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FRAUEN/350: Entwicklung - Beitrag der Frauen ignoriert, Experten fordern Anerkennung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. November 2011

Entwicklung: Beitrag der Frauen ignoriert - Experten fordern Anerkennung

von Miriam Gathigah


Busan, Südkorea, 28. November (IPS) - Eine auf Geschlechtergerechtigkeit gründende Entwicklung kommt den Menschenrechten und den UN-Millenniumsentwicklungszielen zugute und muss deshalb besonders gefördert werden. Diese Ansicht vertraten Teilnehmer eines Treffens der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Vorfeld des Vierten Hochrangigen Forums über die Wirksamkeit der Entwicklungshilfe im südkoreanischen Busan.

"In Afrika verbringt die Mehrheit der Frauen den größten Teil ihrer Arbeitszeit mit Kochen, Putzen und Wasserholen", sagte Richard Ssewakiryanga, Exekutivdirektor des Nationalen NGO-Forums in Uganda, am Rande der Veranstaltung in Busan. Diese Tätigkeiten würden nicht gewürdigt und somit nicht entlohnt, erklärte das Mitglied der 'BetterAid Global Facilitation Group' im Gespräch mit IPS.

"Leider ist eine Stärkung der Rolle von Frauen und die Gleichbehandlung der Geschlechter bisher nicht Teil der Strategien zur Armutsbekämpfung, zur politischen Partizipation und zur nachhaltigen Entwicklung", bedauerte Wilfred Subbo von der Universität Nairobi. Für viele afrikanische Länder werde es daher schwierig sein, die Millenniumsziele zu erreichen. Bis 2015 ist unter anderem eine Halbierung der Zahl der Armen und Hungernden geplant.


Frauen schlechter bezahlt als Männer

Nach Ansicht von Subbo ist die mangelnde Beachtung von Frauen vor allem darauf zurückzuführen, dass sie Armut anders erlebten als Männer. Bei gleicher Arbeit verdienten Frauen weniger als Männer, sagte er. Selbst wenn Männer 'weibliche' Tätigkeiten wie Kinderbetreuung ausübten, würden sie besser bezahlt.

Das 'Global Women's Forum' als Teil des 'Busan Civil Society Forum' will dem Thema Geschlechtergerechtigkeit auf dem Vierten Hochrangigen Forum über die Wirksamkeit der Entwicklungshilfe vom 29. November bis 1. Dezember in der südkoreanischen Stadt größere Aufmerksamkeit verschaffen.

"Was Afrika betrifft, so ist häufig der politisch korrekte Aufruf zu hören, die Gesundheitsversorgung von Müttern müsse verbessert und die Rate der Aids-Infektionen bei Frauen eingedämmt werden, sagte Ssewakiryanga. Auf dem schwarzen Kontinent sind 60 Prozent aller Aidsinfizierten Frauen.

Der Aktivist vermisst allerdings konkrete finanzielle Zusagen für gendergerechte Budgets als Teil einer wirkungsvoll eingesetzten Entwicklungshilfe. Finanzielle Zuschüsse, die Frauen den Zugang zu Bildung ermöglichten, führten auch dazu, dass die Zahl der Kinder sinke, erklärte er. Mit einer besseren Ausbildung kämen sie zudem an Jobs mit höherer Bezahlung.

Diese Forderung wird auch von der Frauenorganisation der Vereinten Nationen, 'UN Women', unterstützt, die bei Regierungen für geschlechtergerechte Budgets als wichtiges Planungsinstrument wirbt. Außerdem achtet UN Women darauf, dass Strategien zur Gleichstellung der Geschlechter finanzielle Hilfen einschließen, die die Kluft zwischen Männern und Frauen in Bildung, Gesundheit, Arbeit und anderen Bereichen überbrücken sollen.

Als die Regierung von Marokko die Zahl der Grund- und weiterführenden Schulen in ländlichen Regionen aufstockte, sollte damit der allgemeine Zugang zu Bildung verbessert werden. Problem war nur, dass dort 80 bis 90 Prozent aller Mädchen nicht zur Schule gehen. Das hatten die Behörden nicht berücksichtigt. (Ende/IPS/ck/2011)


Link:
http://www.cso-effectiveness.org/IMG/pdf/bcsf_program_for_circulation_nov.pdf
http://www.un.org/millenniumgoals/
http://www.nationofchange.org/topics/company/betteraid-global-facilitation-group
http://ngoforum.or.ug/
http://www.unwomen.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105975

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2011