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UNTERNEHMEN/2102: Studie zu Familienunternehmen - Rohstoff- statt Auftragskrise? (idw)


Handelshochschule Leipzig - 04.01.2010

Studie zu Familienunternehmen / Rohstoff- statt Auftragskrise?

Holzindustrieunternehmen aus Nordrhein-Westfalen belegt Ergebnisse einer Studie der Handelshochschule Leipzig (HHL) und AlphaZirkel


"Holz ist unsere Leidenschaft" heißt es auf der Homepage des Familienunternehmens Josef Schmelter GmbH aus Lennestadt-Saalhausen (Nordrhein-Westfalen), das seit 1955 auf dem Markt für Bauschnittholz tätig ist. Um die Geschichte des Unternehmens erfolgreich fortzuführen, wird der Sohn der Familie, Lutz Schmelter (32) im Jahr 2003 zusätzlicher Geschäftsführer. Mit einer neuen Unternehmensstrategie und gestärktem, familiären Zusammenhalt will der studierte Diplom-Kaufmann und Absolvent der Handelshochschule Leipzig (HHL) seinen Betrieb durch die Wirtschaftskrise führen und bleibt dabei optimistisch.

Krisensymptome in 2010 / Ernsthafte Rohstoffsituation betrifft Branche

Das Unternehmen Josef Schmelter GmbH stellt überwiegend Produkte für die Absatzbereiche Bauindustrie, davon meist Hochbau, und Verpackungsindustrie her. "Die ersten Krisensymptome im Produktbereich ,Holz für Verpackung' merken wir seit Frühjahr 2009. Die Produkte für die Bauindustrie dagegen wurden bis dato noch gut nachgefragt, so dass man hier nicht von einer Wirtschaftskrise sprechen kann", erzählt Lutz Schmelter. "Es handelt sich hier allerdings um Projekte, die schon längerfristig geplant wurden, und bei denen somit die Investitionsentscheidungen teilweise noch vor Herbst 2008 getroffen wurden", fügt er hinzu. Schmelter vermutet daher, dass 2010 mit einer Abschwächung der Bautätigkeit im Hochbau zu rechnen ist. "Die Krise wird uns in einigen Produktbereichen erst 2010 richtig treffen", sagt der HHL-Absolvent. Diese wird aber möglicherweise ein wenig durch das Konjunkturpaket II abgemildert. "Aktuell stellt man doch vermehrt fest, dass Kita- oder Schulbaumaßnahmen angestoßen werden, die 2010 zur Ausführung kommen werden. Unser Hauptproblem wird aber sein, dass wir vermutlich für selbst eine geringere Nachfrage nicht genügend Rohstoff zur Verfügung gestellt bekommen werden. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Branche unterversorgt ist und im kommenden Jahr noch mit einer weiteren Angebotsreduzierung im Rohstoffbereich zu rechnen ist", sagt Schmelter.

Studien-Ergebnisse bestätigt: Familienunternehmen reagieren besonnen in der Krise

Um die Wirtschaftskrise erfolgreich zu meistern, bleibt Familie Schmelter ihrer Unternehmensstrategie treu. "Wir kommunizieren zwar mehr und bewusster mit unseren Mitarbeitern, um die Situation zu erläutern und sie möglichst rechtzeitig auf mögliche Krisenfolgen vorzubereiten. Ansonsten verfolgen wir unsere Unternehmensstrategie konsequent weiter und investieren auch weiterhin", erzählt Lutz Schmelter. Zur Strategie des Holzbetriebs gehört seit vielen Jahren auch die kontinuierliche Erweiterung der Produktpalette, um für Kunden attraktiv zu bleiben. "Wir sind daher zu einem Produktionsbetrieb geworden, der nahezu den gesamten Massivholzbereich für den baulichen, statischen Einsatz abdecken kann. Des Weiteren bieten wir unseren Kunden einen über das Produkt hinaus gehenden Service an, beispielsweise im Bereich Logistik", erklärt der junge Geschäftsführer. Mit diesem ausgedehnten Produktportfolio und den Zusatzservices wollen sich die Schmelters von ihren Mitbewerbern abheben und auf diese Weise attraktiv für Kunden bleiben. Gespannt auf das kommende Jahr ist der Sohn der Unternehmerfamilie dennoch: "Hoffentlich bringt uns unsere Strategie durch die nach unserer Auffassung noch kommende Krise im Hochbau."

So wie die Josef Schmelter GmbH reagiert auch die Mehrheit der 200 befragten Familienunternehmen und kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland, die in der im Herbst 2009 erschienen Studie "Erfolgreich bleiben in der Krise" zur derzeitigen Lage und zu den Maßnahmen, die sie zur Überwindung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise treffen, Position beziehen. Die durch den AlphaZirkel - Das Forum für Familienunternehmer - initiierte und in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Strategisches Management der Handelshochschule Leipzig (Prof. Dr. Torsten Wulf) durchgeführte Erhebung, beantwortet nicht nur, wie stark Familienunternehmen bzw. KMU von der aktuellen Krise betroffen sind oder welche Implikationen die Krise für die Unternehmerfamilie hat. Sie bietet außerdem Ergebnisse auf die Frage welche Maßnahmen in Strategie, Führung und Finanzierung Familienunternehmen bzw. KMU ergreifen, um die Krise erfolgreich zu meistern. Prof. Dr. Torsten Wulf kennt die Antwort der Studie dazu: "In der Wirtschaftskrise besonnen zu reagieren und seiner Linie treu zu bleiben hat sich für viele Familienunternehmen in Deutschland als Erfolgsrezept herausgestellt, um die Herausforderungen aus der Krise zu meistern."

Kreditaufnahme in Krisenzeiten erschwert. Lichtblick in 2010

Wie die Studie von 200 mittelständischen Unternehmen in Deutschland zeigt: Die Aufnahme von Krediten in der Krise ist deutlich erschwert, was vor allem in erhöhten Transparenzanforderungen begründet liegt. Eine Erleichterung der Kreditvergabe für 2010 ist allerdings in Sicht. Nach dem Konjunkturgipfel Anfang Dezember 2009 im Bundeskanzleramt haben die ersten Banken und Sparkassen eine bessere Versorgung des Mittelstands mit Krediten zugesagt. Auf Seiten der Regierung ist zudem vorgesehen, den Banken Darlehensrisiken in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro abzunehmen. Das Geld soll aus dem Deutschlandfonds kommen, mit dem die Bundesregierung strauchelnden Unternehmen durch die Wirtschaftskrise hilft. Zusätzlich soll ein von der Regierung eingesetzter Kreditmediator Beschwerden der Unternehmen in Bezug auf Kreditsuche bündeln und dann mit den Banken verhandeln.

Familiärer Zusammenhalt in Krisenzeiten stark

Wirtschaftlich schwierige Zeiten lassen die Unternehmerfamilien laut Prof. Dr. Torsten Wulf enger zusammen rücken: "Die Konflikte innerhalb der Familien treten dabei in der Regel, unabhängig von der Krise, besonders in Fragen von Governance und Strategie auf. Auch der Nachfolgeprozess ist von der Krise eher unbeeinflusst. Weiterhin wird eine interne Nachfolge innerhalb der von uns befragten Familienunternehmen in Deutschland bevorzugt." Im Familienunternehmen Josef Schmelter GmbH wird seit Beginn der Krise zwar innerhalb der Familie viel über die politischen Entwicklungen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und mögliche Zukunftsszenarien gesprochen, doch "insgesamt ist unserer familiärer Zusammenhalt unverändert stark und wir sind zuversichtlich, dass wir in der Zukunft gut aufgestellt sind", erzählt Geschäftsführer Lutz Schmelter.

Studie "Erfolgreich bleiben in der Krise" der Handelshochschule Leipzig (HHL) und Alpha-Zirkel

Die repräsentative Studie "Erfolgreich bleiben in der Krise" wurde im September 2009 durch die Handelshochschule Leipzig (HHL) und den AlphaZirkel - Forum für Familienunternehmer veröffentlicht. Das Unternehmen Droege & Comp. Financial Advisors GmbH München hat die Studie unterstützt, Herausgeber ist Andreas E. Mach. Die Studie bietet Ergebnisse zu der Frage, wie stark Familien- beziehungsweise mittelständische Unternehmen von der aktuellen Krise betroffen sind, welche Maßnahmen in Strategie, Führung und Finanzierung sie ergreifen und was die Krise konkret für die Unternehmerfamilie bedeutet. Kostenfrei kann die Befragung unter folgender Adresse heruntergeladen werden: http://www.AlphaZirkel.de/publikation_mach_4.htm

Handelshochschule Leipzig (HHL)

Die Handelshochschule Leipzig (HHL) ist Deutschlands älteste betriebswirtschaftliche Hochschule und zählt heute zu den führenden Business Schools. Innerhalb der Ausbildung von leistungsfähigen und verantwortungsbewussten Führungspersönlichkeiten spielt neben der Internationalität die Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis eine herausragende Rolle. Der Lehrstuhl für Strategisches Management und Organisation unter der Leitung von Prof. Dr. Torsten Wulf befasst sich in Forschung und Lehre intensiv mit Erfolgsfaktoren für Familienunternehmen. Weitere Informationen unter:
http://strategy.hhl.de

Das Holzindustrieunternehmen Josef Schmelter GmbH

Das 1955 gegründete und bis heute inhabergeführte Familienunternehmen Josef Schmelter GmbH ist auf dem Markt für Bauschschnittholz tätig und beliefert das Zimmereihandwerk, den Holzhandel und die Holzpackmittelindustrie in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Benelux. Mit 32 Vollzeit- und 20 Teilzeitarbeitskräften betreibt das Holzindustrieunternehmen ein Nadelholzsägewerk für die Holzart Fichte in Lennestadt-Saalhausen und einen Weiterveredelungsbetrieb in Lennestadt-Oedingen. Die Wertschöpfung des Unternehmens beginnt beim Frischholzeinschnitt und geht über die Holztrocknung, Keilverzinkung bis hin zur Hobelung und Flächenverleimung. Die Resthölzer aus den Produktionsprozessen werden an die Papier- und Zellstoffindustrie sowie an die Holzwerkstoffindustrie veräußert. Weite Informationen unter:
www.schmelter.de

Weitere Informationen unter:
http://www.AlphaZirkel.de/publikation_mach_4.htm
http://strategy.hhl.de
http://www.schmelter.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution679


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Handelshochschule Leipzig, MBA Volker Stößel, 04.01.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2010