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KIRCHE/500: Fürspracheforum für den Frieden in Palästina und Israel (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 21. Juni 2007

Kirchliche Vertreter und Vertreterinnen von sechs Kontinenten eröffnen Fürspracheforum für den Frieden in Palästina und Israel


Auf dem Höhepunkt einer Konferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die diese Woche in Amman, Jordanien, stattfindet, ist eine neue ökumenische Fürspracheinitiative gestartet worden. Sie soll den Kirchen weltweit ein Forum bieten, um sich für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel einzusetzen.

Unter dem Namen "Ökumenisches Forum für Palästina und Israel" soll die Initiative ein Instrument bieten, um "neue und bestehende kirchliche Fürsprachearbeit für den Frieden zu inspirieren und zu koordinieren". Ziel der Initiative ist "die Beendigung der rechtswidrigen Besetzung in Übereinstimmung mit den UN-Resolutionen" und sie ist Ausdruck des "Engagements" der Kirchen "in interreligiösen Aktionen für Frieden und Gerechtigkeit im Dienst aller in der Region lebenden Menschen".

In seinem Schlusswort an die über 130 Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen und christlichen Organisationen aus sechs Kontinenten, die an der Konferenz unter dem Motto "Kirchen gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten" vom 18.-20. Juni teilgenommen haben, erklärte ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Samuel Kobia, das Forum werde eine "partizipatorische Gruppe von Kirchen und Organisationen [sein], die zusammentreffen, zusammenwirken und zusammenarbeiten, um eine gemeinsame Sache voranzubringen".

"Wir erwarten, dass Kirchen auf der ganzen Welt klar und deutlich ihre Meinung sagen und uns in aktiver Solidarität unterstützen angesichts dieses tragischen Konflikts, der das palästinensische Volk in Leid und Verzweiflung und die israelische Bevölkerung in Angst und Schrecken leben lässt und der nur durch einen gerechten Frieden beendet werden kann", sagte Bischof Munib Younan, Oberhaupt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land am Schluss der Konferenz vor Journalisten.

Als eine "Reise zum Frieden", so Kobia, "ist das Forum letztlich auf jeden einzelnen hier und auf die zahlreichen Kirchen angewiesen, die erwartungsvoll auf das Werk blicken, das wir in ihrem Namen begonnen haben". Die Verheißung, die das Forum beinhaltet, besagt, dass "wo immer ein geeintes und glaubwürdiges gemeinsames Zeugnis der Kirchen abgelegt werden kann, dies den Lauf der Dinge verändert".

Der Aufruf von Amman

"Der Aufruf von Amman", das von der Konferenz angenommene Gründungsdokument des Forums, erkennt als Tatsache an, dass in Palästina und Israel "Kinder Gottes - Christen, Muslime und Juden - in einem immer dichter werdenden Kreislauf von Gewalt, Demütigung und Verzweiflung gefangen sind". Gleichzeitig erklärt es, dass "es die Rolle der Kirchen [ist], zu heilen und alle Seiten zur Versöhnung zu führen".

Das Palästina/Israel-Forum wird von drei grundlegenden Imperativen geleitet: dem ethischen und theologischen Imperativ zu einem gerechten Frieden; dem ökumenischen Imperativ zur Einheit im Handeln; und dem Imperativ des Evangeliums zu teurer Solidarität.

Zu den vorrangigen Aufgaben des Forums gehört es, "alle Völker dieses Landes aus der Logik von Hass, gegenseitiger Ablehnung und Tod zu befreien, sodass sie im anderen das Antlitz und die Würde Gottes erkennen können", heißt es in dem Dokument.

Eine Reihe der Prämissen für die Tätigkeit des Forums basiert auf der ÖRK-Politik im Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt: Relevanz der UN-Resolutionen und der Genfer Konventionen; Zwei-Staaten-Lösung mit Selbstbestimmung, Lebensfähigkeit und Garantie legitimer Sicherheitsbedürfnisse für beide Seiten; Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge; ein offenes und gemeinsames Jerusalem; Ablehnung jeglicher Gewalt, sei es von Israelis oder Palästinensern; Rechtswidrigkeit israelischer Siedlungen und der "Trennmauer" in den besetzten Gebieten; sowie die zentrale Bedeutung von Leben und Zeugnis der Kirchen vor Ort für die weltweiten Fürsprachebemühungen der Kirchen.

Nächste Schritte

Der ÖRK wird eine "Kerngruppe" einberufen, die mit der Umsetzung der Empfehlungen der Konferenz beginnt und dem ÖRK-Exekutivausschuss auf seiner nächsten Tagung im September Bericht erstattet. Die Kerngruppe wird ihre Vorschläge für einen Aktionsplan auf die Ergebnisse der sechs Arbeitsgruppen stützen, die während der Konferenz in Amman beraten haben.

Diese Gruppen haben eine Reihe von Empfehlungen formuliert: theologische und biblische Perspektiven, die in die Arbeit des Forums eingehen müssen; die Auswirkungen der israelischen Besetzung von palästinensischem Grund und Boden und die Reaktion der Kirchen; Gerechtigkeit und Versöhnung; Modelle aktiver kirchlicher Solidarität; wirtschaftliche Maßnahmen, die die Sache des Friedens voranbringen könnten; sowie internationale Fürsprachebemühungen der Kirchen.

Die Gruppen profitierten in ihrer Arbeit von den Erfahrungen, die Kirchen mit anderen tief wurzelnden Konflikten gemacht haben, wie z.B. in Südafrika, Sudan, Nicaragua, Sri Lanka und den Philippinen, wie auch von den Erfahrungen des armenischen Genozids.

Die jordanische Regierung übermittelte der Konferenz eine Grußadresse. Der ÖRK-Generalsekretär und eine kleine Delegation trafen mit Prinz Ghazi bin Muhammad zusammen und sprachen über den historischen Platz der Kirchen in der jordanischen Gesellschaft sowie über den muslimisch-christlichen Dialog und Zusammenarbeit.

Zum Gedenken an die Eröffnung des Ökumenischen Forums für Palästina und Israel wurde ein von Christen aus Palästina gespendeter Ölbaum am Ufer des Jordan gepflanzt, an der Stätte, die traditionell als Ort der Taufe Jesu gilt. Der griechisch-orthodoxe Bischof von Amman, Benedictus, leitete für die Konferenzenteilnehmenden die Vesper in der dortigen Kirche.

Integraler Wortlaut des Aufrufs von Amman (auf Englisch):
http://www.oikoumene.org/index.php?id=3748&L=2

Text der Ansprache Kobias zur Eröffnung der Konferenz (auf Englisch):
http://www.oikoumene.org?id=3732&L=2

Weitere Informationen zu ÖRK und Palästina/Israel unter:
http://wcc-coe.org/wcc/what/international/regconcerns-palestine-israel-g.html

Website des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI):
http://www.eappi.org


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Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 347 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. Juni 2007
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2007