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FRAUEN/429: UN-Women fordert - Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten beenden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. September 2012

UN: Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten beenden - Weltfrauenorganisation fordert Staaten zum Handeln auf

von Becky Bergdahl



New York, 26. September (IPS) - Auf einer hochrangigen Veranstaltung am Rande der 67. Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York hat die Weltfrauenorganisationen 'UN Women' die politischen Entscheidungsträger aufgefordert, für ein Ende der sexuellen Gewalt in bewaffneten Konflikten und für die Bestrafung der Täter zu sorgen.

"Tatsache ist, dass die Körper von Frauen nach wie vor Schlachtfelder sind und die Straflosigkeit eher die Norm als die Ausnahme ist", sagte die Exekutivdirektorin von UN Women, Michelle Bachelet, am 25. September. "Nach wie vor erfahren Frauen während und nach Konflikten Gewalt und Unsicherheit."

Der Zugang zu Gerechtigkeit sei meist eine Frage der Geschlechterzugehörigkeit, so Bachelet, eine ehemalige chilenische Staatspräsidentin. Für weibliche Konfliktopfer sei es ungleich schwerer, die an ihnen begangenen Verbrechen vor Gericht zu bringen und für das erlittene Leid entschädigt zu werden.


Drei Strategien empfohlen

Der UN-Chefin zufolge sind drei Strategien erforderlich, um Abhilfe zu schaffen. Zum ersten müsse die Partizipation der Frauen in Friedensprozessen gestärkt werden, damit das Recht der Frauen auf Gleichheit und Gerechtigkeit Eingang in die Friedensabkommen, neuen Gesetze und Verfassungen finde.

Laut UN Women liegt der Anteil von Frauen, die als Unterhändlerinnen an Friedensverhandlungen teilgenommen und Friedensverträge unterzeichnet haben, bei unter acht Prozent beziehungsweise unter drei Prozent. Außerdem habe es bei den UN-geförderten Friedensgesprächen bislang keine einzige Chefvermittlerin gegeben.

Zweitens forderte Bachelet die Regierungen zur Zusammenarbeit mit Frauenverbänden auf, damit sie gemeinsam die Ungleichheit der Geschlechter bekämpfen, die Frauen für sexuelle und geschlechtsbedingte Gewalt so anfällig mache. Ferner müssten die internationale Gemeinschaft, Regierungen und einzelne Akteure ihre Kräfte bündeln, damit geschlechtsspezifische Gewalt in bewaffneten Konflikten geahndet wird.

Als dritte Strategie setzt UN Women auf eine Zusammenarbeit mit der UN-Abteilung für Friedensoperationen. Es sollen UN-Blauhelme in Trainingskursen auf Situationen vorbereitet werden, in denen sie sexuelle Gewalt verhindern könnten.

Wie Bachelet betonte, wird diese Strategie in Ländern getestet, die die größten Blauhelmkontingente stellen. In diesem Monat wurde zudem in Den Haag ein Übungskurs abgehalten, in dem Möglichkeiten diskutiert wurden, Fälle sexualisierter und geschlechtsbedingter Gewalt als internationale Verbrechen zu ahnden.


Für Verbrechen anderer zahlen die Opfer

"Viel zu lange haben diejenigen, die in Konflikten Frauen, Kinder und Männer vergewaltigt haben, einen geringen Preis für ihr Tun bezahlt", sagte sierraleonische Politikerin Zainab Bangura, die kürzlich zur Sonderbeauftragten für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten ernannt worden ist. "Den Preis zahlen die Opfer. Selbst wenn die Überlebenden die Betreuung erhalten, die sie brauchen, müssen wir darauf bestehen, dass sexuelle Übergriffe in bewaffneten Konflikten - anders als die Folgen für die Täter - vermeidbar sind."

Der britische Außenminister William Hague wies darauf hin, dass das Schweigen über sexuelle Gewalt in Konflikten noch größer ist, wenn Kinder und Männer die Opfer sind. "Wir müssen das Schweigen brechen, wenn wir einen dauerhaften Frieden und Wohlstand gewährleisten wollen."

Die US-amerikanische Friedensaktivistin Jody Williams, die 1997 für ihr Engagement für die Ächtung von Landminen den Friedensnobelpreis erhalten hat, erklärte, dass die Überlebenden sexueller Gewalt gleich zweifach missbraucht würden: erst durch die Täter und dann durch die Regierungen, die den Opfern keine Gerechtigkeit widerfahren ließen. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:

http://www.unwomen.org/
http://www.stoprapenow.org/page/specialrepresentativeonsexualviolenceinconflict/
http://www.ipsnews.net/2012/09/u-n-women-demands-end-to-impunity-for-wartime-rape-and-violence/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. September 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2012