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ENERGIE/1779: St. Vincent - Energie aus dem Vulkan, Gespräche mit isländischen Wissenschaftlern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. November 2013

St. Vincent: Energie aus dem Vulkan - Gespräche mit isländischen Wissenschaftlern

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Jan Hartke von der Clinton-Stiftung, der Regierungschef von St. Vincent und den Grenadinen, Ralph Gonsalves, Peter Williams von 'Barbados Light & Power Holdings' und Gunnar Gunnarsson von 'Reykjavik Geothermal'
Bild: © Desmond Brown/IPS

Kingstown, 15. November (IPS) - Auf St. Vincent und den Grenadinen haben die Strompreise schwindelerregende Höhen erreicht. Die Karibikinsel nimmt sich deshalb ein Beispiel an dem mehr als 6.000 Kilometer entfernten Island, das ein Viertel seiner Energie aus Geothermie gewinnt.

Eine Delegation isländischer Wissenschaftler hält sich noch bis Dezember in dem Tropenstaat auf, um das auf 890 Megawatt geschätzte Geothermie-Potenzial des gebirgigen Landes zu untersuchen. Energiequelle ist der Vulkan 'La Soufrière', der seit 1902 drei Mal ausgebrochen ist. Aus dem Krater steigt Dampf auf. Außerdem finden sich in den Flusstälern an der Westseite des Vulkans mehrere heiße Quellen.

Finanziert wird das 50 Millionen US-Dollar teure Projekt von der Bill, Hillary & Chelsea Clinton-Stiftung, von St. Vincent und den Grenadinen sowie den Unternehmen 'Barbados Light & Power Holdings' und 'Reykjavik Geothermal'.

Wissenschaftlern zufolge besitzt St. Vincent von allen Inseln der Kleinen Antillen das viertgrößte Geothermie-Potenzial - nach Guadeloupe, St. Lucia und Dominica. Dahinter folgen Nevis, Saba, St. Kitts, Grenada, Martinique, Montserrat und Statia.

Dominica hat erst kürzlich ein eigenes Erdwärme-Projekt gestartet. Ein kleines Kraftwerk generiert den Strom für den Eigenbedarf, während eine größere Anlage, die bis zu 100 Megawatt Energie erzeugen kann, die benachbarten französischen Überseedepartements Martinique und Guadeloupe mit Strom versorgt.


Kostenersparnis in Millionenhöhe erwartet

"Geothermie ist eine sehr interessante Angelegenheit, nicht nur für St. Vincent und die Grenadinen, sondern auch für unsere karibischen Nachbarn wie St. Lucia und Barbados", erläuterte unlängst Regierungschef Ralph Gonsalves und sprach von "einer möglicherweise bahnbrechenden Initiative". Erdwärme könnte die Treibstoffkosten um 16 Millionen bis 20 Millionen Dollar drosseln, erklärte er. "Das ist ein beachtlicher Betrag, wenn man bedenkt, wie teuer Treibstoff ist."

St. Vincent erzeugt derzeit etwa fünf Megawatt Strom in drei Wasserkraftwerken. Die Nachfrage nach Elektrizität liegt in Spitzenzeiten aber durchaus bei 20 bis 21 Megawatt. Mit einem Erdwärmekraftwerk könnte die Insel weitere zehn Megawatt Strom produzieren.

"Als der ehemalige US-Präsident Bill Clinton die Idee hatte, den Inseln zu helfen, kannte er die Strompreise auf fast jeder Karibikinsel. Offensichtlich hatte er sich länger damit beschäftigt und war besorgt", sagt Jan Hartke, Direktor des 'Clinton Climate Initiative Clean Energy Project'. "Wie sollen Familien die hohen Stromkosten schultern? Was ist mit den Unternehmen? Und wie können die Inseln eine Führungsrolle in Gesellschaft, Wirtschaft und Umweltschutz übernehmen, wenn die Strompreise eine derartige Last darstellen?"

Premier Gonsalves sieht die Geothermie als große Entwicklungschance. "Wenn die Stromkosten sinken, werden wahrscheinlich mehr Hotels aufmachen. Auch werden sich dann mehr Unternehmen in unserem Land niederlassen, die bisher von den hohen Energiekosten abgeschreckt wurden", sagte er. "Wenn mehr Touristen kommen, wird dies auch in anderen Bereichen einen Dominoeffekt auslösen." (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.clintonfoundation.org/clinton-presidential-center/about/bill-hillary-chelsea-clinton-foundation
http://www.rg.is/
http://www.clintonfoundation.org/our-work/clinton-climate-initiative
http://www.ipsnews.net/2013/11/st-vincents-volcano-holds-more-promise-than-peril/

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IPS-Tagesdienst vom 15. November 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2013