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EL-AAIUN/013: Journalistenverbände fordern von Marokko Freigabe des Luftweges nach El-Aaiun (UPES)


Saharawi Journalists and Writers Union, UPES - 11. November 2010

CPJ bittet Marokko, die "Feindseligkeiten" gegenüber der spanischen Presse einzustellen

IFJ fordert Zugang für die Medien nach El-Aaiun, nachdem Marokko die Anreise auf dem Luftweg verboten hat


Schattenblick erläutert:

Kurz vor der Zerstörung des saharauischen Protestlagers bei El-Aaiun hat Marokko augenscheinlich Sorge dafür getragen, daß sich zum fraglichen Zeitpunkt weder ausländische Parlamentarier noch ausländische Journalisten dort aufhielten. Mindestens zwei Abgeordneten und zwölf spanischen sowie einem französischen Journalisten wurde den Berichten zufolge die Einreise auf dem Luftwege verweigert, ein US-Journalist und ein Menschenrechtler wurden von der marokkanischen Polizei angegriffen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt scheint Marokko die Luftreise- und damit quasi Nachrichtensperre für das fragliche Westsahara-Gebiet aufrechtzuerhalten. Der Schattenblick dokumentiert im folgenden eine vom Saharauischen Journalisten- und Schriftstellerverband UPES bereits am 11. November veröffentlichte Meldung mit Stellungnahmen von journalistischer Seite.

Schattenblick-Redaktion


Reporters sans Frontières - Reporter ohne Grenzen

CPJ bittet Marokko, die "Feindseligkeiten" gegenüber der spanischen Presse einzustellen

Das 'Committee to Protect Journalists' (CPJ) [1] hat heute seine Sorge über das "zunehmend feindselige Klima" in Marokko gegenüber der spanischen Presse und insbesondere über die Maßnahmen in der Region zum Ausdruck gebracht, die spanische Journalisten daran hindern sollen, über die dortigen Auseinandersetzungen zu berichten.

"CPJ fordert Rabat auf, die Journalisten ihre Arbeit machen zu lassen", erklärte die Organisation auf ihrer Website. Am Montag wurden mindestens zehn spanische Journalisten daran gehindert, nach El-Aaiun zu fliegen, die über die Krise berichten wollten, die sich in den letzten Tagen zu dem Konflikt zwischen marokkanischen Polizeikräften und Saharauis, die gegen die schlechten sozioökonomischen Bedingungen in Westsahara protestieren, zugespitzt hat. CPJ beklagte zudem, daß die marokkanische Polizei John Thorne, einen Korrespondenten von The National, einer Zeitung aus dem Vereinten Arabischen Emiraten, sowie Brahim El Ansari, ein Mitglied der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), attackiert habe.

"Beide berichteten, man habe sie verfolgt und mit Schlagstöcken traktiert. ABC news ließ verlauten, daß sich Polizisten in Zivil nach dem Vorfall bei Thorne, einem US-Amerikaner, mit den Worten entschuldigt hätten, sie hätten gedacht, er komme aus Spanien, erklärte die Organisation.

CPJ wies zudem darauf hin, daß spanische Journalisten, die über den Prozeß gegen Westsahara-Aktivisten berichteten, in Casablanca überfallen wurden, daß man sie beleidigt und bespuckt habe und einer von ihnen geschlagen worden sei.

"Wir bitten Marokko, allen Journalisten den Zugang zu El-Aaiun zu gewähren und die jüngsten Übergriffe auf spanische Journalisten einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen", erklärte der Koordinator des CPJ-Büros für Ost- und Nordafrika, Mohamed Abdel Dayem.

Er unterstrich, daß "das Verbot des Zugangs zu Westsahara die Zensor ausweiten wird und so etwas unverzüglich unterbunden werden muß".

Zu Beginn der Woche wurden in gewaltsamen Auseinandersetzungen der marokkanischen Sicherheitskräfte mit Protestierenden in der Nähe der Hauptstadt El-Aaiun einige Menschen durch die Sicherheitskräfte getötet - die genaue Zahl der Toten und Verletzten ist nach wie vor umstritten.[2]


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Pressemitteilung

IFJ fordert Zugang für die Medien nach El-Aaiun, nachdem Marokko die Anreise auf dem Luftweg verboten hat

Die 'International Federation of Journalists' (IFJ) [3] hat heute die marokkanischen Behörden aufgefordert, das Verbot für ausländische Journalisten aufzuheben, die in die Stadt El-Aaiun in der Nähe des saharauischen Lagers Gdeim Izik fliegen wollen, das gestern zum Ort gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen marokkanischen Sicherheitskräften und saharauischen Protestierenden wurde.

"Das Verbot stellt eine ernstzunehmende Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Journalisten dar und muß sofort wieder aufgehoben werden", erklärte Aidan White, der IFJ-Generalsekretär. "Journalisten müssen Zugang zu der Region erhalten, damit sie die nationale und internationale Öffentlichkeit über die Ereignisse in El-Aaiun informieren können."

Medienberichten zufolge hat das Flugverbot eine Gruppe von zwölf spanischen und einem französischen Journalisten betroffen, die in die Region reisen wollten. In einigen Fällen haben den Berichten nach Angestellte der Fluggesellschaft des Landes, der Royal Air Maroc, die Bordkarten von Fluggästen bereits in der Wartelounge an sich genommen und ihnen erklärt, sie müßten mit dem Wagen reisen. Von Rabat nach El-Aaiun sind es 1.300 Kilometer.

Das 'Syndicat national de la presse marocaine' (SNPM), ein Mitglied der IFJ, hat ebenfalls gegen das Luftreiseverbot protestiert und sich in einem Schreiben mit der Forderung an das Informationsministerium gewandt, man möge Journalisten erlauben, nach El-Aaiun zu fliegen.

Die IFJ erklärt, daß eine unabhängige Berichterstattung entscheidend ist bei Konflikten und daß die marokkanische Regierung den Zugang aller Journalisten nach Westsahara unterstützen muß.

"Journalisten sind objektive Beobachter, die am besten geeignet sind, über die Krise, die sich in El-Aaiun zuträgt, zu berichten", setzte White hinzu. "Das Verbot erfüllt keinen nützlichen Zweck und könnte überdies sogar Gerüchte schüren und den Konflikt weiter verkomplizieren."


Anmerkungen der SB-Redaktion:

[1] Die CPJ (dt.: Komitee zum Schutz von Journalisten) mit Hauptsitz in New York wurde 1981 von US-Journalisten als Initiative zum Schutz von Auslandskorrespondenten gegründet

[2] Die IFJ (dt.: Internationaler Journalistenverband) ist ein rund 600.000 Mitglieder starker Zusammenschluß von Journalistengewerkschaften aus etwa 100 Ländern mit Sitz in Brüssel

[3] Nach Angaben des Sahara Press Service, SPS, der amtlichen Nachrichtenagentur der Westsahara vom 12.11.2010 ist die Zahl der bei dem marokkanischen Überfall auf das Lager sowie bei den anschließenden Protesten getöteten Menschen auf über 60 gestiegen

[4] Der SNPM (dt.: Nationaler marokkanischer Presseverband) ist eine Vereinigung marokkanischer Herausgeber und Journalisten, gegründet 1963, die sich für Presse- und Meinungsfreiheit einsetzt


englischer Originaltext:
http://www.upes.org/bodyindex_eng.asp?id=2185&field=sosio_eng


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Quelle:
Meldung vom 11.11.2010
Saharawi Journalists and Writers Union - UPES
Internet: www.upesonline.info und www.upes.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2010