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INTERNATIONAL/041: D.R. Kongo - Regierung will Anreize für brachliegenden Kaffeesektor geben (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. August 2011

D.R. Kongo: Kaffeesektor liegt weitgehend brach - Regierung will neue Anreize geben

Von Badylon Kawanda Bakiman


Kikwit, D.R. Kongo, 10. August (IPS) - Der lange Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo hat die Kaffeeproduktion erheblich geschmälert. So fiel die gesamte Ernte im letzten Jahr um 90 Prozent kleiner aus als noch vor 20 Jahren. Die Regierung will die Erholung dieses Wirtschaftszweigs nun gezielt vorantreiben.

In allen acht Distrikten der östlich gelegenen Provinz Süd-Kivu wird der Kaffeebau inzwischen gefördert. Dort sind Dutzende Pflanzenschulen angelegt worden, die von lokalen Bauern betreut werden. Im Juni und Juli seien mehr als 400 Kilo Arabica-Kaffeesamen übergeben worden, sagte Nkamizama Bola vom Büro der Nationalen Kaffeebehörde (ONC) in Bukavu, der Provinzhauptstadt von Süd-Kivu.

Das Saatgut wurde einer staatlichen Genbank für umgerechnet rund 1.600 US-Dollar abgekauft. Zwischen Januar und Juni 2011 konnte ONC mehr als 250.000 Setzlinge ziehen. Rund 170.000 wurden an Bauern verteilt, die etwa 580 Hektar Land in der Provinz bewirtschaften.

In der ebenfalls im Osten des Kongo gelegenen Provinz Orientale wird dagegen Robusta-Kaffee angebaut. Unterstützt werden die Farmer von einem auf Provinzebene arbeitenden Steuerungskomitee, das vom Agrarministerium zur Förderung des Kaffeeanbaus in verschiedenen Landesteilen gebildet wurde.


Neue Anbautechniken vermittelt

Der Vorsitzende des Ausschusses in der Provinz Bandundu im Südwesten, Marc Tunieka, erklärte, dass dort auf fast 700 Hektar Land Arabica-Kaffee angepflanzt werden soll. Seit Juni werden neue Pflanzer ausgebildet und neue Anbautechniken vermittelt.

Thomas Kembola, der im Agrarministerium einem Komitee zur Kontrolle des Kaffeeanbaus vorsitzt, beziffert die Kosten für den Förderplan mit rund 100 Millionen Dollar. Etwa die Hälfte davon werde über dem Staatshaushalt 2012 bereitgestellt. Nach Angaben des nationalen Vorsitzenden des ONC, Jean Cyrile Bozeme, wird der Rest der Summe von seiner Behörde und dem Rohstofffonds aufgebracht.

Wie aus einem staatlichen Strategiepapier für den Kaffeesektor hervorgeht, soll die Ernte bis 2015 auf rund 120.000 Tonnen erhöht werden. Die Regierung plant außer der Produktion auch Forschung, Verarbeitung und Marketing auszubauen.

Experten zufolge sank die Kaffeeproduktion in dem afrikanischen Land von rund 119.000 Tonnen 1989 auf nur 900 Tonnen 2009. Im vergangenen Jahr wurde wieder ein Anstieg - auf 6.000 Tonnen - verzeichnet.

Nicht nur die Bürgerkriege 1997 und 1998 haben nach Ansicht von Beobachtern den Niedergang des Sektors vorangetrieben. Zudem wurde die Instandhaltung von Kaffeeplantagen und Fabriken vernachlässigt. Außerdem sprangen Großkunden ab.


Gefahr Klimawandel

"Unsere größte Sorge ist der Klimawandel", sagte der Kaffeeexperte Joseph Katenga. Dürren würden die Ernten auch trotz der neuen Anbaumethoden gefährden. Katenga rät der Regierung dazu, den sechs kaffeeproduzierenden Provinzen ertragreiche Sorten zur Verfügung zu stellen.

Wie Bozeme gegenüber IPS erklärte, soll Röstkaffee auf dem internationalen Markt zu 4.400 Dollar je Tonne verkauft werden. In jeder Anbauregion soll eine Behörde eingerichtet werden, die Rohkaffee von den Produzenten für etwa 380 Dollar pro Tonne kauft. Geerntet wird in den Monaten April und Mai. (Ende/IPS/ck/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2011