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INTERNATIONAL/056: Mexiko - Tequila mit grünem Anstrich, Denkfabriken fördern Green Economy (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Oktober 2011

Mexiko: Tequila mit grünem Anstrich - Denkfabriken fördern Green Economy

Von Emilio Godoy


Mexiko-Stadt, 21. Oktober (IPS) - Mexikos Wirtschaft soll grüner werden - dafür gibt nicht nur der Staat Geld aus. Auch ausländische Universitäten beteiligen sich an der Erforschung grüner Technologien für Unternehmen von Walmart bis Nissan. Das Wissen der traditionellen Dorfgemeinschaften könnte ihnen dabei zugute kommen.

Viele traditionelle Gemeinschaften Mexikos pflegen eine besondere Beziehung zur Mutter Natur. Sie sorgen sich um ihren Erhalt, indem sie beispielsweise Wälder nachhaltig bewirtschaften und der Verschmutzung der Wasserquellen vorbeugen - ganz ohne technische Hilfsmittel und ohne finanzielle Unterstützung durch den Staat.

"Wir müssen uns mehr mit den Techniken der ländlichen Gemeinschaften beschäftigen", fordert Carlos Gay, Forscher am Zentrum für Atmosphärenwissenschaften der staatlichen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM). "Wir müssen sie uns so zunutze machen, dass sie auch in größerem Stil anwendbar sind." Allerdings seien nicht alle Maßnahmen übertragbar.


Von Tequila zu Biosprit

Auch die Regierung will ökologisch nachhaltige Technologien fördern. So lobt beispielsweise der staatliche Nationale Rat für Wissenschaft und Technologie Gründungsgelder für Erfolg versprechende Projekte aus. Profitiert davon hat der Ingenieur Francisco Villaseñor, der im Jahr 2006 ein Projekt ins Leben rief, um die Produktion von Tequila nachhaltiger zu gestalten. Vom Nationalen Technologie-Rat erhielt er 178.000 US-Dollar, um aus den Rückständen der Agave, dem Grundstoff von Tequila, Biotreibstoff herzustellen.

So konnte Villaseñor eine erste Fabrik in Amatitán im Bundesstaat Jalisco bauen, die im September dieses Jahres fertig gestellt wurde. Die Fabrik verarbeitet pro Stunde drei Tonnen Pflanzenreste; pro Tonne werden 2,16 Liter Biosprit erzeugt. Ende September gewann der Ingenieur damit den 'Cleantech Challenge Mexico'-Wettbewerb, bei dem ökologisch nachhaltige Innovationen ausgezeichnet werden. Der Biotreibstoff soll nun in der Tequila-Industrie eingesetzt werden, "und in jeder Industrie, die Interesse daran hat", so Villaseñor. In den kommenden 18 Monaten sollen zehn weitere Fabriken hinzukommen. Als Nebenprodukt stellen die Fabriken auch Bio-Kohle aus den Blättern der Pflanzen her, mit der Brennholz ersetzt werden kann.

In Zukunft soll es viel mehr solcher Projekte in Mexiko geben. Sowohl der Staat als auch Universitäten und private Einrichtungen planen Forschungszentren, die grüne Technologien vorantreiben sollen. Bereits Anfang Oktober eröffnete das privatwirtschaftliche Technologische Institut Monterrey gemeinsam mit der 'Arizona State University' (ASU) aus den USA das Globale Nachhaltigkeitsinstitut, ein Ableger des gleichnamigen Instituts der ASU in Arizona. Die Einrichtung soll bereits laufende ökologisch nachhaltige Initiativen des Monterrey-Instituts bündeln und Anreize geben, mehr ökologisch ausgerichtete Unternehmen in Mexiko zu gründen.


Ausrichtung noch unklar

Fünf Millionen Dollar will das Institut pro Jahr in Programme zur Energieeffizienz und zur Reduzierung von Kohlendioxidemissionen sowie in erneuerbare Energien stecken. Einer der Projektpartner des neuen Instituts ist der japanische Autobauer Nissan. Das Unternehmen will eine Möglichkeit finden, die Reststoffe aus den Fabriken in Mexiko zu recyceln, so dass sie wieder nutzbar werden. Ein anderer Projektpartner ist die Supermarkt-Kette Walmart. Sie will Kleinbauern-Betriebe dazu bringen, die Filialen der Kette zu beliefern. Was das mit grünen Technologien oder ökologischer Nachhaltigkeit zu tun hat, bleibt allerdings im Unklaren.

Im November eröffnet die mexikanische Regierung das Zentrum für grüne Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung, das mit 70 Millionen Dollar von den USA unterstützt werden soll. Auch der Zweck dieses neuen Instituts ist bisher unbekannt.

Für Carlos Gay müssen die neuen Einrichtungen ihren Schwerpunkt auf eine nachhaltige Wassernutzung, Energieerzeugung und Nahrungsmittelsicherheit setzen. Auch den Klimawandel sollten die Institute im Blick haben und Anpassungsmaßnahmen entwickeln. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.carbondiversion.com.mx/
http://www.conacyt.mx/Paginas/default.aspx
http://www.cleantechchallenge.org/wb3/wb/ctc/ctc_content?id_content=584
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99388

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2011