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KIRCHE/1463: Zollitsch würdigt interreligiöses und ökumenisches Engagement von Papst Franziskus (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 04.05.2013

Erzbischof Zollitsch würdigt interreligiöses und ökumenisches Engagement von Papst Franziskus

Diskussion auf dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg



Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat heute die interreligiösen und ökumenischen Impulse von Papst Franziskus gewürdigt. Bei einer Podiumsdiskussion während des 34. Evangelischen Kirchentags in Hamburg sagte Zollitsch, Papst Franziskus habe den gemeinsamen Weg der Christen vorgezeichnet. Seine Worte unmittelbar nach der Wahl seien eine Art erstes Programm des Pontifikats, in dem Franziskus vom "Weg der Geschwisterlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens" gesprochen habe.

Beeindruckt zeigte sich Erzbischof Zollitsch von den ersten Zeichen des neuen Papstes. Mit der Begrüßung des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., den Franziskus mit "Lieber Bruder Andreas" angesprochen habe, zeige sich die hohe Sensibilität, mit der der Papst seinen ökumenischen Gesprächspartnern gegenübertrete. Das sei, so Erzbischof Zollitsch, auch bei der Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, deutlich geworden. "Papst Franziskus setzt bei seinen ökumenischen und interreligiösen Impulsen auf Kontinuität zu seinen Vorgängern Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. Hier wird kein neuer Weg eingeschlagen, sondern der alte und bewährte, von vielen symbolhaften Gesten begleitete Weg der Vorgänger kontinuierlich weiter entwickelt. Papst Franziskus macht mit Worten und Gesten deutlich: Die katholische Kirche ist unumkehrbar zum Dialog mit dem Islam, dem Judentum, ja allen Weltreligionen und vor allem den christlichen Kirchen und Gemeinschaften verpflichtet", so Erzbischof Zollitsch. Gleichzeitig warnte er vor überzogenen Erwartungen an den neuen Papst: "Wir befinden uns heute in der Woche 7 nach der Papstwahl. Viele Impulse setzt der neue Papst. Aber wir dürfen ihn nicht mit unseren Erwartungen - die oft ja sehr eurozentriert sind - überfrachten."

Während der Podiumsdiskussion, die unter dem Thema "Der neue Papst Franziskus - interreligiöse und ökumenische Erwartungen" stand, würdigte Erzbischof Zollitsch die Verdienste von Papst Benedikt XVI.: "Auf jeder seiner Auslandsreisen hat Benedikt XVI. sich mit Religions- und Konfessionsvertretern getroffen. Ungezählte Delegationen der muslimischen, jüdischen und christlichen Welt hat er in Rom empfangen." In der Debatte hob Zollitsch vor allem die Besuche von Benedikt XVI. in Auschwitz (2006) und Yad Vashem in Jerusalem (2009) hervor. Hinzu kämen mehrere Moscheebesuche, die das Verhältnis zum Islam positiv geprägt hätten. "Ein besonderes Augenmerk galt Benedikt XVI., als er am 27. Oktober 2011 die Religionsvertreter der Welt nach Assisi einlud, um so an das 25-jährige Jubiläum des ersten Friedenstreffens der Religionen von Assisi zu erinnern. Auch hier setzte Benedikt XVI. auf Kontinuität, zu seinem Vorgänger. Ich empfände es als gutes Zeichen, wenn Papst Franziskus noch in diesem Jahr nach Assisi reisen würde", so Erzbischof Zollitsch.

Positiv erinnerte Erzbischof Zollitsch beim Kirchentag in Hamburg auch an die Worte von Benedikt XVI. im Erfurter Augustinerkloster: "Der Heilige Vater ließ keinen Zweifel daran, dass es Martin Luther mit seiner immensen geistlichen Kraft um diesen Glauben und um einen Gott der Gnade, Barmherzigkeit und Liebe zu tun war - und nicht etwa um die Spaltung der westlichen Christenheit. Diese Frage nach der Gnade und nach der Freiheit von einem heute oft so gnadenlosen Zwang zur Selbstbehauptung und Selbstoptimierung ist von höchster Aktualität. Diese Frage beschäftigt auch das gesellschaftspolitische Denken der Kirchen, wie viele Debatten zur Wirtschafts- und Sozialpolitik, zur Familienpolitik und zum Schutz des menschlichen Lebens in allen Phasen seiner Existenz beweisen", sagte Erzbischof Zollitsch.

Mit Erzbischof Zollitsch diskutierten auf dem Podium der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit und die im Iran geborene und in Köln lehrende Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Katajun Amirpur.


Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: Mai 2013) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 079 vom 4. Mai 2013
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2013