Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

KIRCHE/1110: Nikolaus Schneider - "Atomtechnik nicht menschengerecht" (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 13.03.2011

Nikolaus Schneider: "Atomtechnik nicht menschengerecht"

EKD-Ratsvorsitzender predigte im ZDF-Fernsehgottesdienst in Hamburg


- Es gilt das gesprochene Wort -

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, hat in seiner Predigt am heutigen Sonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst in der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel anlässlich der Erdbeben- und Atomkatastrophe in Japan von "apokalyptische Ahnungen" gesprochen, die viele beschlichen. Viele Menschen würden angesichts der noch unübersehbaren Katastrophe fragen: "Wo ist Gott?"

Es sei menschlich zu fragen: "Warum nur ist das geschehen? Wer trägt daran die Schuld? Und hätte Gott es nicht verhindern können?" Aber bei der Katastrophe in Japan gehe es auch um die eigene Verantwortung. Die japanischen Atomkraftwerke, so Schneider, galten als erdbebensicher, aber: "Uns führen die Bilder aus Fukojima vor Augen, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Die Katastrophe in Japan zeigt uns die Zerbrechlichkeit des Lebens, und wie unsicher der Boden ist, auf dem wir stehen und den wir doch - weil wir darauf leben müssen - gern für so sicher halten möchten."

Die Menschen, so Schneider weiter, hätten sich angewöhnt, mit Technik umzugehen, die "weder einen menschliche Fehler noch irgendwelche außergewöhnlichen Einflüsse von außen" verzeihe. Zur Geschöpflichkeit des Menschen gehöre aber nun mal, "dass wir Wesen sind, die Fehler machen". Menschen seien außerstande "für absolute Sicherheit zu sorgen". Und deshalb sei eine Technik, wie die Atomtechnik, die hundertprozentige Sicherheit brauche, nicht menschengerecht. Die Liebe Gottes, die sich in Jesus offenbare, so Schneider abschließend, möge die Kraft schenken, "vor Gott zu unseren Fehlern und zu unserer Schuld zu stehen" und sie könne auch die Kraft schenken, die "Bilder aus Japan zu ertragen, nicht an Gott und der Welt zu verzweifeln, am Leiden Anteil zu nehmen und das uns Mögliche zu tun."



Hinweis:

Auch die evangelischen Hilfswerke "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe rufen zur Solidarität mit den Menschen im japanischen Krisengebiet auf. Noch seien die Folgen des schweren Erdbebens und der riesigen Tsunamiwelle nach Einschätzung der Organisationen unabsehbar, vor allem im Blick auf die Schäden in der Atomanlage Fukushima. "Wir stehen in Kontakt zu evangelischen Kirchen und Gemeinden in Japan, und die Nachrichten von dort zeigen, wie groß die Angst bei den Menschen ist", sagte Rainer Lang, Sprecher der Hilfswerke. Es zeige sich, so Lang, dass man die Gefahren der Kernkraft sträflich unterschätzt habe. Die Diakonie Katastrophenhilfe hat den Betroffenen ihren Beistand zugesichert.

Hannover, 12. März 2011
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 12.03.2011
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover
Telefon: (0511) 2796-268/269/265/267
Fax: (0511) 2796-777
Email: pressestelle@ekd.de
Internet: www.ekd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2011