Ruhr-Universität Bochum - 19.12.2016
ERC Grant: Buddhismus an den Seidenstraßen
Prof. Dr. Carmen Meinert von der Ruhr-Universität Bochum erhält einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten Consolidator Grant vom Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Wissenschaftlerin am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien erforscht in den kommenden fünf Jahren, wie sich der Buddhismus in vormodernen zentralasiatischen Kulturen lokal ausgeprägt hat.
Unter anderem beschäftigt sich Meinert mit Fragen wie: Wie breitete sich der
Buddhismus im multi-kulturellen, multi-linguistischen und multi-religiösen
Zentralasien aus? Welche dort ansässigen Kulturen wurden durch
buddhistische Ideen beeinflusst? Und wie veränderten sich buddhistische
Glaubensinhalte durch den Vorstoß in diese ausgedehnten Regionen mit
Wüsten und Steppen? Das Projekt trägt den Titel "Dynamics in Buddhist
Networks in Eastern Central Asia, 6th-14th Centuries", kurz "Buddhist
Road". Es ist eines von acht deutschen Projekten im Bereich der Sozial-
und Geisteswissenschaften, die der ERC ausgewählt hat.
Erstmals untersuchen Forscherinnen und Forscher in dem Projekt die überregionalen historischen Verbindungen zwischen den buddhistischen Traditionen des heutigen Chinas, Indiens und Tibets und den lokalen buddhistischen Kulturen Zentralasiens. Geplant sind nicht nur Quellenauswertungen von Schriften diverser europäischer Archive, sondern auch mehrere Feldforschungen in den Gebieten des mittelalterlichen buddhistischen Königreichs von Khotan, des Großreiches der Uiguren und des Tangutenreiches - Regionen, die gegenwärtig zum Territorium der Volksrepublik China gehören.
Dabei hat das internationale Team in Bochum besonders im Blick, wie Händler und Mönche buddhistische Vorstellungen über die Seidenstraßen verbreitet haben und wie die lokale Bevölkerung diese übernommen und sich angeeignet hat.
Der Buddhismus im östlichen Zentralasien ist bislang nicht umfassend erforscht. Carmen Meinerts Team untersucht ihn aus der Perspektive der vergleichenden Religionswissenschaft. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen einen neuen Forschungszugang etablieren, der Philologie, Kunstgeschichte, Archäologie und Religionswissenschaft verbindet. So wollen sie den Austausch religiöser Inhalte im östlichen Zentralasien als dynamisches Netzwerk analysieren.
Zur Person
Carmen Meinert studierte Sinologie, Tibetologie und Geografie an der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo sie 2001 promoviert
wurde. Sie forschte unter anderem an der Peking-Universität, der
Sichuan-Universität, der Universität Hamburg und am Kulturwissenschaftlichen
Institut Essen. Seit 2013 ist Carmen Meinert Professorin für die
Religionen Zentralasiens am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien
der Ruhr-Universität. Zuvor war sie bereits Gastwissenschaftlerin im
Bochumer Käte-Hamburger-Kolleg "Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen
Asien und Europa".
Zwei ERC-Projekte in der Religionswissenschaft
Mit "Buddhist Road" ist das zweite ERC-finanzierte Projekt am Centrum für
Religionswissenschaftliche Studien angesiedelt. Als zentrale
Wissenschaftliche Einrichtung der Ruhr-Universität Bochum unterstützt es
aktiv Drittelmittelanträge für innovative Forschungsprojekte in der
Religionsgeschichte und Religionssoziologie. Seit 2015 erforscht das Team
des Projekts "Jews East" die vielfältigen historischen Kontakte zwischen
Juden und Christen im Nahen Osten, dem Kaukasus, dem Horn von Afrika und
Südindien.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution2
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Julia Weiler, 19.12.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2016
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