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INTERNATIONAL/033: Afrika - Globale Klimainvestitionsfonds ignorieren Frauenperspektive (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Juni 2011

Afrika: Globale Klimainvestitionsfonds ignorieren Frauenperspektive - Konferenz in Kapstadt

Von Kristin Palitza

In Afrika bewirtschaften vor allem Frauen das Land - Bild: © Kristin Palitza/IPS

In Afrika bewirtschaften vor allem Frauen das Land
Bild: © Kristin Palitza/IPS

Kapstadt, 28. Juni (IPS) - In Entwicklungsländern werden Millionen US-Dollar für Klimaprojekte ausgegeben, doch für Frauen bleiben die finanziellen Mittel meist unerreichbar. Dabei sind sie in Afrika die Hauptleidtragenden der Erderwärmung und dringend auf Hilfe angewiesen.

"Auf internationaler Ebene ist zwar viel über die Klimafinanzierung zum Wohl der lokalen Gemeinschaften und Frauen zu hören, doch umgesetzt wird herzlich wenig", meinte Ange Bukasa von 'Chezange Connect', einer Organisation zur Förderung von Investitionen in der Demokratischen Republik Kongo (DRC).

Bukasa hatte an dem 'Climate Investment Funds' (CIFs) 2011 Partnership Forum' vom 24. bis 25. Juni im südafrikanischen Kapstadt teilgenommen und Möglichkeiten einer frauenfreundlicheren Klimafinanzierung diskutiert.

Die von der Weltbank 2008 in Zusammenarbeit mit regionalen multilateralen Entwicklungsbanken ins Leben gerufenen CIFs unterstützen arme Länder im Kampf gegen den Klimawandel. Auch sollen sie helfen, die negativen Folgen der Erderwärmung abzufedern. Bisher wurden 6,5 Milliarden US-Dollar der CIFs in Klimaprojekte in 45 Entwicklungsländern investiert. Mehr als ein Drittel des Betrags ging an 15 afrikanische Staaten.


Großprojekte haben den Vorzug

Der Löwenanteil - über 70 Prozent - fließt in saubere Hightech- und Transportprojekte. Diese Sektoren sind traditionelle Männerdomänen. Die restlichen 30 Prozent sind für die Finanzierung kleiner Initiativen vorgesehen, die den ländlichen Armen und somit den Frauen zugute kommen.

Experten des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) warnten auf dem Treffen in Kapstadt, dass die CIFs das existierende geschlechtsspezifische Ungleichgewicht noch weiter verstärken könnten. Gerade im ressourcenreichen Kontext müsse Frauen bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ein Mitspracherecht eingeräumt werden.

Doch eine Mitsprache von Frauen in Klimafragen ist derzeit eher die Ausnahme als die Regel. "Die Verbindung zwischen großen regionalen Institutionen, die die Fonds verwalten, und den Menschen an der Basis, die die Gelder benötigen, fehlt", meinte Bukasa, die in Katanga im Süden der DRC und anderen Teilen des Landes mit Bauern zusammenarbeitet.

Frauen sind aus der kleinbäuerlichen Landwirtschaft Afrikas nicht wegzudenken. Dennoch werden sie in Klimafragen nicht berücksichtigt. Ein weiteres Problem ist, dass die meisten Menschen in den ländlichen Gebieten des schwarzen Kontinents überhaupt nicht wissen, was der Klimawandel ist und was er speziell für sie bedeutet geschweige denn was sie tun müssen, um ihn aufzuhalten oder abzumildern.

"Den Menschen mag das Wort 'Klimawandel' bekannt vorkommen, doch haben sie keinen blassen Schimmer, wie sie sich vor ihm schützen und sich über ihn informieren können", erläuterte Bukasa. Somit sind sie nicht in der Lage, die Probleme und Lösungen zu identifizieren und Gelder für eigene Klimaprojekte zu beantragen. "Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, als weiterzumachen wie bisher."


Zusagen für frauenfreundliche Projekte

Doch offenbar ist die Kritik an der Männerlastigkeit der Klimaprojekte bei den richtigen Stellen angekommen. So kündigten die internationalen Kreditinstitutionen an, die die CIFs verwalten, dass sie bei der Bewilligung von Geldern künftig die Interessen von Frauen stärker berücksichtigen werden. Auch soll bei der Analyse, Durchrechnung und Abrechnung neuer Projekte die frauenspezifische Dimension nicht außer Acht gelassen werden.

"Wir sind entschlossen, Frauenfragen bei der Klimafinanzierung einen höheren Stellenwert einzuräumen", bestätigte Mafalda Duarte, Klimafinanzierungsexpertin bei der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), einer der regionalen Institutionen, die die CIFs verwalten. Man werde einen besonderen Fokus auf die Finanzierung von Energieprojekten legen, die das Leben von Frauen und Mädchen nachhaltig verbessern könnten. Schließlich seien sie es, die in den ländlichen Gebieten für die Wasser- und Holzbeschaffung zuständig seien.

Finanziert werden sollen beispielsweise Solarenergieprojekte, verbesserte Kochöfen, nachhaltige Waldprojekte, Wasserspeicher- und Heizsysteme. "Wir werden sicherstellen, dass Frauen Zugang zu den von uns finanzierten Technologien erhalten", betonte Duarte. Das Problem ist und bleibt jedoch die Tatsache, dass Kleinprojekte in einem bescheidenen Umfang von den CIFs gefördert werden. Angesichts der vielen Probleme in Afrika plädiert auch die AfDB-Vertreterin dafür, die Klimafinanzierung für kleinere Projekte aufzustocken.

Florah Mmereki, Projektmanagerin bei 'Wena Industry and Environment', einem Umweltbildungsfonds in Gaborone (Botswana), hält ebenfalls eine verstärkte Förderung frauensensibler Klimamaßnahmen für dringend geboten. "Die wenigen Klimaprojekte, die es beispielsweise in Botswana gibt, zielen nicht auf Frauen ab", berichtete sie von der Heimatfront. "Frauen werden schlichtweg übersehen." (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.climateinvestmentfunds.org/cif/partnership_forum_2011_home
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=56239

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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2011