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MELDUNG/119: Gewerkschafter werfen Weltorganisation Verstoß gegen Arbeits- und Menschenrechte vor (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Dezember 2013

UN: Gewerkschafter werfen Weltorganisation Verstoß gegen Arbeits- und Menschenrechte vor

von Thalif Deen


Bild: © UN/Eskinder Debebe

UN-Chef Ban Ki-moon im Gespräch mit UN-Gewerkschaftern
Bild: © UN/Eskinder Debebe

New York, 9. Dezember (IPS) - Die Vereinten Nationen sehen sich derzeit mit Vorwürfen konfrontiert, den eigenen Mitarbeitern die Menschen- und Arbeitsrechte vorzuenthalten, für die sie selbst weltweit eintreten. Die Gewerkschaft der Genfer UN-Beschäftigten beschuldigt UN-Chef Ban Ki-moon, den UN-Mitarbeitern das Recht auf kollektive Verhandlungen durch gewählte Arbeitnehmervertreter entzogen zu haben.

Hintergrund der Streitigkeiten sind Forderungen reicher UN-Mitgliedstaaten nach einer Senkung des UN-Kostenapparats. Die USA haben eine Acht-Prozent-Kürzung vorgeschlagen, während Großbritannien den Generalsekretär der Weltorganisation im Namen der größten UN-Beitragszahler zu noch umfangreicheren Einschnitten drängt.

Wie der Vorsitzende der Gewerkschaft der Genfer UN-Mitarbeiter, Ian Richards, in einem Schreiben an seine Kollegen an anderen UN-Standorten erklärte, geht es auch darum, die Rentenbeiträge der Mitarbeiter um ein Prozent zu erhöhen, die der Weltorganisation um ein Prozent zu senken und darüber hinaus das zweigleisige Einzahlungssystem generell zu überdenken. Alle diese Entwicklungen fielen in eine Zeit, in der die UN-Mitarbeiter nicht in der Lage seien, über ihre Arbeitsbedingungen zu verhandeln.

Die UN-Gewerkschafter haben ihre Kollegen in New York damit beauftragt, den 193 UN-Mitgliedstaaten ihre Sichtweisen vorzutragen und den Trend umzukehren. Nach den letzten UN-Angaben arbeiten derzeit 44.000 Frauen und Männer für das UN-System, 60 Prozent bei Feldeinsätzen in Übersee.


Pochen auf Vorbildfunktion

Wie Barbara Tavora-Jainchill, Vorsitzende der UN-Mitarbeiter-Gewerkschaft in New York, erklärte, teile man die Sichtweise der Genfer Kollegen. Es sei bittere Ironie, dass die Vereinten Nationen jedes Jahr den Internationalen Menschenrechtstag begingen, den UN-Beschäftigten einschließlich der Mitarbeiter des UN-Menschenrechtshochkommissariats jedoch grundlegende Rechte verwehre. "Wir sind der Meinung, dass die UN die Menschenrechte weltweit nur dann effektiv voranbringen kann, wenn sie die Rechte des UN-Personals ebenso wirksam schützt."

Tavora-Jainchill erinnerte daran, dass die UN-Vollversammlung am 17. November 1947 die Resolution 128 (II) verabschiedet hat, die den Prinzipien der Internationalen Arbeitskonferenz im Sinne der Gewerkschaftsrechte verpflichtet sind. Diese Resolution beinhalte auch einen Passus, in dem von einer "Anerkennung des Rechts kollektiver Verhandlungen (...) für alle Menschen unabhängig ihrer Rasse, ihres Glaubens oder ihres Geschlechts" die Rede sei.

Am 14. Juni 2013 hatten Ban und sein Team Verhandlungen mit den UN-Gewerkschaftern abgebrochen und ihnen jedes Recht auf kollektive Verhandlungen mit dem UN-Sekretariat entzogen. "Das hat dazu geführt, dass beide Seiten nicht mehr kooperieren können, um die Einsatzbedingungen der UN-Beschäftigten zu verbessern, die zunehmend zu Zielen gewaltsamer Angriffe würden", meinte Richards. Auf die Bitte um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der UN-Gewerkschaften hat die Weltorganisation bisher noch nicht reagiert.

In den letzten zehn Jahren sind 555 UN-Mitarbeiter Ziele von Anschlägen geworden. Mehr als 200 von ihnen kamen dabei ums Leben, mehrheitlich während sie an verschiedenen Brennpunkten der Welt als UN-Blauhelme im Einsatz waren.

Nach Protesten der UN-Gewerkschaften hat Ban eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die künftigen Rahmenbedingungen für den Umgang mit dem UN-Personal ausarbeiten soll.

Der Internationale Menschenrechtstag am 10. Dezember dient den UN-Arbeitnehmerorganisationen dazu, "auf die Tatsache hinzuweisen, dass die UN-Beschäftigten zwar für die Menschenrechte weltweit eintreten sollen, das Prinzip innerhalb der Organisation jedoch nicht eingehalten wird". (Ende/IPS/kb/2013)


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http://www.ipsnews.net/2013/12/staff-accuses-u-n-violating-human-rights/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2013