Schattenblick → INFOPOOL → REDAKTION → WOCHENDRUCKAUSGABE


EDITORIAL/076: Wetter-, gegen-, widerwärtig (SB)



Wochendruckausgabe 76 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 03.03.2018


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick

Wetter-, gegen-, widerwärtig

Neben vielen anderen gewiß wichtigen Themen der jeweils letzten Stunden des Tages oder der zu erwartenden Wochen wird der Mensch von hochengagiertem Geschwätz über das Wetter in Verbindung mit seinen Be- und Empfindlichkeiten zu entsprechend beiläufigem Wortwechsel oder gar zur Dauerkonversation veranlaßt. So sehr sich auch ein jeder gerade darüber beschwert, bietet sich doch kaum leichter die Chance und die Gelegenheit, als eben über den Wetterschwatz doch zu ausgiebigeren Informationen und zum Worttausch zu gelangen.

Das gezählte, gemessene und analysierte Datenmaterial seriöser Meteorologie und Wetterwissenschaft bietet sicher nachhaltig überprüfbare Anhaltspunkte zu Spitzen und Senken rekordnaher oder durchschnittlicher Wetterereignisse und wird der Komplexität und Deutungsproblematik aller damit verbundener Phänomene durch Reduktion und Konzentration wesentlich gerechter, als es das verlegentliche Geschwätz zum Thema auch nur vermuten ließe.

Gefühlte Kälte, Hitze, Trockenheit oder Nässe räumen da per se von Anbeginn eine lediglich indifferente und kaum allgemeingültige Treffsicherheit der Wetterempfindsamkeit ein, stellen jedoch im selben Atemzug auf das mithin umfangreichste und in seinen physiologischen und chemischen Dispositionen komplexeste Meßkonglomerat ab, das die Natur zu bieten hat, denn welche Quecksilber- oder welche Alkoholsäule wäre gleichzeitig zu derart vielen unterschiedlichen Meßleistungen und Zuordnungen in diesem Umfang mehr in der Lage als die Biologie eines Lebewesens?

Konnten und mußten sich nicht schon die Lebewesen und Tiere unserer Vorgeschichte, gestützt auf ihren Wetterinstinkt und ihr diesbezügliches Bewußtsein, mit der Konsequenz mehr oder weniger erfolgreicher Fluchten vor den gewaltigen Naturkatastrophen und Wettereinbrüchen schützen?

So sollte doch jener mißachteten Wetterfühligkeit des ach so geschwätzigen Menschen zu Gunsten unserer Nachdenklichkeit gegebenenfalls mehr abzugewinnen sein als bloßer Zeitvertreib und Konversation.

Schattenblick-Redaktion


2. März 2018


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang