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KIRCHE/719: Erzbischof Zollitsch zieht positive Zwischenbilanz zur Ökumene (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 26.03.2009

"Kirchen verbindet mehr, als sie trennt"

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zieht positive Zwischenbilanz zur Ökumene


Es gilt das gesprochene Wort!

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat an die Notwendigkeit einer mutigen Fortsetzung des ökumenischen Gesprächs erinnert. Gerade in einer immer säkularer werdenden Welt sei es wichtig, sich als Christen gemeinsam zu Wort zu melden, sagte er heute (26. März 2009) im Roncalli-Forum in Karlsruhe zum Auftakt einer Gesprächsreihe "Ökumene heute". "Wir werden umso mehr wahrgenommen, je mehr wir die Fragen in ökumenischer Gemeinsamkeit mit den anderen christlichen Kirchen aufgreifen", betonte Zollitsch. Die Kirchen verbinde über Konfessionsgrenzen hinweg viel mehr, als sie trenne. "Leider vergessen wir das manchmal in der Auseinandersetzung um Unterschiede in Lehre und Ordnung." Gerade bei gesellschaftspolitischen Themen wie etwa Ehe und Familie sollten die Kirchen verstärkt mit einer Stimme sprechen. Die in Kürze stattfindende nächste ökumenische "Woche für das Leben" biete dazu gute Voraussetzungen.

"Die Entscheidung der katholischen Kirche für die Ökumene ist unumkehrbar", sagte Zollitsch und hob damit erneut die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils als "verbindliche Grundlage des Glaubens der Kirche" hervor. Es sei ihm wichtig, dies "angesichts der Ereignisse der letzten Wochen" besonders zu betonen. Insgesamt stelle sich die Lage der Ökumene äußerst komplex dar und verlange eine differenzierte Bewertung. "Wir haben allen Grund dankbar zu sein, für das, was uns in den zurückliegenden Jahren geschenkt wurde. Von einer ökumenischen Eiszeit kann nicht die Rede sein", so Zollitsch.

Mit Blick auf die vor zehn Jahren in Augsburg unterzeichnete gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre sagte der Erzbischof: "Wer nach Augsburg behauptet, die Unterschiede in der Rechtfertigungslehre hätten kirchentrennenden Charakter, vertritt damit seine Privatmeinung und kann sich dafür nicht auf die kirchliche Lehre berufen. Mit der offiziellen Bestätigung der Erklärung erhält das Verhältnis von Lutheranern und Katholiken eine neue Qualität", so Zollitsch.

Gerade durch den Annäherungsprozess der katholischen und evangelischen Kirche seien aber auch trennende Elemente und unterschiedliche Auffassungen spürbar geworden, sagte Zollitsch weiter. Diese seien "wohl kurzfristig nicht überwindbar". In der Ökumene sei derzeit nicht die Zeit der großen Aufbrüche, sondern eher "die Zeit zum Innehalten, zur Konsolidierung und zur Bestandsaufnahme, mit dem Ziel das gemeinsame Fundament zu sichern." Dabei sei es auch wichtig, die konfessionell unterschiedlichen Auffassungen gegenseitig zu respektieren. "Wo immer es lehrmäßige Unterschiede zwischen den Kirchen gibt, ist für uns der Respekt vor der Andersheit des Anderen bestimmend anstelle eines ökumenischen Einverständnisses, das dem Anspruch der Wahrheit nicht standhält", unterstrich Zollitsch. Er fügte hinzu: "Die Frage der ökumenischen Zielbestimmung halte ich für eine der drängenden ökumenischen Aufgaben unserer Tage, damit wir sicher sein können, dass wir uns künftig in die gleiche Richtung bewegen. Die theologische Arbeit an einer tragfähigen Übereinkunft in bislang strittigen Lehrfragen ist und bleibt Voraussetzung für die dauerhafte Wiederherstellung der vollen Einheit der Kirche. Ohne sie läuft die Ökumene Gefahr, den Eindruck von Beliebigkeit zu erwecken und so neue Unsicherheiten und Irritationen auszulösen."

Als besondere Chance sieht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München. Mit seiner Konzentration auf gesellschaftspolitische Fragen biete er die Möglichkeit, "dass die Kirchen gemeinsam ein Zeichen setzen und sich Gehör verschaffen. Es ist zu hoffen, dass uns ein überzeugendes Wort der Orientierung in die Gesellschaft hinein gelingt."


Der Vortrag von Erzbischof Dr. Zollitsch ist im Internet abrufbereit unter:
www.dbk.de


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 027 vom 26. März 2009
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2009