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PRESSE/717: Der Mittlere Weg - Editorial Ausgabe 3/2008 (DMW)


Der Mittlere Weg - Nr. 3, September - Dezember 2008
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.

Editorial

Von Axel Rodeck


Liebe Leserinnen und Leser!

Von welchem Schwierigkeitsgrad dürfen die in unseren Heften abgedruckten Aufsätze sein? Nun - es ist nicht immer leicht, einen "mittleren Weg" zwischen hohem Niveau und leichter Verständlichkeit auch für Neulinge zu finden. So beanstanden einige Leser, dass wir bei indischen Wörtern auf die Anwendung diakritischer Zeichen verzichten, und andere wollen sogar chinesische Schriftzeichen verwendet sehen. Wir meinen aber, dass im Interesse besserer Übersichtlichkeit und weil der "Mittlere Weg" kein akademisches Journal werden soll die "volkstümlichen" Schreibweisen beibehalten werden sollten.

Auch Fußnoten sind oft sehr lästig und werden daher möglichst weggelassen, auch wenn dadurch die Quellen mancher Aussagen nicht mehr nachvollziehbar sind. Freilich wurde uns wegen dieser Handhabung kürzlich die Abdruckerlaubnis eines interessanten Artikels vom Autor widerrufen. Wir bedauern das, respektieren jedoch die Entscheidung eines jeden über die Verwendung seines geistigen Eigentums.

Der Beitrag in Heft 2/2008 "Karma und Zufall" fand großes Interesse. Dass die Überschrift des 1. Kapitels des Aufsatzes, der sich auf die Äußerungen eines englischen Trainers und eines jüdischen Rabbis bezog, ahnungsvoll "Ein immer wieder aktuelles Problem" lautete, war offenbar treffend. Denn kurz nach Erscheinen unseres Aufsatzes ging der verbale Fehltritt einer amerikanischen Schauspielerin durch die Medien, die die Aussage gemacht hatte, das Erdbeben in China sei möglicherweise durch schlechtes chinesisches "Karma" infolge der Tibet-Politik ausgelöst worden.

"Meine falschen Worte und Taten haben das chinesische Volk verärgert und traurig gemacht, und ich entschuldige mich dafür aufrichtig", erklärte sie nach wütenden chinesischen Protesten in einer (von der Luxusmarke Christian Dior als ihrem Auftraggeber) veröffentlichten Erklärung. Zugleich bot sie in der auf Chinesisch verbreiteten Erklärung ihre Hilfe für die Opfer des Erdbebens an. "Ich bin bereit, alles zu tun, um dem von der Katastrophe betroffenen chinesischen Volk zu helfen."

Wir sehen wieder einmal, wie wichtig die Behandlung des Themas "Karma" ist und werden es auch im "Mittleren Weg" nicht aus den Augen verlieren. In diesem Heft haben wir kompetente Lesermeinungen zu unseren Beiträgen wiedergegeben und sind noch einmal der Frage nachgegangen, was an dem "Alles-ist-Karma"-Glauben denn falsch sein könnte. Vielleicht liegt hier nur ein Mißverständnis vor und man meint "alles ist bedingt." Dem wäre zuzustimmen: Im Fluß des Geschehens ist jedes Ereignis "bedingt", wobei das "Karma" eines Wesens nur für dessen Geburtsmilieu und seine körperlich-geistigen Anlagen, nicht aber immer auch für in seinem Leben erfolgende Schicksalsschläge verantwortlich ist. Insofern ist auch Raum für den bloßen Zufall.

Als Hannoveraner freuen wir uns, dass uns Dr. Hellmuth Becker einen verborgenen Schatz von einem (leider) bei uns in Vergessenheit geratenen Landsmann zur Verfügung gestellt hat: Gerhard Hoyers Aufsatz "Das habe ich gehört". Der Text ist wohl nicht so leicht verständlich. Wir haben ihn daher in zwei Teile geteilt und werden die Fortsetzung im nächsten Heft bringen. Auch hat sich Dr. Becker freundlicherweise bereit erklärt, die im Text vorkommenden Pali-Fachbegriffe zu erläutern - eine gute Hilfe zum Verständnis.

Von weltlichen (Rechts-)Problemen bei einem religiösen Bauwerk in Indien berichtet Dr. H.W. Schumann in seinem Beitrag "Wem gehört der Mahabodhi?" Wir erhalten ein anschauliches Beispiel dafür, dass auch sakrale Bauten eingebunden sind in eine Rechtsordnung, die eigentumsrechtliche, baurechtliche und sonstige Aussagen macht und damit Konflikte lösen soll, die sogar von frommen Gemütern oft hitzig ausgefochten werden. Die Auseinandersetzungen um Moscheen in hiesigen Wohngebieten sind ein entsprechender Fall.

Wir hoffen, dass Ihnen die vielseitigen Beiträge Freude bereiten!

Ihre Redaktion


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Quelle:
Der Mittlere Weg - majjhima-patipada
40. Jahrgang, September - Dezember 2008/2553, Nr. 3, Seite 5
Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Drostestr. 8, 30161 Hannover,
Tel. und Fax: 05 11/3 94 17 56
E-mail: info@buddha-hannover.de
Internet: www.buddha-hannover.de

"Der Mittlere Weg - majjhima-patipada" erscheint
nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos.


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. August 2008