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INTERNATIONAL/127: Kuba - Auslandsinvestitionen stellen Zuckerindustrie auf festere Beine (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Januar 2013

Kuba: Auslandsinvestitionen stellen Zuckerindustrie auf festere Beine

von Patricia Grogg


Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Die kubanische Zuckerindustrie will ihren technologischen Fuhrpark erneuern
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Havanna, 10. Januar (IPS) - Die kubanische Zuckerindustrie will 2013 wieder Boden unter den Füßen bekommen. Dazu lässt der Staat ausländisches Kapital ins Land, mit dessen Hilfe die Produktion diversifiziert werden soll. Neben Zucker soll vor allem auf Bioenergie gesetzt werden.

"Die Zuckerindustrie ist dabei, sich zu erholen", sagte Liobel Pérez vom staatlichen Unternehmen 'Azcuba' gegenüber IPS. Das Unternehmen wurde vor etwas mehr als einem Jahr gegründet, um das Zuckerministerium abzulösen. Eine neue Managementstrategie soll der Industrie wieder auf die Beine helfen.

Dazu wurden bereits im November 2012 Verträge mit zwei ausländischen Firmen unterzeichnet: mit der brasilianischen Gesellschaft für Bau und Infrastruktur (COI), eine Tochterfirma des brasilianischen Giganten Odebrecht, sowie mit 'Havana Energy' aus Großbritannien.

Die brasilianische COI soll sich in den kommenden 13 Jahren die Leitung der Zuckerfabrik '5 de Septiembre' in der Provinz Cienfuegos südöstlich der kubanischen Hauptstadt Havanna mit dem 'Zuckerunternehmen Cienfuegos' teilen.


Biomassefabriken Teil des Plans

Geplant ist, dass Havana Energy gemeinsam mit der Azcuba-Tochterfirma 'Zerus' ein Mischunternehmen gründet, um eine Biomasse-Fabrik in der Provinz Ciego de Ávila zu eröffnen. 2015 soll sie produktionsbereit sein. Die Investition wird auf 45 Millionen bis 55 Millionen US-Dollar veranschlagt. Während der Zuckerernte soll die Fabrik mit den anfallenden Biomasseabfällen gefüttert werden, und im Rest des Jahres liefert der Marabú-Busch, eine invasive Pflanze aus dem südlichen Afrika, den Rohstoff für die Bioenergie.

Weitere Projekte sind in Planung, um mehr ausländische Firmen an Zuckerfabriken zu beteiligen. Eigene Produktionsstätten sollen sie aber nicht eröffnen können.

Zuckerrohr ist Bestandteil vieler unterschiedlicher Produkte. Es wird für die Nahrungsmittelproduktion genutzt und zur Herstellung von Medikamenten, Lacken, Konservierungsmitteln, Plastikprodukten, Möbeln und Papier.

"Der Zucker blickt in Kuba auf eine 400-jährige Geschichte zurück", meinte Pérez. Er gebe Menschen Arbeit, sei verantwortlich für den Ausbau von Infrastruktur wie Straßen und in seiner Geschichte immer wieder Forschungsobjekt gewesen. "Aber es fehlt an neuen Technologien, um die Industrie weiterzuentwickeln - und vor allem an Geld, um diese zu bezahlen." Daher brauche es eine neue Vision, wie der Sektor gerettet werden könne. Mit der Öffnung des Sektors für Auslandsinvestitionen könne nun von einer "nachhaltigen" Entwicklung gesprochen werden.

Pérez zufolge werden die Erträge der Zuckerernte in diesem Jahr bereits 20 Prozent über denen des Vorjahres liegen. Anderen Quellen zufolge können in der bereits begonnenen Erntesaison insgesamt 1,8 Millionen Tonnen Zucker eingefahren werden. Der Zucker selbst ist noch immer Hauptprodukt dieses Industriezweiges, der im 20. Jahrhundert als Motor der kubanischen Wirtschaft galt. Damit er diese Rolle wieder einnehmen kann, soll nun die Produktvielfalt vergrößert werden und vor allem Bioenergie eine große Rolle spielen, aber auch der Einsatz als Futtermittel für Tiere.


Mehr staatliche Unabhängigkeit

Mit der Umwandlung des Zuckerministeriums in das Zuckerunternehmen Azcuba hat die Zuckerindustrie eine größere Unabhängigkeit vom Staat erhalten. So kann das Unternehmen leichter auch von der Regierung unabhängige Entscheidungen treffen, auch wenn die Firma weiterhin staatlich ist.

Mehrere Staatsunternehmen sollen ab 2013 neue Managementstrategien verfolgen. Im Fall von Azcuba ist das Ziel, sich unabhängig von staatlichen Zuschüssen zu machen.

Den größten Teil der Ernteerzeugnisse behält Kuba für sich: Um die interne Nachfrage zu stillen, stellt die Zuckerindustrie 550.000 bis 700.000 Tonnen bereit. Der größte ausländische Abnehmer ist China: 400.000 Tonnen Zucker gehen jedes Jahr ins Reich der Mitte. (Ende/IPS/jt/2013)


Links:

http://www.odebrecht.com.br/es
http://www.havana-energy.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102203

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2013