Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

INTERNATIONAL/157: Karibik - CARICOM wird 40, wenige Lorbeeren, auf denen sich die Region ausruhen kann (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Juli 2013

Karibik: CARICOM wird 40 - Wenige Lorbeeren, auf denen sich die Region ausruhen kann

von Peter Richards



Port of Spain, Trinidad, 2. Juli (IPS) - Vier Jahrzehnte nach der Gründung der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) beraten die 15 Mitgliedsländer in Trinidad und Tobago, dem Geburtsort des Integrationsprozesses, über einen Ausbau des gemeinsamen Wirtschaftsraumes, der Einwohnern der Staaten mehr Freizügigkeit gewähren soll.

"Zweifellos ist ein effizientes Transportsystem in der Region von wesentlicher Bedeutung, vor allem mit Blick auf eine ungehinderte Beförderung von Personen und Waren im CARICOM-Raum und Anreizen für ein Wachstum des Tourismus, mit dem die Entwicklung der Karibik einhergeht", teilte das Sekretariat des Staatenbundes in Guyana mit.

Die Sondersitzung des 34. Gipfeltreffens, das vom 3. bis 6. Juli stattfindet, wird sich vor allem mit der Beförderung zu Luft und zu Wasser sowie mit Grenzkontrollen befassen. Die Interamerikanische Entwicklungsbank hilft bei der Entwicklung eines umfassenden regionalen Transportplans.

Seit Bestehen von CARICOM haben die karibischen Staaten allerdings extreme Schwierigkeiten damit, eine gemeinsame Fluggesellschaft zu gründen, um den Handel und den Personenverkehr zu steigern. Dabei gibt es bereits mindestens sechs nationale Airlines in der Region. "Wir versuchen Lösungen zu finden. Es widerspricht jeder Logik, dass diese Fluggesellschaften nicht kooperieren", sagt CARICOM-Generalsekretär Irwin La Rocque.


Ärger über Subventionen für 'Caribbean Airlines'

St. Vincent und die Grenadinen, Barbados, Antigua und Barbuda sowie Dominica, die die zwischen den Inseln verkehrende Airline LIAT betreiben, geht es seit Längerem gegen den Strich, dass das erdölreiche Trinidad und Tobago seine Fluggesellschaft 'Caribbean Airlines' (CAL) subventioniert.

Der Regierungschef von St. Vincent und den Grenadinen, Ralph Gonsalves, der der Gruppe der LIAT-Anteilseigner vorsitzt, betont zwar, dass er keinen Streit mit Trinidad und Tobago vom Zaun brechen wolle, die Angelegenheit jedoch auf dem Gipfel mit dem Ministerpräsidenten Kamla Persad Bissessar zur Sprache bringen werde, der für die nächsten sechs Monate Vorsitzender des Regionalverbands sein wird.

Gonsalves zufolge hat LIAT im Zeitraum 2008 bis 2012 durchschnittlich 127 US-Dollar pro Barrel Kerosin gezahlt. Die CAL musste dagegen in der gleichen Zeitspanne im Schnitt lediglich 53 Dollar pro Barrel aufwenden. Der Premier beruft sich auf Schätzungen, wonach LIAT im Verlauf dieser fünf Jahre etwa 78.000 Passagiere an die CAL verloren hat, weil die Konkurrenz günstiger wirtschaften konnte. "Die Einnahmen, die wir wegen unlauteren Wettbewerbs verloren haben, belaufen sich auf 10,2 Millionen Dollar."

Anfang dieses Jahres sprach der Finanzminister von Trinidad und Tobago, Larry Howai, von Subventionen für die CAL in Höhe von 40 Millionen Dollar im Jahr 2012. Gonsalves warf der Regierung daraufhin einen Verstoß gegen den CARICOM-Vertrag und das regionale Abkommen über den gemeinsamen Luftfahrtdienst vor.

Wie La Rocque berichtet, wird der Gipfel über Empfehlungen eines Sonderrats für Handel und Wirtschaftsentwicklung (COTED) beraten. Verkehrsminister der Karibikstaaten hatten sich bereits im Juni getroffen, um über die Frage zu diskutieren. "Überall in der Welt gibt es Allianzen zwischen Fluggesellschaften, nur in unserer Region nicht", kritisiert der CARICOM-Generalsekretär.


Geringe Fortschritte beim regionalen Handel

Hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftslage kritisierte die Zeitung 'Jamaica Observer', dass CARICOM zwar nach der Europäischen Union das zweitälteste Integrationsbündnis der Welt sei, jedoch den Handel zwischen den 15 Mitgliedsländern nicht signifikant voranbringen konnte.

La Rocque hingegen hebt hervor, dass der Block immer eingesehen hat, dass der Handel aufgrund der Ausprägung der Wirtschaftssysteme begrenzt bleiben würde und nie den Stand des Warenverkehrs innerhalb der EU erreichen würde. Als Gründe nannte er die kleinen Volkswirtschaften und die Produktion ähnlicher Güter. Dennoch sei der Handel innerhalb der Region um 16 Prozent gestiegen. La Rocque zufolge kann er weiter ausgebaut werden. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.CARICOM.org/
http://www.ipsnews.net/2013/07/at-forty-CARICOM-has-few-laurels-to-rest-on/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 2. Juli 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2013