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REDE/424: Brüderle anläßlich des World Energie Dialogue 2010 auf der Hannover Messe (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 20. April 2010

World Energy Dialogue 2010

Rede des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, Rainer Brüderle, anlässlich des World Energy Dialogue 2010 auf der Hannover Messe.


- Es gilt das gesprochene Wort! -

Sehr geehrte Damen und Herren,

Lassen Sie mich mit einem Dank beginnen.

BDI, die Deutsche Messe AG und die Dena richten den World Energy Dialogue 2010 aus.

Damit wenden Sie sich einem Megathema zu.

Energie ist das Lebenselixier einer jeden Volkswirtschaft: Ohne Energie gibt es keine Wirtschaft und Industrie. Ohne Energie ist es kalt, dunkel und nur wenig komfortabel.

Die Energiepreise sind die Brotpreise unserer Zeit. Die
Energiepolitik betrifft den Alltag der Menschen.

Ich habe sehr gerne die Schirmherrschaft für diese Konferenz übernommen und freue mich auch auf die Verleihung des Energieeffizienz-Preises. Ich werde dabei sein.

Weltweit wollen die Menschen eine sichere und auch bezahlbare Energieversorgung. Gleichzeitig haben wir es mit der globalen Herausforderung der Klimaerwärmung zu tun.

Die Energieversorgung muss deshalb zusätzlich auch so
umweltverträglich wie möglich garantiert werden.

Das stellt hohe Anforderungen an den Energieverbrauch. Die Devise lautet: Ressourcen schonen und die Energie möglichst effizient einsetzen.

Dieses Ziel ist nur mit Innovationen und Spitzentechnologien vor allem in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien erreichbar.

Genau darum geht es beim diesjährigen World Energy Dialogue.

Auch diese Tagung steht im Zeichen der noch nicht voll überwundenen, weltweiten Wirtschaftskrise.

Gerade in der Krise müssen wir uns auf unsere industrielle Stärke und technologische Leistungsfähigkeit besinnen - und Energietechnologien sind Zukunftstechnologien!

Schwere Zeiten sind gute Zeiten, um die Weichen neu zu stellen. So kommen wir gestärkt aus der Krise.

Energietechnologien spielen dabei eine wichtige Rolle.

Für die Energiepolitik in Deutschland sind Richtung und Ziel klar:

Die konventionellen Energieträger sollen im Rahmen eines dynamischen Energiemixes so weit wie möglich durch alternative Energien ersetzt werden.

Die erneuerbaren Energien sollen am Ende des Weges den Haupanteil an der Energieversorgung übernehmen.

Das heißt: Konsequenter Ausbau der erneuerbaren Energiequellen und die konsequente weitere Erhöhung der Energieeffizienz.

Darüber besteht Konsens.

Wir arbeiten in der Bundesregierung an einem nationalen Energiekonzept. Es soll bis Herbst fertig sein. Endlich gibt es wieder eine Energiepolitik aus einem Guss.

Beim Energiekonzept wird es nicht nur um die Frage der Laufzeit der Kernkraftwerke gehen. Es geht um Leitlinien für unsere Energieversorgung im Jahr 2050.

Mit den erneuerbaren Energien und Energieeffizienz haben Sie für den World Energy Dialogue 2010 die entscheidenden Themen ausgewählt.

Sie stehen im Mittelpunkt einer zukunftsfähigen Energieversorgung - nicht nur in Europa, sondern auch in China, in Afrika und der Welt insgesamt.

Meine Damen und Herren,

noch immer ist die klimafreundlichste Energie die Energie, die gar nicht erst verbraucht wird.

Energieeffizienz spart Kosten und ist deshalb auch zentraler Wettbewerbsfaktor.

Energieeffizienz leistet einen Beitrag zur Versorgungssicherheit, weil Importabhängigkeiten vermindert werden.

Energieeffizienz schont die Umwelt und ist damit eine wirksame Antwort auf den Klimawandel.

Die Entwicklung von Spitzentechnologie kann man nicht verordnen.

Wir setzen vielmehr auf die Kreativität und Innovationskraft von Markt und Wettbewerb.

Dazu unterstützen wir Unternehmen bei Forschung und Entwicklung sowie Innovationen.

In 2011 wird das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ein neues Energieforschungsprogramm vorlegen.

Dabei geht es z. B. um intelligente Netze, Speichertechnologien oder die Einführung der Elektromobilität.

Und auch mit dem Programm "E-Energy" greifen wir neuartige Herausforderungen aktiv auf.

Durch den Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie schaffen wir ein intelligentes, neues Elektrizitätsversorgungssystem.

Auch damit leisten wir einen Beitrag zur Lösung energie- und klimapolitischer Fragen.

Wir suchen zum Beispiel nach Lösungen zur besseren Integration der Erneuerbaren Energiequellen.

Hier auf der Hannover-Messe präsentieren 6 Modellregionen auf dem E-Energy-Gemeinschaftsstand ihre Lösungsansätze.

Ich lade Sie herzlich zu einem Besuch ein.

Nur dort, wo die marktwirtschaftlichen Kräfte nicht ausreichen, bedarf es ordnungspolitischer Vorschriften.

Manche wollen demgegenüber im Detail vorschreiben, wie viel Energie jeder Produktionsprozess in Zukunft verbrauchen darf.

Das würde früher oder später in Art energiepolitische Planwirtschaft führen.

Wir wollen keinen Polizisten in jedem Solarstudio.

Die öffentliche Hand soll nicht Kontrolleur sein sondern Vorbild.

Wir setzen auf Wettbewerb und Markt.

Das gilt auch beim neuen Energiedienstleistungsgesetz. Es wird morgen im Bundeskabinett beraten.

Das ist eine gute Nachricht beim Thema Energiesparen.

Die Umsetzung der EU-Energiedienstleistungsrichtlinie kommt damit entscheidend voran.

Da ziehe ich mit meinem Kollegen Norbert Röttgen an einem Strang.

Konkret geht es zum Beispiel um qualifizierte Energiesparberatungen. Hier soll der Markt transparenter werden.

Ein weiterer Schlüssel für nachhaltige Energieversorgung sind erneuerbare Energien.

Die erneuerbaren Energien haben sich zu einer Wachstumsbranche entwickelt.

Das gilt für Deutschland und die ganze Welt.

Bei vielen - gerade auch jüngeren - Deutschen scheinen erneuerbare Energien fast schon zu einem Teil ihre Identität widerzuspiegeln.

Zugleich wird die Energiepolitik auch heute noch oft verkürzt auf die Frage:

Bist Du für erneuerbare Energien oder bist du für Kernenergie?

Ich bin übrigens für beides - und das geht auch.

Und wie das Ergebnis der Bundestagswahl vom letzten Herbst gezeigt hat, sind die Bürger auch viel pragmatischer als viele sich das denken.

Kernenergie ist für die christlich-liberale Koalition eine "Brückentechnologie", bis sie durch erneuerbare Energien verlässlich ersetzt werden kann.

Kernenergie verzögert auch nicht den Umbau ins regenerative Zeitalter.

Das Gegenteil ist richtig: Eine begrenzte Laufzeitverlängerung beschleunigt sogar den Umbau zu den erneuerbaren Energien.

Wir wollen die so genannten windfall profits bei Laufzeitverlängerungen für die Erneuerbaren Energien nutzen. Dies kann uns helfen, die Kosten des Umbaus gesellschaftlich akzeptabel zu halten.

Denn die Förderung der erneuerbaren Energien ist nicht zum Nulltarif zu haben.

Die Erneuerbaren Energien müssen sich möglichst schnell aus eigener Kraft rechnen.

Sonst können sie langfristig keine Zukunft haben.

Speziell bei der Photovoltaik müssen wir in Deutschland eine Überförderung abbauen, wo sie auftritt.

Klar ist: Es muss weiter Investitionen in Zukunftstechniken geben.

Wir wollen den Ausbau erneuerbarer Energien - aber im Wettbewerb und nicht um jeden Preis.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix soll und wird in Zukunft weiter steigen.

Die besten Antreiber dabei sind nicht Subventionen, sondern Innovationen und auch der Markt.

Das gilt im Prinzip auch für Strom aus der Wüste einschließlich der DESERTEC-Pläne. Sie werden sich damit morgen Nachmittag näher befassen.

Speziell in Nordafrika gibt es beste Voraussetzungen für die Nutzung von Sonne und Wind.

Darin steckt ein gewaltiges Potential zur Deckung der Stromnachfrage in der Region und für eine sichere und klimafreundliche Stromversorgung in der EU.

Strom aus der Wüste wäre nicht nur CO2-frei. Er könnte auch langfristig wirtschaftlich und grundlastfähig erzeugt werden.

Es gibt hohe Erwartungen. Sie müssen mit Leben erfüllt werden. Wir brauchen eine Konkretisierung der DESERTEC-Pläne und eine Umsetzungs-Strategie für die nächsten Jahre.

Die DESERTEC-Industrieinitiative will die Rahmenbedingungen in Machbarkeitsstudien untersuchen. Das ist nötig und gut.

Wir brauchen belastbare Aussagen, wann mit dem Erreichen der Wirtschaftlichkeit zu rechnen ist.

Afrikaner und Europäer müssen die Chancen des Projekts erkennen. Es ist die Möglichkeit für ganz neue Partnerschaften.

Meine Damen und Herren,

die Energieversorgung der Zukunft wird anders sein als heute - aber auch in Zukunft wird es um eine sichere, saubere und bezahlbare Energieversorgung gehen.

Gemeinsam sind wir stark! Das Gespräch über alle Grenzen hinweg ist wichtig.

Dem "World Energy Dialogue 2010" wünsche ich einen guten Verlauf und Ihnen allen angeregte Diskussionen!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!



Weiterführende Informationen

Hannover Messe 2010
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Service/veranstaltungen,did=336850.html


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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 20. April 2010
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: buero-L2@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2010