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ARBEIT/2241: Tarifbilanz 2013 - Tarifabschlüsse im Schnitt über 3 Prozent (idw)


Hans-Böckler-Stiftung - 12.12.2013

WSI zieht Tarifbilanz 2013: Tarifabschlüsse im Schnitt über 3 Prozent



Die Tarifabschlüsse 2013 sahen in den meisten Branchen für dieses Jahr Tarifsteigerungen zwischen 2 und 4 Prozent vor, mit einem Schwerpunkt zwischen 3 und 3,5 Prozent. In den länger laufenden Abschlüssen bewegen sich die Steigerungsraten für das kommende Jahr zwischen 1,8 und 3,0 Prozent. Dazu drei Beispiele:

• In der Metall- und Elektroindustrie vereinbarte die IG Metall im Mai nach zwei Nullmonaten eine Tariferhöhung von 3,4 Prozent für dieses Jahr und eine weitere Anhebung von 2,2 Prozent ab Mai 2014 mit einer Laufzeit bis zum Ende des Jahres.

• Im öffentlichen Dienst der Länder erreichte ver.di eine Tarifsteigerung von 2,65 Prozent für 2013 und weitere 2,95 Prozent für 2014, Laufzeit ebenfalls bis Ende des Jahres.

• Im Versicherungsgewerbe sieht der Tarifabschluss nach vier Nullmonaten 3,2 Prozent Tarifsteigerung ab August 2013 und weitere 2,2 Prozent ab Oktober 2014 vor mit einer Laufzeit bis März 2015.

Das zeigt die Tarifbilanz des WSI-Tarifarchivs in der Hans-Böckler-Stiftung (siehe Übersicht im Anhang). Der Anstieg der Verbraucherpreise bleibt in diesem Jahr mit rund 1,5 Prozent sehr moderat. "Auf das ganze Jahr gerechnet ist daher mit einer realen Steigerung der Tarifverdienste von gut einem Prozent zu rechnen" sagt WSI-Tarifexperte Dr. Reinhard Bispinck.

Einige Tarifbewegungen dieses Jahres weisen besondere Merkmale und Ergebnisse auf:

Bewachungsgewerbe: Nach einem heftigen Tarifkonflikt einschließlich Arbeitsniederlegungen in Hamburg und vor allem in Nordrhein-Westfalen erreichte ver.di für den Bereich Aviation (Passagierkontrolle) überdurchschnittliche Tarifsteigerungen von 10 Prozent in diesem und weiteren 8,1 Prozent im kommenden Jahr. Auch die Steigerungen der untersten Lohngruppe im allgemeinen Bewachungsgewerbe Nordrhein-Westfalen fielen mit 5,8 Prozent für 2013 und 4,4 Prozent für 2014 überdurchschnittlich hoch aus.

Leih-/Zeitarbeit: Nach langwierigen Verhandlungen erreichte die Tarifgemeinschaft des DGB im September einen Abschluss, der bis zum Juni 2016 eine stufenweise Anhebung der untersten Stundenlöhne im Westen von 8,19 auf 9,00 Euro und im Osten von 7,50 auf 8,50 Euro vorsieht. Friseurgewerbe: Ver.di erzielte mit dem Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks eine Einigung zur Einführung eines bundesweiten Mindestlohns für das Friseurhandwerk. Er beträgt für Westdeutschland 7,50/8,00/8,50 Euro je Stunde und für Ostdeutschland und Berlin-West 6,50/7,50/8,50 Euro je Stunde jeweils ab 1. August 2013/2014/2015 mit einer Laufzeit bis Juli 2016.

Mindestlöhne: In folgenden Branchen wurden 2013 die tariflichen Mindestlöhne nach dem Arbeitnehmerentsendegesetz erhöht: Abfallwirtschaft, Aus- und Weiterbildung, Bauhauptgewerbe, Bergbauspezialbetriebe, Gebäudereinigerhandwerk, Gerüstbauerhandwerk sowie Maler- und Lackierer. Im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk wurde erstmals ein tariflicher Mindestlohn vereinbart. Insgesamt gibt es derzeit allgemeinverbindliche tarifliche Mindestlöhne in zwölf Branchen. Hinzu kommt die Lohnuntergrenze für den Bereich Leiharbeit/Zeitarbeit im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG).

Besoldungsrunde der Beamtinnen und Beamten: Die von den Gewerkschaften geforderte inhalts- und zeitgleiche Übertragung des Tarifergebnisses im öffentlichen Dienst auf die Beamtinnen und Beamten fand lediglich in Bayern und Hamburg statt. In allen übrigen Bundesländern fielen die Steigerungen der Besoldung durch eine zeitverzögerte (Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen) und/oder inhaltlich veränderte Übernahme z. T. deutlich geringer aus bzw. gab es für einige Besoldungsgruppen gar keine Erhöhung (siehe Übersicht im Anhang).

Tarifrunde 2014: Ende Dezember 2013 und Ende Januar 2014 endet die Laufzeit der Verträge in der chemischen Industrie, die IG BCE fordert Tariferhöhungen von 5,5 %. Dieselbe Forderung stellt ver.di für die Druckindustrie, wo ebenfalls ab Jahresbeginn verhandelt wird. Weitere Kündigungstermine sind Ende Januar bei der Deutschen Telekom AG, Ende Februar im öffentlichen Dienst (Bund und Gemeinden), Ende April im Bauhauptgewerbe und im Bankgewerbe, Ende Mai in der Stahlindustrie. Im Juli folgt die Deutsche Bahn AG, im Oktober die Textil- und Bekleidungsindustrie West. Die Tarifverträge der Metallindustrie laufen bis Ende 2014.

Weitere Informationen unter:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2013_12_12.pdf
- Die PM mit Tabellen-Anhang (pdf)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution621

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung, Rainer Jung, 12.12.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Dezember 2013