Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

BUCHTIP/084: "Kleingeld. Die verborgende Seite des Geldes" - Prof. Dr. Priddat (idw)


Private Universität Witten/Herdecke gGmbH - 20.12.2010

Vom absehbaren Ende des Kleingelds - ein wirtschaftswissenschaftlicher Rückblick

Ökonom Prof. Dr. Birger P. Priddat beschreibt in seinem neuen Buch ein Alltagsphänomen, das leidenschaftlich gesammelt wird und dann doch fehlt


Die Erdnüsse auf dem Titelbild des Buches sagen es eigentlich schon: Peanuts - Kleingeld - Spielgeld. Das Thema ist nichts für große Banker oder kleine Bauunternehmer. Aber eines für Prof. Dr. Birger P. Priddat, Ökonom und Philosoph an der Universität Witten/Herdecke. Er hat ein Buch drüber geschrieben: "Kleingeld. Die verborgende Seite des Geldes" (Berlin: Kadmos Verlag 2010). Was soll man mit dem Haufen Metall in den Taschen? Die Griechen haben es eher weggeworfen. In Finnland gibt es kein Kleingeld mehr; die Holländer mögen es auch nicht. Und an den Supermarktkassen wird durch die unsägliche Abzählerei die ganze Schlange aufgehalten. Brauchen wir überhaupt Kleingeld?

"Nein!", sagt Priddat voraus, "Kleingeld wird verschwinden. Auf modernen Handys kann man Geld speichern. In Zukunft halten wir unser Handy an einen Empfänger und das Geld wird abgebucht so wie wir heute mit der EC-Karte zahlen." Priddat sieht natürlich, dass die Generation der Älteren, die mit dem Internet und der Handy-Gebrauchsanleitung ein Problem haben, davon keinen Gebrauch machen wird. "Aber in wenigen Jahren wird das so kommen."

Priddat würdigt in seinem Buch aber auch die Rolle des Kleingelds: In der Deutschen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts spielt es drei Mal eine einigermaßen bedeutende Rolle - als Ersatz- und Notgeld: Im Ersten Weltkrieg 1914 -18 als Kriegsnotgeld, nach dem Ersten Weltkrieg in der ihm folgenden Inflation, als das Papiergeld schon bei Billionen angekommen war und nach dem zweiten Weltkrieg, dem ja wieder eine Inflation folgte und Städte oder auch Unternehmen bis 1949 Notgeld herausgaben. Manchmal werden heute auch Coupons, Kaugummis, Bonbons als Geldersatz verwendet. Mit Flaschenpfandquittungen könnte man andere Leute bezahlen; sie werden ja immer eingelöst. Es gibt mehr von diesen kleinen Ersatzgeldern, als man glaubt. Das Buch zeigt die ganze Vielfalt, mit vielen seltsamen Geschichten und Kommentaren. Man kann auch, unter Freunden, eigenes Geld zirkulieren lassen. Manche Kommunen und Regionen kennen bereits eigene (Tausch-) Gelder. "Freuen wir uns noch ein letztes Mal an diesem seltsamen Zeug, das alle lästig finden, auf das aber - in Deutschland zumindest - niemand verzichten will. Dabei könnte man heute schon das Rückgeld einfach spenden, z.B. in Sammeldosen auf den Tresen, wenn sie denn überall stünden", fasst Priddat seine Haltung zur Münze zusammen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution226


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Kay Gropp, 20.12.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2010