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ASIEN/037: Philippinen - Ökumenischer Rat verurteilt Mord an Kirchenmitarbeitern (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 1. Juli 2010

ÖRK verurteilt aussergerichtliche Hinrichtungen von Kirchenmitarbeitern auf den Philippinen


Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, hat die außergerichtlichen Hinrichtungen von Benjamin Bayles und Jovelito Agustin, zwei Laienpastoren der Philippinischen Unabhängigen Kirche, verurteilt.

Am 29. Juni drängte Tveit in einem an den gewählten Präsidenten, Benigno Aquino III., gerichteten Schreiben "die Regierung der Philippinen [...], sich an ihr Bekenntnis zu internationalen Menschenrechtsvereinbarungen zu halten und sowohl den Hinrichtungen als auch der Kultur der Straflosigkeit Einhalt zu gebieten, indem sie die Täter verfolgt und den Opfern von Menschrechtsverletzungen Gerechtigkeit widerfahren lässt".

Aquino wurde am 30. Juni als Nachfolger von Gloria Macapagal-Arroyo vereidigt.

Bayles und Agustin waren "aktive Laienpastoren, die in ihren Kirchen als offene Verteidiger der Menschenwürde und der Rechte der am meisten Benachteiligten bekannt waren", so Tveit. Bayles, ein Anwalt für Menschenrechte, und Agustin, ein Rundfunksprecher, der sich für die Rechte der Arbeiter einsetzte, wurden am 14. bzw. 15. Juni vermutlich von paramilitärischen Gruppen ermordet.

Mit seiner Verurteilung der Hinrichtungen von Bayles und Agustin und seiner erneut geäußerten Besorgnis über die "anhaltenden außergerichtlichen Hinrichtungen, das Verschwindenlassen von Personen und die unveränderte Politik der Straflosigkeit auf den Philippinen" schließt sich der Generalsekretär des ÖRK dem Nationalen Kirchenrat auf den Philippinen (NCCP) und der Philippinischen Unabhängigen Kirche (Iglesia Filipina Independiente, IFI) an.

Nach Meinung von Pastor Rex Reyes, dem Generalsekretär des NCCP, deuten die Umstände des Todes von Bayles und Agustin "darauf hin, dass Verbrechen gegen progressive Organisationen und deren Mitglieder sowie gegen Journalisten, die Kritik üben, weiterhin systematisch nicht bestraft werden".

Für den Erzbischof der IFI, Godofredo David, sind Bayles und Agustin "die jüngsten Opfer des systematischen Versuchs, die Iglesia Filipina Independiente zum Schweigen zu bringen [...] Ihr Tod deutet auf eine erneute Intensivierung der politischen Hinrichtungen hin sowie darauf, dass sich die politische Repression und die Menschenrechtsverletzungen auf den Philippinen verschlimmern".

David hat den gewählten Präsidenten Aquino aufgefordert, "die Regierung von Gloria Macapagal-Arroyo für die zahlreichen Fälle von politischer Repression und von Hinrichtungen zur Rechenschaft zu ziehen, die auf das Konto der militärischen Maßnahmen der Aufstandsbekämpfung auf den Philippinen gehen".

Die Menschenrechtsgruppe Karapatan (Allianz zur Förderung der Menschenrechte) [1] berichtet, dass zwischen 2001 und Oktober 2009 auf den Philippinen 1118 außergerichtliche Hinrichtungen registriert wurden.

Im gleichen Zeitraum ließ man, laut Aufzeichnungen von Karapatan, insgesamt 204 Personen verschwinden und folterte 1026 Personen. Die Menschenrechtsorganisation prangert Tausende von Fällen an, in denen Menschen in ländlichen Gebieten aufgrund militärischer Operationen zwangsevakuiert und umgesiedelt wurden.

Nach Aussage von Karapatan gab es im Juni sechs außergerichtliche Hinrichtungen, einschließlich derer von Bayles und Agustin.


[1] http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=4e26a99788cc3e3c995b

Voller Wortlaut des Schreibens des ÖRK-Generalsekretärs an den gewählten Präsidenten der Philippinen:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=a822fc0493842e8ce1b4
(auf Englisch)

ÖRK-Mitgliedskirchen auf den Philippinen:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=92106d9d610a7b67cf8c

Ökumenische Delegation von den Philippinen berichtet über Menschenrechtsverletzungen:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=ccccc2f6160b67e05c35
(8. Juni 2010, auf Englisch)


Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit, von der (lutherischen) Kirche von Norwegen. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 1. Juli 2010
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2010