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AFRIKA/025: Sudanesische Kirchen stehen vor gewaltigen Aufgaben (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 31. März 2008

Sudanesische Kirchen stehen vor "gewaltigen Aufgaben und Herausforderungen"


Angesichts der Kämpfe und humanitären Krisen, die in mehreren Regionen des Sudan andauern und die Umsetzung des Friedensabkommens von 2005 gefährden, stehen das sudanesische Volk und die Kirchen des Landes vor "gewaltigen Aufgaben und Herausforderungen". Dies war die Botschaft, die einem internationalen ökumenischen Team von Kirchenvertretern/innen zu Beginn ihres achttägigen Solidaritätsbesuchs im Sudan übermittelt wurde.

Vertreter des Sudanesischen Kirchenrates (SCC) trafen am Mittwoch, dem 26. März, mit der vom Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Samuel Kobia, geleiteten Delegation in Khartum zusammen. Das ökumenische Team, das die Hauptstadt besuchte, ist eine von vier Gruppen, die unterschiedliche Regionen, darunter auch Darfur, Rumbek und Yambio, bereisen (Liste der Teilnehmenden siehe unten). Alle Delegationsmitglieder werden ab Montag, 31. März, in Juba mit sudanesischen Kirchenverantwortlichen, Frauen und Jugendlichen zu einer dreitägigen Konferenz zusammenkommen.

Da die Übergangsphase, die der Umfassende Friedensvertrag von 2005 vorsieht, gerade die zweite Halbzeit erreicht, komme der ökumenische Besuch "zum richtigen Zeitpunkt in der Geschichte des Sudan", heißt es in der Erklärung, die der SCC der Delegation im Rahmen der Begrüßungsrede vorlegte.

"Wir sind dankbar für die moralische Unterstützung durch die ökumenische Familie, die uns geholfen hat, dem Gemetzel und den Traumata des Krieges zu widerstehen", erklärte Bischof Rudolph Deng Majak, der Vorsitzende des SCC-Kuratoriums und Präsident der Sudanesischen Katholischen Bischofskonferenz.

Der Umfassende Friedensvertrag von 2005 beendete den jahrzehntelangen Krieg zwischen Norden und Süden und führte zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Der SCC betonte in seiner Erklärung, dass der Vertrag "die Grundlage für einen gerechten und dauerhaften Frieden im Land darstellt". Seine volle Umsetzung stelle in den Augen der sudanesischen Kirchen jedoch nach wie vor eines der größten Probleme dar.

Pfarrer Musa Kodi Jura von der Sudanesischen Kirche Christi, der Vorsitzende des SCC-Exekutivausschusses, erklärte, dass mehrere Indikatoren, einschließlich mangelnder Transparenz in der Arbeit einiger durch den Friedensvertrag eingerichteter Kommissionen sowie in der Aufteilung der Erdölgewinne, darauf schließen ließen, dass "der Friedensvertrag nur langsam umgesetzt wird und möglicherweise entgleist". Zudem, fügte er hinzu, "verstehen die Menschen an der Basis den Friedensvertrag nicht".

Unter den bewaffneten Konflikten und humanitären Krisen, die das Land heimsuchen, ist der Konflikt in Darfur an vorderster Stelle zu nennen. Bewaffnete Konflikte seien "eine Tragödie an sich", aber sie stellten darüber hinaus eine Bedrohung des Friedensvertrags dar, heißt es in der Erklärung des SCC. Wenn diese Konflikte nicht alle gelöst würden, könne es "für niemanden einen gerechten Frieden geben".

Selbst dort, wo die Waffen schweigen, "lässt die Friedensdividende noch auf sich warten". Fehlende Gesundheitseinrichtungen und Schulen und der Mangel an sauberem Wasser gehören zu den dringendsten Problemen. Diejenigen, die darunter mit am meisten leiden, sind die "Rückkehrer", Binnenvertriebene, die manchmal viele Jahre lang in anderen Teilen des Landes gelebt haben und jetzt in ihre alte Heimat zurückkehren.

"Die Lebensbedingungen in den Gebieten, in denen diese Menschen wieder angesiedelt werden, sind teilweise so erschreckend, dass einige der Rückkehrenden überlegen, ob sie nicht lieber dorthin zurückkehren sollen, wohin sie geflohen waren", berichtete Pfarrer Peter Tibi von der Africa Inland Church, der Generalsekretär des SCC.

Die Erklärung des SCC räumt ein, dass es den Kirchen "vielerorts nicht gelingt," ihre "vielfältigen Aufgaben zu erfüllen," und dass die Kirchen nicht dagegen gefeit seien, in ethnischen Konflikten Partei zu ergreifen.

ÖRK-Generalsekretär Kobia ermutigte die Kirchen, "einen ökumenischen Strategieplan" zu entwerfen, "um einen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes zu leisten". Dazu könnte beispielsweise die Aufklärung der Bevölkerung über den Umfassenden Friedensvertrag gehören, denn die Kirchen "spielen eine sehr wichtige Rolle in dieser Hinsicht" und könnten hier einen "groß angelegten Mobilisierungsprozess" in Gang setzen, schlug Kobia vor.

Weitere Informationen über den Besuch:
http://gewaltueberwinden.org/index.php?id=5689&L=2

Den vollen Text der Erklärung des Sudanesischen Kirchenrates (auf Englisch) finden Sie unter:
http://www.oikoumene.org/?id=5713&L=2

ÖRK-Mitgliedskirchen im Sudan (auf Englisch):
http://www.oikoumene.org/?id=4648&L=2

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 31. März 2008
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2008