unternehmen sind demnach dazu angehalten, bis zu 500.000 US-Dollar jährlich für die Instandhaltung von Gebäuden und die Sicherheit der Fabriken in Bangladesch zu zahlen, um sie auf einem bestimmten Standard zu halten. ILRF-Kommunikationschefin Liana Foxvog schätzt die zusätzlichen Kosten auf zehn Prozent pro Kleidungsstück.

Die Einigung zwischen den großen europäischen Konzernen hat ein Schlaglicht auf die relative Tatenlosigkeit von US-Unternehmen geworfen. Interessenvertretungen von Arbeitern in den USA verschärfen seitdem ihren Druck. "Es ist an der Zeit, dass diese Firmen auch unterschreiben", erklärt Foxvog.

Gewerkschaften sind vor allem auf Walmart und Gap fokussiert, zwei der größten Unternehmen, die ihre Produkte in bangladeschischen Fabriken herstellen lassen. "Sollte Gap unterschreiben, werden andere US-Unternehmen nachziehen", meinte Foxvog.

Gap hatte im vergangenen Jahr kurz davor gestanden, das Abkommen zu unterschreiben, zog dann aber eine eigene, nicht bindende Übereinkunft vor, die im vergangenen Oktober mit Fabriken in Bangladesch geschlossen wurde. Am 13. Mai äußerte sich das Unternehmen besorgt über mögliche Haftungsansprüche, die erhoben werden könnten. Nach eigenen Angaben ist Gap nur dann zum Einlenken bereit, wenn die Haftungsrisiken verringert würden. Nova und Foxvog befürchten, dass der Konzern nur ein unverbindliches Abkommen akzeptieren wird.

Kürzlich starteten ILRF und die Organisation 'United Students against Sweatshops' eine neue Website, auf der sie weiteren Druck auf Gap machen wollen.


Regierung und Parlament in Dhaka bewegen sich

Die Gewerkschaften zeigen sich jedoch zunehmend optimistisch, da der Druck auf die Unternehmen zuzunehmen scheint. Die Regierung von Bangladesch hat indes signalisiert, strengere Arbeitsstandards garantieren zu wollen.

Am 13. Mai hob das Parlament in Dhaka Beschränkungen für die Gründung von Gewerkschaften auf. Damit wurde ein 2006 in Kraft getretenes Gesetz geändert, dass Beschäftigte vor der Gründung von Interessensvertretungen dazu verpflichtete, die Einwilligung des Arbeitgebers einzuholen. Die Regierung hat zudem einen Ausschuss eingesetzt, der Mindestlöhne festlegen soll, die dann vom Kabinett gebilligt werden müssen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.workersrights.org/
http://www.laborrights.org/
http://usas.org/
http://www.ipsnews.net/2013/05/u-s-retailers-holding-out-on-bangladesh-safety-agreement/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. Mai 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2013