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MARKT/1427: Preise für Energie, Metalle und Nahrungsmittel steigen rasant (NFD)


NaturFreunde Deutschlands - 25. Januar 2011

Preise für Energie, Metalle und Nahrungsmittel steigen rasant

Das Zeitalter der knappen Rohstoffe hat begonnen, doch die Politik reagiert nicht


Berlin, 25. Januar 2011 - "Kommt nach der Finanzspekulation jetzt eine Nahrungsmittelspekulation", fragt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller und warnt: "Seit Monaten steigen die Preise für Agrarrohstoffe, Metalle und Energie. Nach den Finanz- und Immobilienkrisen der letzten Jahre grasen die Heuschrecken nun die Rohstofffelder ab, ganz besonders dreist bei den Nahrungsmitteln. Der Umgang mit der Rohstoffknappheit ist eine Schlüsselfrage der nächsten Jahre. Bisher aber ist die Politik untätig."

Seit den 1980er Jahren haben die Finanzinstitute das Kommando über die Wirtschaft übernommen. Die Welt ist seitdem geprägt von einer Arbitrage-Ökonomie, die mit den Unterschieden in Zeit und Raum spekuliert und nur noch den kurzfristigen Gewinn sucht. Nach den Folgen ihres Handelns fragt sie aber nicht.

Seit Monaten steigen die Preise für Agrarrohstoffe, Metalle und Energie. In den letzten zwölf Monaten stieg der Preis für Rohöl um knapp ein Drittel. Der Rohstoff-Preisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes (HWWI) erhöhte sich im Jahr 2010 um 41,3 Prozent. Doch die großen Anbieter tun weiter so, als sei der Rohstoffmarkt ein freier Markt. Etwa der freie Markt von Deepwater Horizon und einem überfluteten Australien?

Tatsächlich nimmt die Spekulation bei steigender Nachfrage und einem immer knapper werdenden Angebot zu. Der Rohstoffsektor wird zu einem kurzfristig orientierten Kasino. Die Rohstofffrage beginnt auch, den Finanzmarkt zu dominieren: Seit dem Jahr 2005 haben fachfremde Anleger und Banken, Broker und Spekulanten das Kommando übernommen. In vielen Bereichen liegen die reinen Finanztransaktionen schon um ein Vielfaches höher als die ihnen zugrunde liegenden Rohstoffmengen. Die "Wandering Bubbles" pumpen eine neue Spekulationsblase auf, ein ökologischer Kolonialismus wird aufgebaut.

Die knappen globalen Ressourcen sind eine strategische Machtquelle, die immer bedeutender wird. Längst haben Kartelle, große Fonds und direkte Verträge zwischen einzelnen Staaten den Markt ersetzt. Bei den Nahrungsmitteln riecht es nach neuen globalen Wanderungsbewegungen, bei anderen Rohstoffen sogar nach Krieg. Das Zeitalter der knappen Rohstoffe hat begonnen.

Der Umgang mit der Rohstoffknappheit ist eine Schlüsselfrage der nächsten Jahre. Bisher aber ist die Politik untätig. Die NaturFreunde Deutschlands fordern deshalb die Bundesregierung auf, endlich zu einem vernünftigen Regime im Umgang mit den knappen Ressourcen zu kommen.

Wir erwarten Vorschläge für eine Ressourcensteuer, für ein Programm zur Kreislaufwirtschaft, für internationale Fonds, die mehr Verteilungsgerechtigkeit schaffen und für einen Grenzsteuerausgleich, damit sich Volkswirtschaften gegen Umweltdumping schützen können. Vor allem aber erwarten wir eine strikte Sanktionierung der Externalisierung von Kosten zulasten der Allgemeinheit.

Nur: Wann endlich handelt die Bundesregierung?


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Quelle:
Presseinformation vom 25.01.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Januar 2011