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FRAUEN/670: Wir wollen weder Blumen noch Mixer als Geschenke (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Lateinamerika / Weltweit
Wir wollen weder Blumen noch Mixer als Geschenke

Von Gloria Muñoz Ramírez


(Mexiko-Stadt, 6. März 2017, desinformémonos) - Wir Frauen wollen keine Blumen und keine Mixer geschenkt bekommen. Der #8M ist ein Tag der Aufklärungsarbeit und des Aufstandes, der Mobilisierung und des Aktivismus, ein Tag zum Feiern, ein Tag der Würde und der Gemeinsamkeit.

So wie in den Vereinigten Staaten von Amerika die Bewegung "Ein Tag ohne Migranten" gewachsen ist und wo offen gefragt wurde, wie abhängig das Land von der Arbeitskraft von Millionen Männern und Frauen ist, die aus anderen Ländern kommen, so stellt sich am internationalen Frauentag die Frage: Wie wäre die Welt ohne die Arbeit der Frauen?


Frauen fordern ihre Rechte

Am 8. März gehen wir auf die Straßen und fordern unsere Rechte; wir fordern ein Ende der Ausbeutung, der Diskriminierung, der Kriminalisierung, des Verschwindenlassens und der Morde an uns Frauen. Der internationale Aufruf ist nicht einfach nur ein weiterer Aufruf von vielen und es handelt sich nicht nur darum, auf den Straßen zu demonstrieren. Es geht darum, die Aufgaben zu bestreiken, die uns Frauen offen oder verdeckt zugeschrieben werden, für die man keine Entlohnung erhält und die ausschließlich uns Frauen übertragen werden.

Der internationale Aktionstag der Frauen, der mit den Hashtags #8M, #NiUnaMenos (= Nicht eine einzige Tote mehr) und #NosotrasParamos (= Wir Frauen streiken) ein Zeichen setzt, wird in mindestens 40 Ländern weltweit stattfinden. In jeder Stadt und in jedem Land werden unterschiedliche Aktionen durchgeführt und das Thema unterschiedlich umgesetzt, es wird ein politischer Tag sein, der nicht von den Gewerkschaften ins Leben gerufen wurde, auch wenn sich einige angeschlossen haben.


Frauen in Argentinien beginnen den Streik

Als am 19. Oktober 2016 in Argentinien der erste nationale Streiktag der Frauen stattfand, entstand die Idee gemeinsam eine machtvolle Aktion zu starten, die dem 8. März, dem Internationalen Frauentag, wieder seinen ursprünglichen Sinn zurück geben sollte. Der Aufruf bekam in Spanien, Thailand, Polen, Südkorea, in den Vereinigten Staaten und vielen anderen Ländern Rückenwind und Mexiko konnte sich diesem Trend nicht verschließen, denn hier gibt es mehr als genug Gründe für eine Beteiligung.

In Mexiko wurde die Alarmstufe zuerst im Norden ausgerufen, als 2010 in der Stadt Ciudad Juárez, im Bundesstaat Chihuahua bis zu 60 Morde pro 100.000 Frauen registriert wurden. Statistiken lügen nicht. Die regierungsunabhängige Beobachtungsstelle für Frauenmorde (Observatorio Ciudadano Nacional del Feminicidio) macht darauf aufmerksam, dass zwischen 2012 und 2013 in den 31 Bundesstaaten des Landes und in Mexiko-Stadt 3.892 Frauen ermordet wurden. Wie üblich wurden davon nur 613 Fälle als Feminizide untersucht und verfolgt, während zwischen 2013 und 2014 mindestens sechs Frauen täglich ermordet wurden.


Nur gemeinsam sind wir stark

Landraub, Ungerechtigkeit im Arbeitsleben, Anmache in der Öffentlichkeit und der Machismo in seinen vielfältigen Formen werden in einer gemeinsamen Aktion in Frage gestellt, wobei wir Frauen unsere Vernetzung klar herausstellen werden, denn wenn jede für sich alleine kämpft, werden wir es nicht schaffen.

Die machistische Gewalt nimmt kein Ende und deshalb streiken wir Frauen. Lange genug war der 8. März ein staatlich festgelegter Tag so wie der Muttertag, an dem die Frauen Blumen und Mixer geschenkt bekamen. Der #8M ist ein Tag des Protestes und des Aufstandes, der Mobilisierung und des Aktivismus, ein Feiertag, ein Tag der Würde und der kollektiven Wut.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2017

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