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UN-REPORT/076: Frauen - Wachsende Ungleichheit 20 Jahren nach dem Kairoer Weltbevölkerungsgipfel (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Februar 2014

Frauen: Wachsende Ungleichheit 20 Jahren nach dem Kairoer Weltbevölkerungsgipfel

von Jonathan Rozen


Bild: © Victoria Hazou/IPS

Sexualkundeunterricht ist aus Ägyptens Schulen verbannt worden
Bild: © Victoria Hazou/IPS

New York, 17. Februar (IPS) - Kurz vor 2015, dem Zieljahr der UN-Millenniumsentwicklungsstrategie, veranschaulicht ein neuer Bericht der Weltorganisation, bis wohin die globale Gesellschaft gekommen ist und wie viel Weg noch zurückzulegen ist. Demnach besteht bei der Gleichheit der Geschlechter ein gravierender Handlungsbedarf.

"Wie müssen mit den Regierungen zusammenarbeiten, um gegen die Ungleichbehandlung der Frauen anzugehen", kommentierte der Exekutivdirektor des Weltbevölkerungsfonds (UNFPA), Babatunde Osotimehin, die Ergebnisse des Revisionsberichts, der sich unter anderem mit Fortschritten in den Bereichen Familienplanung, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Mädchenbildung auseinandersetzt.

Seit 1994, dem Jahr der bahnbrechenden Weltbevölkerungskonferenz (ICPD) in Kairo, auf der sich 179 Regierungen zu einem auf 20 Jahre angelegten Aktionsprogramm für menschliche Entwicklung verpflichtet hatten, konnte UNFPA signifikante Fortschritte bei den Frauenrechten und bei der Familienplanung feststellen. Im Jahr 2000 verständigte sich die Weltgemeinschaft auf die MDGs zur Armutsbekämpfung, denen ab 2015 die so genannten Nachhaltigkeitsziele (SDGs) folgen sollen.

Die MDGs, die im Anschluss an den New Yorker UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 formuliert wurden, sehen bis 2015 die Halbierung von Armut und Hunger vor, Grundschulbildung für alle, die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau, die Senkung der Kindersterblichkeit und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern. Darüber hinaus sollen schwere Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria bekämpft, die ökologische Nachhaltigkeit gesichert und der Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft zwischen den Ländern des Nordens und Südens vorangetrieben werden.

Seit 1994 ist die Müttersterblichkeit um fast die Hälfte gesunken, und mehr Frauen haben Zugang zu Verhütungsmitteln und Methoden der Familienplanung. Dies wiederum sorgte für einen Rückgang der Kindersterblichkeit. Außerdem können immer mehr Frauen weltweit zunehmend Bildungsangebote nutzen, einen Beruf ergreifen und sich politisch engagieren.

Das Gefälle zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern bleibt indes groß. Wie Osotimehin gegenüber IPS erläuterte, ist das Risiko einer Frau, im Kindsbett zu sterben, in den Ländern des Südens nach wie vor hoch. Im weltweiten Durchschnitt liegt die Müttersterblichkeit bei eins zu 1.300, in den Entwicklungsländern hingegen bei eins zu 39.


Kinderheiraten und schwache Bildungschancen

Aus der Untersuchung geht zudem hervor, dass sich 53 Prozent des globalen Vermögens in den Händen von einem Prozent der Weltbevölkerung konzentrieren. Zehn Prozent der Menschen, die sich am untersten Ende der sozialen Leiter befinden, gehen leer aus.

Der Report benennt grundlegende Auslöser dieser Probleme und die Faktoren, die Frauen und Mädchen hauptsächlich bei ihren Lebensentwürfen beeinflussen. Er macht vor allem Kinderehen und Bildungsferne dafür verantwortlich, dass sich die Ungleichheit der Geschlechter weiter vergrößert hat.

"Wenn Mädchen nicht zur Schule gehen können, zu früh verheiratet werden und schon als Kinder Mütter werden, kann von Chancengleichheit keine Rede sein. Denn dann sind sie politisch und wirtschaftlich einflusslos", erklärte Osotimehin. Die Ungleichheit der Geschlechter sei nicht nur ein Problem der betroffenen Frauen, sondern wirke sich auch negativ auf die Entwicklung der jeweiligen Staaten aus.

Der Bericht setzt sich auch mit dem Umstand auseinander, dass in Regionen wie Südasien und Subsahara-Afrika mehr als 90 Prozent aller jungen Menschen der Welt leben. Wenn die dortigen Regierungen in Bildung, Gesundheit sowie in den Zugang zu unternehmerischen Chancen und politischer Partizipation investierten, könnten sie Osotimehin zufolge einen ungeheuren Entwicklungsschub in Gang setzen. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/02/growing-inequality-mars-20-years-womens-progress/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2014