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MELDUNG/247: Rechtsgeschichte für Smartphones (idw)


Universität Augsburg - 29.04.2013

Rechtsgeschichte für Smartphones

Die im Boorberg Verlag erschienene App "Rechtsgeschichte. check it!" des Augsburger Rechtshistorikers Dr. Peter Kreutz bietet auf 40 Seiten einen konzentrierten Überblick über die Entwicklung des Rechts in den letzten vier Jahrtausenden.



Augsburg/PK/KPP - Neue Wege bei der Aufbereitung des Lehrstoffes an Universitäten beschreitet der Augsburger Jurist und Rechtshistoriker Dr. Peter Kreutz in Zusammenarbeit mit Dr. Arnd-Christian Kulow vom Richard Boorberg Verlag in Stuttgart: Eine kostenlose App für Smartphones mit einem der gängigen Betriebssysteme bietet die Kerninhalte, die für Prüfungen im Fach Rechtsgeschichte gemeinhin vorausgesetzt werden, übersichtlich und kompakt zusammengestellt.

Der Siegeszug der Smartphones macht sich auch an den akademischen Einrichtungen bemerkbar. "Zuerst waren wir in Prüfungen mit der Tatsache konfrontiert, dass nahezu alle Studierenden mit Smartphones ausgestattet sind", verrät etwas augenzwinkernd Dr. Peter Kreutz vom Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilverfahrensrecht, Römisches Recht und Europäische Rechtsgeschichte der Universität Augsburg. Durch die Möglichkeit einer unmittelbaren Internetrecherche während einer Klausur mit dem Handy, das man angeblich wegen der dort angezeigten Uhrzeit vor sich liegen gehabt habe - was zwischenzeitlich längst verboten ist -, seien Plagiatsversuche geradezu herausgefordert worden. "Leider", so Kreutz weiter, "haben manche unserer Prüflinge dann auch den erstbesten Mist, den ihnen eine Suchmaschine als Treffer geliefert hat, kritiklos abgeschrieben, samt aller Fehler und Unzulänglichkeiten, die darin enthalten waren." Diese Erfahrungen seien der äußere Anlass gewesen, die jetzt vorliegende Rechtsgeschichte-App zu entwickeln und damit ein Format zu schaffen und zu bedienen, das dem Kommunikationsverhalten der aktuellen Studierendengeneration entgegenkomme, gleichzeitig aber die zur Verfügung stehenden Inhalte nach den Grundsätzen wissenschaftlichen Arbeitens aufbereite und anbiete. Kreutz: "Wir wollen mit unserer App nicht etwa das Abschreiben erleichtern, sehen aber, dass das mobile Internet eine der Hauptquellen ist, aus denen unsere Studierenden ihre Erstinformationen zu einem konkreten Thema beziehen, und darauf wollten wir reagieren."

Technische und fachliche Expertise

Partner bei der Erarbeitung dieser App war der Richard Boorberg Verlag mit Sitz in Stuttgart, ein traditionsreicher Verlag für Juristische Fachliteratur. Dr. Arnd-Christian Kulow, für das Lehrbuchprogramm zuständiger Lektor bei Boorberg, konnte als Jurist mit gleichzeitiger Programmierausbildung neben der fachlichen Betreuung des Projektes auch die technische Konzeption und Umsetzung sicherstellen, so dass eine Realisierung der Idee "Rechtsgeschichte-App" ohne übermäßig viele Zwischenschritte möglich wurde.

Rechtsentwicklung von König Urnammu bis hin zur EU

Inhaltlich bietet die App dem jeweiligen Nutzer auf 40 Seiten einen konzentrierten Überblick über die wesentlichen Grundzüge der Rechtsgeschichte aus europäischer Perspektive, ohne deswegen allein auf Europa festgelegt zu sein. Von frühen Überlieferungen von Phänomenen, die wir heute als Recht bezeichnen würden, wie etwa dem sogenannten Codex Urnammu (ca. 2100 v. Chr.) aus dem Zweistromland oder dem Codex des Königs Hammurapi von Babylon (ca. 1750 v. Chr.) sowie dem Recht des antiken Griechenland geht der Weg der Darstellung weiter zum ersten großen Schwerpunkt in der römischen Antike. Es folgen Kapitel über das Recht des Mittelalters, die sich mit den Grundlagen kirchlichen Rechts ebenso beschäftigt wie mit Stadtrechten (darunter auch dem Stadtbuch von Augsburg aus dem Jahr 1276) oder dem sogenannten "gelehrten Recht" an den frühen abendländischen Universitäten. Der Abschnitt "Neuzeit" bietet einen Überblick über die Ausdifferenzierung der Rechtsmaterien in Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Dem 19. Jahrhundert, dem wesentliche Strukturen der heute noch geltenden Rechtsordnung entstammen, ist breiter Raum eingeräumt, in dem die Entwicklungen im europäischen und teilweise auch darüber hinausreichenden internationalen Zusammenhang dargestellt werden. Einen Kontrapunkt bildet der Abschnitt "Recht und Willkür: Recht in der Diktatur", in dem sich Kreutz mit der Rolle von Recht, Juristen und Justiz unter autoritären Staatsregimen beschäftigt und der in den Kernsatz der sogenannten "Radbruch'schen Formel" mündet, die sowohl Verwendung bei der Aufarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes als auch beim Umgang der bundesdeutschen Justiz mit DDR-Unrecht Verwendung fand und besagt, dass niemand sein Handeln hinter den geltenden Gesetzen verstecken kann, da diese, wenn sie der Gerechtigkeit zuwiderlaufen, "unrichtiges Recht" seien. Ein Ausblick auf die in Gang befindliche Rechtsentwicklung, die von einer starken internationalen Verflechtung geprägt ist, beschließt den Inhalt der App.

Kostenlos für alle gängigen Betriebssysteme

Die App "Rechtsgeschichte. check it!" (40 Seiten, Stuttgart 2012, Boorberg Verlag, Rechtswissenschaft heute) kann sowohl für Smartphones mit dem Betriebssystem Android als auch für iPhones kostenlos unter dem Stichwort "Rechtsgeschichte" in den jeweiligen Stores geladen werden. Eine Version für Windows-Handys ist derzeit in Vorbereitung.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution58

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 29.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Mai 2013