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PRESSE/610: Interview mit Manoj Rauniar (Buddhistische Monatsblätter)


Buddhistische Montsblätter Nr. 3/2007, Juli - September
Buddhistische Gesellschaft Hamburg e.V.

"Ich habe jeden Tag Weihnachten!"
Interview mit Manoj Rauniar, dem Besitzer der Galerie Tibetan Lama Art.

Das Gespräch führte Gino Leineweber.


Manoj Rauniar, der 1970 aus seiner Geburtsstadt Kathmandu nach Deutschland kam, betreibt zusammen mit seiner deutschen Frau Nicole seit acht Jahren die Galerie Tibetan Lama Art (Lange Reihe 76).

Qualität und Authentizität zeichnen die von ihm angebotenen Tangkhas und Statuen aus - und so manches Stück ist bei ihm gar unverkäuflich, hängt er doch zu sehr daran. Beim Besuch Seiner Heiligkeit des Dalai Lama hat er die Möglichkeit, Exponate ganz besonderer Art zu zeigen. Beispielsweise eine Je Tsongkhapa Statue, die zweieinhalb Meter hoch ist, einen Buddha Maitreya, der Buddha der Zukunft, und andere, ebenso große Statuen. "Es ist egal, ob man Buddhist ist oder keiner, oder Muslim, egal. Einfach diese Verbindung mit den Künstlern, die das gemacht haben und was sie geschaffen haben, was diese Menschen leisten können, das ist unbezahlbar", so Manoj. Packt er seine neuen Waren - manchmal überraschende Pakete aus Nepal - aus, ist es für ihn immer wieder "wie Weihnachten".


*


BUDDHISTISCHE MONATSBLÄTTER (BM): Unsere Leser würde zuerst interessieren, woher du stammst und wie du nach Deutschland gekommen bist.

MANOJ RAUNIAR (MR): Ich bin 1970 in Kathmandu geboren. Dort habe ich eine kleine Galerie, die heute von meinem Bruder geführt wird. Diese Galerie war spezialisiert auf Thangkas. Als ich nach Deutschland ging, hat mich die Familie eines Künstlers aus Kathmandu angesprochen, warum ich nur Thangkas ausstelle und nicht auch noch Buddhastatuen. Sie sagten, das gehöre doch dazu. Ich hatte mir immer gewünscht, auch Statuen auszustellen, aber niemals Gelegenheit dazu gehabt. Dieser Künstler ist einer der besten in Nepal, der bis dahin nur Statuen für Tempel hergestellt hat.

BM: Das heißt, du bist nach Deutschland gekommen, um eine Galerie mit Thangkas einzurichten, und bekamst dann die Gelegenheit, auf die du lange gewartet hattest, auch Statuen auszustellen. Wie bist du zu deiner Galerie in der Langen Reihe gekommen? Hattest du sie von Anfang an?

MR: Nein. Hauptsächlich nach Deutschland gekommen bin ich, weil ich mich in eine Frau verliebt hatte. Die hatte ich in Kathmandu in einem Restaurant kennengelernt. Ein Freund hatte mich zuvor angerufen, und mich eingeladen, in das Restaurant zu kommen. Ich wollte erst nicht. Aber als er sagte, dass dort Trekkingleute seien, die ich gern kennengelernt hätte, habe ich schließlich nachgegeben und habe gesagt, okay. Und so habe ich Nicole zum ersten Mal gesehen, und auf den ersten Blick dachte ich, ich kenne diese Frau, und dann habe ich mich verliebt. Sie empfand gleich ganz genauso. Aber drei Tage haben wir uns nicht gesehen.

BM: Oh, das muss hart gewesen sein. Wie kam es denn, dass es doch noch geklappt hat?

MR: Ich habe sie in ihrem Hotel angerufen, sie dann abgeholt und bin mit ihr essen gegangen.

BM: Inzwischen bist du mit Nicole verheiratet und ihr habt zwei Kinder. Hattest du denn gleich das Ladengeschäft?

MR: Nein, wir waren an diesem Geschäft in der Langen Reihe, Hausnummer 76, vorbeigegangen, und dieser Laden hat mich inspiriert. Ich habe gemerkt, dass zu den Thangkas und Statuen eine ganze starke Verbindung besteht. Die Straße, die Gegend, das passte alles in meine Vorstellung. Ich konnte fühlen, dass hier ein Ort sei, an dem viele Tibeter oder Buddhisten, aber auch andere Leute, mit den Thangkas und Statuen, in einen guten Kontakt kommen könnten. Die Räumlichkeiten schienen mir sehr geeignet, nicht so groß, aber von so etwas hatte ich geträumt. Dieser Laden war natürlich damals ganz anders. Es war ein Einzelhandelsgeschäft mit antiken Möbeln, das von einem Ehepaar seit ungefähr 30 Jahren betrieben worden war. Aber wir, Nicole, die als Gewandmeisterin beim Ernst-Deutsch-Theater arbeitete, und ich, hatten eine Vorstellung davon, wie man die Räume einrichten kann, und so haben wir uns beide das sehr schön vorgestellt. Dann ist Nicole in den Laden gegangen, und hat gefragt, ob man den Laden mieten könne. Das Ehepaar hat gleich Ja gesagt. Sie suchten schon länger einen Nachmieter, aber der Hausbesitzer hatte bestimmte Vorstellungen davon, was er alles nicht wollte, kein Café, keine Kneipe. Nicole hat dann gesagt, dass ihr Mann, d. h. ihr zukünftiger, wir wollten im nächsten Monat heiraten, eine tibetische Galerie eröffnen möchte. Kunst aus Tibet. 'Ach, das ist schön', die Ladenbesitzerin war ganz begeistert. Wir sind dann mit einem sehr guten Gefühl weggegangen, und ich habe gesagt, dass klappt bestimmt. An dem Tag, an dem wir heirateten, bekamen wir einen Anruf von dem Ladenbesitzer, der uns mitteilte, der Hauseigentümer wolle einen Termin mit uns machen. Wir wussten gleich, das ist ein gutes Zeichen. Und so war es dann auch, und nun haben wir diesen schönen Laden.

BM: Das heißt, Nicole ist spontan in den Laden gegangen und hat den Ladenbesitzer gefragt?

MR: Ja, und der hat gleich gesagt, das sei sehr mutig. Aber es war doch so, dass uns dieses Ladenlokal so viel Inspiration gegeben hatte. Es gibt sogar zwei andere Läden in der Langen Reihe, die auch mit Thangkas handeln. Aber ich hatte meine Erfahrungen aus Nepal. Meine Familie beschäftigt sich schon ganz lange mit Thangkas. Und ich hatte Ideen und Vorstellungen, die mit meinem spirituellen Weg zu tun haben. Ich war durch viele tibetische Lehrer, mit der Geschichte der Thangkas und Statuen in Berührung gekommen, die mir auch viel Feedback über die Qualität gegeben haben, die ich in meiner Galerie hatte. Die mich aber auch ermuntert haben, weil die Menschen, die selbst vielleicht keine Buddhisten sind, aber viel Literatur über Buddhismus, die Thangkas oder die Statuen gelesen haben, weil sie perfekte Kompositionen suchen. Von diesen Lehrern habe ich die Grundlagen der teilweise über tausend Jahre alten Statuen vermittelt bekommen. Sie haben mich gelehrt, wie eine perfekte Komposition der einzelnen Darstellungen sein muss.

BM: Und dir wurde, zeitgleich mit deiner Hochzeit, die Möglichkeit geschaffen, diese ausgewiesenen Kunstwerke zukünftig in Hamburg zu präsentieren? Das ist ja ein glücklicher Zufall, nicht wahr?

MR: Ja, Schicksal.

BM: Ja, Schicksal. Wie lange befindet sich die Galerie jetzt in eurer Regie?

MR: Wir haben den Laden jetzt acht Jahre. Das ist eine gute Zahl, oder (lacht)?

BM: Ja, finde ich auch. Du hast dort eine wundervolle Sammlung von Thangkas und Statuen. Eine sehr beeindruckende Kollektion. Woher bekommst du diese Exponate?

MR: Ich habe Glück oder Segen durch die ganzen Lehrer, die ich kenne. Ich habe ganz klein angefangen, und ich bin immer dankbar über das, was alles fließt, ohne mir weiter Gedanken zu machen. Ich habe sehr sehr gute Künstler, die ich natürlich auch durch den Kauf ihrer Werke unterstütze. Ich lebe in einem westlichen Land, in dem die Leute sehr angenehm leben, und die suchen auch nach dieser Kraft, die mit den Exponaten verbunden ist, und unterstützen gleichzeitig damit die Familien in Nepal.

BM: Du finanzierst also mit dem Verkauf von Thangkas und Statuen hier im Westen die Künstler und ihre Familien in Nepal, und wir, deine Abnehmer, erhalten schöne spirituelle Kunst. Das ist doch eine angenehme Beschäftigung, der du nachgehst, oder?

MR: Ja, das ist eine schöne Sache. Ich habe jeden Tag Weihnachten, wenn die Teile zu mir kommen. Ich habe inzwischen sehr viele Künstler in Nepal, und ich sage denen nie, was sie machen sollen, aber die meditieren auch darüber, was die Statuen oder Thangkas bedeuten, und geben mir mit ihrer Arbeit Herz, Weisheit und Kraft. Ich habe auch günstigere Teile, die hier auch gekauft werden. Das sind meist kleinere Sachen, in hoher Stückzahl. Aber ich habe eben auch die vielen guten Künstler, bei denen man nichts bestellen kann. Da braucht man viel Geduld, aber von denen kommen dann die Schmuckstücke.

BM: Diese Schmuckstücke, die du in deiner Galerie hast, wie ist es damit? Du fährst mehrfach im Jahr nach Nepal und schaust dir dort die Sachen an? Oder rufen dich die Künstler an und sagen, komme mal her, ich habe etwas?

MR: Ja, viel geht über Telefon. Ich kenne die Künstler, ich weiß, was ich bekomme. Die sagen mir, sie hätten das, das und das und geben das zur Spedition in Kathmandu, und wie gesagt, wenn ich das auspacke, ist es für mich wie Weihnachten (lacht).

BM: Das ist ja eine schöne Geschichte. Ich dachte immer, du fährst dahin, prüfst alles vor Ort und kaufst dann. Das heißt, wenn du nach Nepal fährst, machst du das nur privat?

MR: Beides. Wenn ich nach Nepal fahre, nutze ich natürlich die Möglichkeiten, die Künstler zu besuchen und mir anzuschauen, was sie haben. Möglichst viel Zeit aber verbringe ich mit meiner Familie und meinen Freunden.

BM: Ah ja, das heißt konkret, die Künstler rufen dich an, sagen dir, was sie haben, und du sagst dann ja oder nein?

MR: Manches Mal rufen die gar nicht an. Die geben das direkt dem Cargo (lacht).

BM: Was? Das heißt, es kommt vor, du bekommst etwas, eine Lieferung, und weißt davon gar nichts, und packst das als Überraschungspaket aus?

MR: Ja, ich vertraue den Menschen. Ich habe Vertrauen und Geduld. Ich weiß, ich kriege die besten Sachen, die es überhaupt gibt in Nepal. Die meisten Sachen sind neu. Direkt hergestellt, in korrekter Ikonografie, nach den Vorlagen. Ich finde die neuen Stücke schöner als die alten. Die Künstler haben den Dingen so viel Gefühle gegeben und es gibt in Nepal sehr feine Künstler.

BM: Wie viel Künstler gibt es denn, die solche Stücke machen?

MR: Ich kenne insgesamt elf Leute, die mir ihre Sachen schicken.

BM: Lass uns einmal über einen Aspekt dieser Künstler sprechen, der dem westlichen Bild des Künstlers entgegensteht. Keines der Kunststücke, seien es Thangkas oder Statuen, wird signiert.

MR: Nein, das ist alles mehr Geheimnis. Die wollen keine Bekanntheit erreichen. Die arbeiten traditionell seit Generationen. Ich kenne Familien, die seit dem 11. Jahrhundert mit Thangkamalerei beschäftigt sind, und mit der Herstellung von Statuen sogar noch länger, z. B. die Shakya-Familie oder die Tuladhar, die älteste Bildhauerfamilie. Die machen diese Statuen seit tausenden Jahren. So schön deren Arbeiten auch sind, die wollen nicht bekannt werden. Es gibt keine Signatur, gar nichts. Die arbeiten auch teilweise fünf Jahre, zehn Jahre an einer Statue.

BM: Dieses Nichtbekanntwerden, hat das etwas mit der buddhistischen Lehre zu tun, dass die Dinge nicht getan werden für das Ego, sondern aus spirituellen Gründen? R: Ich würde dir bestätigen, das ist der Grund. Es gibt allerdings jetzt auch neue Künstler, die wollen ganz gern auch ihren Namen genannt bekommen. Aber das ist sehr kommerziell, und hat mit den Künstlern, die mich beliefern, nichts zu tun.

BM: Das heißt, neuerdings gibt es auch in Nepal Künstler...

MR: Ja, ich habe das in Nepal schon gesehen, bei der Thangkamalerei. Da gibt es inzwischen welche mit Signatur.

BM: Aber du hältst das nicht für notwendig oder richtig?

MR: Ich beschäftige mich mehr mit der alten Tradition, die damit die Realität und Spiritualität der Kultur unterstützt.

BM: Das heißt, bei den Exponaten, die du in deiner Galerie hast, ist es so, dass sie, bis auf wenige Ausnahmen - wie du vorhin einmal sagtest, wenn jemand größere Stückzahlen haben möchte -, dass sie immer von Künstlern auf einer spirituellen Ebene hergestellt werden und das dies Teil des Werkes ist.

MR: Ja, so ist es. Aber manches Mal, z. B. bei Bestellungen von buddhistischen Zentren, die höhere Stückzahlen einkaufen, kann ich natürlich keine Unikate bekommen. Da sind dann mehrere Stücke gleichmäßig aus einem Guss, so 50 Stück oder so, und daran arbeiten dann mehrere Leute. Aber die Stücke mit der guten Qualität, das ist ein ganz anderes Niveau.

BM: Das sind dann Unikate, die man bei dir überwiegend im Laden sieht. Ich finde, wenn man deinen Laden betritt, dann merkt man das auch.

MR: Ja, das merkt man sofort. Die ganze Komposition, mit der Körperhaltung, die Ausstrahlung und wenn du das siehst, du musst kein Buddhist dafür sein, aber das siehst du sofort, dass du das gern zu Hause haben möchtest.

BM: Ja, das Gefühl kenne ich nur zu gut, wenn ich deinen Laden betrete: Das möchte ich gern zu Hause haben.

MR: Ich auch, ich bin auch verrückt damit. Aber, was ist verrückt? Man muss ein bisschen verrückt sein. Sonst kommt man nicht zu diesen schönen Dingen.

BM: Jetzt komme ich auf eine Ausstellung, die du demnächst machen wirst. Es gab ja schon einmal eine Ausstellung, im Rahmen der Veranstaltung Geheimnis Tibet, im Gastwerk in Hamburg, im Jahre 2005.

MR: Ja, das waren alles Stücke aus meiner privaten Sammlung.

BM: Ach so, die hattest du dann extra für die Ausstellung zur Verfügung gestellt?

MR: Ja.

BM: Jetzt zeigst du im Begleitprogramm zum Besuch des Dalai Lama eine neue Ausstellung1.

MR: Ja, beim Besuch Seiner Heiligkeit des Dalai Lama habe ich die Möglichkeit Exponate ganz besonderer Art zu zeigen. Ich finde, dass es sich um Stücke handelt, die bisher niemand in Hamburg gezeigt hat oder in ganz Deutschland oder gar Europa. Ich denke, es gibt auch schöne Sachen im Völkerkundemuseum, aber das meiste sind alte Sachen. Ich habe meine Motivation, die neuen Kunstwerke zu zeigen. Die Stücke, die jetzt für die Ausstellung gekommen sind. Da bekommt man schon eine Gänsehaut, wenn man das nur auf Fotos sieht. Auch die Arbeit, also was die Künstler geleistet haben und die Kraft, die von diesen Statuen ausgeht, spürt man da bereits. Beispielsweise eine Je Tsongkhapa Statue ist zweieinhalb Meter hoch, und dann habe ich einen Buddha Maitreya, der Buddha der Zukunft, und andere Statuen, die auch über zwei Meter hoch sind. Wenn man die sieht, dann will man sich einfach nur hinsetzen und diese Kraft und Ruhe, die von ihnen ausgeht, mitnehmen. Es ist egal, ob man Buddhist ist oder keiner, oder Muslim, egal. Einfach diese Verbindung mit den Künstlern, die das gemacht haben und was sie geschaffen haben, was diese Menschen leisten können, das ist unbezahlbar.

BM: Diese Exponate hast du per Telefon bestellt, oder?

MR: Ich habe gesagt, am Telefon, es wird während des Besuchs Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama, in Hamburg, im Juli dieses Jahres, eine Ausstellung geben. Der Gewinn dieser Veranstaltung, wie auch der des Geheimnis Tibet damals im Gastwerk, wird dem Verein Tahi Dargye e. V. zukommen, der mit seiner Arbeit die Menschen, vor allem die Kinder der osttibetischen Region Kliam, unterstützt. Ich habe den Künstlern gesagt, jetzt müsst ihr etwas ganz Besonderes machen.

BM: Und dann kamen die Sachen an, und es war wieder Weihnachten für dich? Das heißt, du kanntest vorher nicht ein einziges Stück.

MR: Nein, diesmal war es anders. Während meines Besuchs in Nepal, im Februar dieses Jahres, habe ich die Statuen und Thangkas schon sehen können. Unglaublich schön. Einzigartig. Das wird eine ganz besondere Ausstellung.

BM: Etwas, was es vorher noch nicht gegeben hat?

MR: Das ist einmalig. Das ist auch eine einmalige Gelegenheit, durch den Aufenthalt des Dalai Lama. Dadurch werden viele tausend Menschen kommen, um zu sehen, was es gibt. Das ist auch eine gute Sache für die Stadt.

BM: Was passiert mit den Exponaten, wenn die Ausstellung vorüber ist?

MR: Das überlege ich noch, das weiß ich noch nicht, was danach ist.

BM: Aber dann wirst du die Gegenstände verkaufen?

MR: Bis jetzt habe ich mir darüber wirklich noch keine Gedanken gemacht.

BM: Das heißt, du hast überhaupt noch keine Idee?

MR: Nein (lacht). Ich denke, dass bestimmt viel Leute interessiert sind. Aber im Moment konzentriere ich mich nur auf die Ausstellung, und über das, was später ist, habe ich noch nicht nachgedacht, das ist einfach ganz pur und rein eine Ausstellung. Die Menschen sollen reinkommen, sich umschauen und den Eindruck der Statuen mitnehmen, und das war es. Thangkas und Statuen sind immer Meditationsobjekte. Der Ausstellungsraum hat den Titel Kraft der Ruhe.

BM: Das ist auch der Titel der gesamten Ausstellung. Es macht doch bestimmt viel Arbeit, diese Ausstellung vorzubereiten.

MR: Ja, aber wir haben ein paar sehr gute Freunde, die helfen. Wir sind ein sehr gutes Team. Und die Tibetische Zentrum Event gGmbH als Veranstalter stellt uns die Räumlichkeiten in der Jugendmusikschule zur Verfügung.

BM: Das heißt, Freunde von dir werden den Raum dekorieren, während der Ausstellung helfen und dort anwesend sein.

MR: Ja, die Freunde von uns sind während der Ausstellung immer da. Nicole, meine Frau, macht die ganze Dekoration.

BM: Alles auf freundschaftlicher Basis, quasi als Dana für die Ausstellung und den guten Zweck?

MR: Ja, und das ist auch schön.

BM: Ich habe dich nicht als besonders geschäftstüchtig kennengelernt, wenn ich das sagen darf. Ich war einmal Zeuge davon, wie du einem Besucher auf die Frage nach dem Preis einer Buddhastatue sagtest, die sei unverkäuflich. Ist es so, dass du dir die Leute anschaust, um dir einen Eindruck zu vermitteln, wohin deine Thangkas und Statuen gehen, und danach handelst, was auch heißt, dass du die Kunstwerke deiner Galerie nicht jedem geben würdest?

MR: Das ist ein sehr besonderer Laden. Es liegt an mir oder am Laden, das weiß ich nicht, oder an Buddha. Ich weiß nicht. Die Energie ist besonders. Es kommen nur bestimmte Leute rein. Die meisten wissen ziemlich genau, was sie wollen. Ich kann dann sehen, was zu diesem Mann oder dieser Frau passt. Da spüre ich dann auch deren Freude und dass sie lebenslang mit diesen Stücken umgehen werden. Das ist für sie kein Konsum oder nur eine Dekoration. Die Kunden bei mir fühlen, dass die Werke, die ich ausstelle, in einer bestimmten Weise beseelt sind. Genau wie Kunstwerke, die in Deutschland oder Europa hergestellt werden, in denen befindet sich auch eine Seele, eine bestimmte Bedeutung. Und ich sehe in jedem Exponat bei mir eine Seele. Und jeder Mensch ist anders, und nicht alles passt zu jedem.

BM: Deswegen würdest du ganz besondere Stücke auch nicht jedem verkaufen, wenn du das Gefühl hast, zwischen dem Kunden und dem Gegenstand, den er sich ausgesucht hat, bestünde keine Übereinstimmung?

MR: Ja, wie gesagt, das sind immer Meditationsobjekte, und wenn sie nur zu Dekorationszwecken gesucht werden, fehlt die spirituelle Verbindung. Außerdem sind manche auch deswegen unverkäuflich, weil ich so viel in meiner privaten Sammlung habe, die konnte ich nicht weggeben (lacht).

BM: Deshalb auch damals die Bemerkung, die Statue sei unverkäuflich. Als ich zuerst in deinen Laden kam, ungefähr vor acht Jahren, hatte ich schon die Absicht, mich nach einer Buddha-Statue umzusehen. Nach kurzer Zeit, wir hatten eine Tasse Tee zusammen getrunken, sagtest du mir dann, es gebe etwas für mich, einen Buddha, der zu mir passen würde. In der Tat habe ich dann mit einer Shakyamuni-Statue dein Geschäft verlassen.

MR: Ja, ich wusste, der passt zu dir, obwohl ich dich gerade erst kennengelernt hatte.

BM: Später, bei einem weiteren Besuch in deiner Galerie, ich wollte nur Hallo sagen, sagtest du mir, du hättest gerade eine Statue, einen Avalokitesvara, bekommen und dir gedacht: 'die ist für Gino'.

MR: Ja, das dachte ich gleich (lacht)

BM: Stimmt, das war sie dann ja auch. Lieber Manoj, ich danke dir für das Gespräch.


Nachwort:
Es gibt in vielen Zentren Thangkas und Statuen von Manoj Rauniar, aus seiner Galerie Tibetan Lama Art. Auch in der BGH. Der Shakyamuni, der Buddha des Hauptaltars, ist von ihm, und zum 50. Jubiläum hat er der BGH den Thangka Rad des Lebens geschenkt.


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Quelle:
Buddhistische Montsblätter Nr. 3/2007, Juli - September, Seite 14-21
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2007