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INTERNATIONAL/268: Digitales Potenzial auch von reichen Staaten nicht ausgeschöpft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Juli 2015

Wirtschaft: Digitales Potenzial auch von reichen Staaten nicht ausgeschöpft

von Jaya Ramachandran



Bild: © Kristin Palitza/IPS

In den OECD-Ländern beschäftigten die neuen Medien im Jahr 2013 mehr als 14 Millionen Menschen
Bild: © Kristin Palitza/IPS

PARIS (IPS) - Die digitale Wirtschaft durchdringt inzwischen sämtliche Bereiche der Weltökonomie. So wirkt sie sich unter anderem auf das Bankenwesen und den Einzelhandel sowie auf den Energie-, Transport-, Medien- und Gesundheitssektor aus. Obwohl die digitalen Anwendungen und Technologien erheblich zum Wachstum beitragen, wird ihr Potenzial selbst von den Industrie- und Schwellenländern nicht ausgeschöpft, wie ein neuer Bericht zeigt.

Einerseits beeinflussen die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) über ihre Fest-, Mobil- und Funkanschlüsse die Art der sozialen Interaktionen und persönlichen Beziehungen. Andererseits verfügt kein einziger der 34 Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) über ein nationales Konzept zum Schutz der Privatsphäre oder zur Finanzierung der digitalen Forschung. Stattdessen werden die neuen Medien als Angelegenheit betrachtet, die von den Strafrechtsverfolgungsbehörden geregelt werden.


Ruf nach Vermittlung digitaler Fähigkeiten

Der OECD-Ausblick 2015 auf die digitale Wirtschaft, der sich mit den unterschiedlichen Bereichen der Digitalisierung - von der Breitbandverbreitung und industriellen Konsolidierung über die Netzneutralität bis zum Cloud-Computing - in den OECD-Staaten und Partnerländern wie Brasilien, Kolumbien und Ägypten befasst, unterstreicht zudem die Notwendigkeit, die Menschen verstärkt mit den Fähigkeiten auszustatten, die sie brauchen, um sich Jobs in den digitalen Arbeitswelten zu erschließen.

Wie im OECD-Ausblick enthaltene Umfrageergebnisse von 2014 belegen, räumen 26 von 29 Staaten dem Aufbau digitaler Infrastrukturen Priorität ein. In 19 von 28 Ländern steht der Schutz der Privatsphäre und der Sicherheit im weltweiten Netz auf der Prioritätenliste. Mit Blick auf die weitere Zukunft halten Länder die Vermittlung digitaler Kenntnisse, Verbesserungen der öffentlichen Dienstleistungen und ein größeres Angebot an digitalen Inhalten für entscheidend.

Andere Studien, die in dem Bericht Erwähnung finden, zeigen, dass 2014 zwei Drittel der Menschen einen größeren Wert auf ihre Online-Privatsphäre legten als im Jahr zuvor. Nur ein Drittel der Befragten waren der Meinung, dass im Internet verbreitete private Informationen sicher sind.

Ferner heißt es in dem OECD-Report, dass 27 der 34 OECD-Länder einen nationalen digitalen Strategieplan vorweisen können. Viele seien 2013 oder 2014 entwickelt worden und konzentrierten sich auf Telekom-Infrastrukturen, auf die Breitbandkapazität und Netzgeschwindigkeit. Nur wenige widmeten sich internationalen Belangen wie der Regulierung des Internets.

Sieben der 34 OECD-Mitglieder verfügen über mehr als einen mobilen Breitbandanschluss pro Person. Etwa drei Viertel aller Smartphone-User in den OECD-Staaten nutzen für ihre WLAN-Verbindungen Festanschlüsse.

Alle OECD-Mitgliedsländer verfügen über mindestens drei Mobilfunkanbieter, die meisten sogar über vier. Die Nutzungsgebühren für mobile Dienstleistungen sind im Zeitraum 2012 bis 2014 drastisch zurückgegangen. Die größten Preiseinbrüche erlebten Italien, Neuseeland und die Türkei. Hingegen sind die Gebühren in Österreich und Griechenland wieder gestiegen.

Im IKT-Sektor der OECD-Staaten waren 2013 mehr als 14 Millionen Menschen beschäftigt. Das entsprach fast drei Prozent aller im Staatenblock verfügbaren Arbeitsplätze. In Südkorea und Irland waren es sogar vier Prozent, in Griechenland, Portugal und Mexiko hingegen nur zwei Prozent. Das IKT-Risiko-Kapital hat wieder zugelegt und in den USA seinen höchsten Stand seit Platzen der Dotcom-Spekulationsblase im März 2000 erreicht.

China ist dem OECD-Ausblick zufolge zwar der führende Brutto-Exporteur von IKT-Gütern und -Dienstleistungen. Gemessen an der Wertschöpfung sind jedoch die USA führend, was teilweise auf die in den Endprodukten enthaltenen IKT-Dienstleistungen zurückzuführen ist. Diese haben auch Indien und Großbritannien höhere Anteile verschafft.

Südkorea ist von allen OECD-Mitglieds- und -Partnerländern das am meisten auf Computer-, Elektronik- und Optikprodukte spezialisierte Land. Luxemburg sticht im Telekom-Bereich hervor, während Irland, Schweden und Großbritannien bei IT und anderen Informationsdiensten in Führung liegen. (Ende/IPS/kb/31.07.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/07/even-the-rich-have-not-harnessed-full-potential-of-digital-economy/

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IPS-Tagesdienst vom 31. Juli 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2015

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