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ARMUT/221: Literaturhinweis - Erfolgreiche Armutsbekämpfung erfordert präventiv ausgerichteten Sozialstaat (Caritas)


Caritas Pressemitteilung vom 23. September 2016

Buchpräsentation mit Bundesministerin Andrea Nahles

Erfolgreiche Armutsbekämpfung erfordert präventiv ausgerichteten Sozialstaat


Berlin, 23. September 2016. "Armut sichtbar zu machen und Arme zu unterstützen ist immer schon eine Aufgabe der Kirche und ihrer Caritas." Daran erinnert Caritas-Präsident Peter Neher anlässlich der heutigen Buchvorstellung "Armut in Deutschland", das Georg Cremer, Generalsekretär und Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbands (DCV), im Verlag C.H. Beck veröffentlicht hat.

Bereits 1992 habe die Caritas erstmals eine Armutsuntersuchung veröffentlicht, die deutlich machte, dass viele Sozialhilfeempfänger von den Hilfen des Sozialstaats nicht erreicht wurden. Bei allen Fortschritten in der Armutsbekämpfung gelte nach wie vor, dass "der Anspruch einer fundierten, präventiven und befähigenden Armutspolitik geblieben ist und so aktuell wie damals", betont Neher in seiner Begrüßung. Diesen Anspruch greife Cremer in seinem Buch auf, indem er "Nüchternheit, Faktentreue und Engagement für die Armen" verbinde. Er plädiere für die zähe Arbeit politischer Reformen und mache zahlreiche Vorschläge, wie es gelingen könne, Armut vorzubeugen und Menschen zu befähigen.

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales: "Ja, es gibt sie - Armut in Deutschland. Und es besteht Handlungsbedarf. Man darf, man muss darauf hinweisen, mahnen, den Finger in die Wunde legen. Aber bitte so, dass es dem vielfältigen und komplexen Phänomen gerecht wird - ohne Hysterie, Flügelschlagen und Scheinlösungen, sondern nüchtern, sachlich, an den Fakten orientiert. Hier leistet das Buch von Prof. Cremer einen wahrhaft entscheidenden Beitrag. Es entzaubert allerlei Mythen rund um Armut, es klärt im besten Wortsinn auf und richtet das Augenmerk auf die entscheidenden Stellschrauben bei der Armutsbekämpfung. Der Autor macht den Blick frei darauf, dass der Sozialstaat Verantwortung trägt, dies aber zusammengehen muss mit gesamtgesellschaftlicher Anstrengung, die Selbstverantwortung einschließt." In seinem Buch kritisiert Cremer, dass die aktuelle Armutsdebatte den Armen nicht nutze, da sie keine Orientierung darüber biete, wie Armut wirksam zu bekämpfen sei. "Armut ist ein drängendes Problem in Deutschland. Doch die Superlative der Skandalisierung rütteln nicht auf, sondern stumpfen ab. Rituelle Empörung führt nicht zu politischem Handeln." Das Defizit des Sozialstaats sei nicht, dass er im Fall der Not nicht helfe, sondern dass er nicht wirksam genug sei, Notlagen zu vermeiden. So müsse es besser gelingen, die Sozialpolitik stärker am Grundsatz der Befähigung auszurichten, auch wenn dies mühsam sei. "Dazu gehören viele zähe kleine Schritte, aber ohne diese Schritte ist das große Ziel nicht zu erreichen", macht Cremer deutlich.

Georg Cremer:
Armut in Deutschland. Wer ist arm? Was läuft schief? Wie können wir handeln? 2016.
271 S.: mit 7 Abbildungen. Klappenbroschur, erschienen im Verlag C.H. Beck

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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. September 2016
Deutscher Caritasverband e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2016

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