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KIRCHE/2288: Druck auf das Konklave? Trump will einen Katholizismus "amerikanischer Art" (Gerhard Feldbauer)


Trump will, dass der neue Papst einen "Katholizismus 'amerikanischer Art'" wiederaufbaut

von Gerhard Feldbauer, 25. April 2025


In Rom wird erwartet, dass der am Begräbnis Franziskus' teilnehmende US-Präsident Trump Druck auf das Konklave ausüben wird, um die Wahl eines den USA nahe stehenden Nachfolgers durchzusetzen. Er sei laut der Nachrichtenagentur ANSA vor allem in Rom, um mit der massiven Unterstützung der katholischen Basis in Amerika für die Wahl eines ihm genehmen Nachfolgers Druck auf das Konklave auszuüben. Es sei kein Geheimnis, dass das Pontifikat von Franziskus der Trump-Regierung ein Dorn im Auge war, hatte dieser doch erklärt, ein Führer, der Mauern gegen Migranten errichten wolle, sei "nicht christlich". Nicht ohne Grund galt Bergoglio vielen Menschen als ein "globalistischer" und antiwestlicher Papst, der sich für den globalen Süden und die Armen aller Kontinente einsetzte.

Der Historiker des Christentums, Massimo Faggioli, Professor an der Villanova University in Pennsylvania und kürzlich Autor des Buches "Da Dio a Trump" (Von Gott zu Trump), erklärte: "Es handelt sich darum, ein politisches und zugleich intellektuelles Projekt, einen Katholizismus 'amerikanischer Art', wiederaufzubauen", bei dem der Einfluss auf das Konklave eine Macht finanzieller, intellektueller und pädagogischer Art darstelle, die auch über das Papsttum hinausgehe. Der Blick richte sich auf den New Yorker Kardinal Timothy Dolan, dessen Unterstützerzahl in letzter Zeit gestiegen ist.

Der 75jährige Kardinal, der ein langjähriger Unterstützer Trumps ist und auch privat ein gutes Verhältnis zum Präsidenten pflegt, betete bei dessen Amtseinführung: "Schenke unserem Anführer Weisheit, denn er ist Dein Diener." Von Johannes Paul II. 2001 zum Weihbischof, ein Jahr später auf den erzbischöflichen Stuhl von Wisconsin berufen, gehört Dolan seitdem zur konservativen kirchlichen Führungsriege in den USA. Gerüchten zufolge soll er bereits nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. 2013 ein Konkurrent Franziskus' gewesen sein. Seine jetzige Kandidatur könnte durch sein öffentlich demonstriertes Lavieren zwischen den Liberalen und Konservativen begünstigt und er als sogenannter "Mann des Ausgleichs" gewählt werden.

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Quelle:
© 2025 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 25. April 2025

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