Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

KIRCHE/1588: Jahrestagung Illegalität in Berlin (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 21.03.2014

Irreguläre Migration im Wandel

"Wir tragen Verantwortung - auch für Menschen in der Illegalität"



Unter dem Titel "Irreguläre Migration im Wandel" hat vom 19. bis 21. März 2014 in Berlin die X. Jahrestagung Illegalität stattgefunden. Mehr als 130 Teilnehmer aus Kirche und Nichtregierungsorganisationen, Verwaltung, Politik und Wissenschaft haben den Wandel in der Wahrnehmung irregulärer Migration ebenso wie die bleibenden humanitären Herausforderungen diskutiert.

Der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz und zugleich Vorsitzende des "Katholischen Forums Leben in der Illegalität", Bischof Norbert Trelle (Hildesheim), hat Politik und Gesellschaft an ihre Verantwortung erinnert: "Papst Franziskus mahnt uns zur Brüderlichkeit für alle Menschen - und diese ist nicht an aufenthaltsrechtliche Voraussetzungen gebunden." Bischof Trelle hat in einer Bilanz der vergangenen Jahre Fortschritte in der öffentlichen Diskussion über irreguläre Zuwanderung ebenso festgestellt wie weiteren dringenden Handlungsbedarf. Nicht zuletzt sei es der Jahrestagung zu verdanken, dass über Parteigrenzen hinweg offen diskutiert werden könne. Auch die rechtliche Situation habe sich wenigstens in Teilen positiv entwickelt. "Allerdings hat sich die Lebenssituation der betroffenen Menschen kaum verbessert", sagte Bischof Trelle. Allzu oft würden (ordnungs-)rechtliche Zwänge weiterhin die dringend erforderliche Hilfe und Unterstützung für Menschen in Not erschweren oder machten sie gar unmöglich. "Es geht um konkrete Menschen: Kranke, Arbeitnehmer und Kinder, denen die gleiche Würde zukommt wie uns allen. Sie sind nicht bloß Objekte des Rechts, sondern müssen ihre eigenen Rechte auch wahrnehmen können", so der Bischof. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, ob die Kirche ihre Stimme noch deutlicher vernehmbar machen müsse. Den kirchlichen und gesamtgesellschaftlichen Auftrag hat der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz mit den Worten zusammengefasst: "Wir tragen Verantwortung - auch für Menschen in der Illegalität."

Dr. Rupert Neudeck, Gründer und Vorsitzender der Organisation "Grünhelme", wies darauf hin, dass wirtschaftliche Not häufig Triebfeder für Migration sei: "Die Menschen wollen für sich eine Perspektive. Sie wollen die Sprache lernen und einen Beruf. Es sind nicht nur Flüchtlinge, die hierherkommen. Die Mehrzahl sind Menschen, die eine Perspektive und einen Beruf für sich suchen und deshalb nicht weniger wertvoll sind als Flüchtlinge oder Asylbewerber."

Bei einer Podiumsdiskussion haben Wolfgang Bosbach (MdB, Vorsitzender des Innenausschusses), Margit Gottstein (Staatssekretärin im Integrationsministerium Rheinland-Pfalz), Peter Clever (Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände, BDA) und Prälat Dr. Peter Neher (Präsident des Deutschen Caritasverbandes) über Perspektiven der Einwanderungspolitik debattiert. Prälat Neher betonte: "Menschen in der aufenthaltsrechtlichen Illegalität sind Teil der gesellschaftlichen Realität in Deutschland. Über ihre Situation dürfen wir nicht einfach hinwegsehen. Gleichzeitig setzt sich die Caritas dafür ein, dass Migration nicht nur nach Nützlichkeitserwägungen betrachtet wird."


Hintergrund
Die "Jahrestagung Illegalität" wird vom "Katholischen Forum Leben in der Illegalität", dem Rat für Migration und der Katholischen Akademie in Berlin durchgeführt. Der Rat für Migration ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Migrationswissenschaftlern. Das "Katholische Forum Leben in der Illegalität" wurde 2004 auf Initiative der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Es ist der Zusammenschluss katholischer Organisationen, die sich mit der Situation von Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus auseinandersetzen.

Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: März 2014) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

*

Quelle:
Pressemitteilung Nr. 046 vom 21. März 2014
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
Postanschrift: Postfach 29 62, 53019 Bonn
Telefon: 0228/103-0, Fax: 0228/103-254
E-Mail: pressestelle@dbk.de
Internet: www.dbk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2014