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KIRCHE/962: Nachhaltigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und Beteiligung der Jugend (DNK/LWB)


Deutsches Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes - 16. Juli 2010

Nachhaltigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und Beteiligung der Jugend

LWB-Jugendkonferenz in Dresden beendet


Dresden/Hannover - Mit der Verabschiedung einer Botschaft ist in Dresden die vorbereitende Jugendkonferenz der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB), die am Dienstag in Stuttgart startet, zu Ende gegangen. Die 120 jungen Erwachsenen aus allen fünf Kontinenten haben sich darin auf drei Schwerpunktthemen geeinigt, die sie in der Vollversammlung einbringen wollen: Nachhaltigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und die Rolle der Jugend im LWB. In einer vier Seiten umfassenden Botschaft an die Vollversammlung analysieren sie diese Themen aus der Sicht junger Menschen und stellen Forderungen an die Vollversammlung und die Mitgliedskirchen.

Unter dem Stichwort der Nachhaltigkeit prangern sie das weltweite Wirtschaftssystem an, das durch Gier gesteuert werde und so Reichtum extrem ungleich verteile. Dieses in keiner Hinsicht nachhaltige Wirtschaften, das in die Finanz- und Wirtschaftskrise mündete, wirke sich auch direkt negativ auf den Klimawandel und die Ernährungssicherheit aus. Die jungen Erwachsenen hoben besonders die generationelle Natur der Nachhaltigkeitsfrage hervor. Sie rufen den LWB und die Mitgliedskirchen dazu auf, ihre Aktivitäten nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu bewerten und konkrete Schritte zu gehen, beispielsweise nur noch ethisches und ökologisches Investment zu betreiben und sich in ihrer gesellschaftlichen Position aktiv für nachhaltiges Wirtschaften einzusetzen. Außerdem regten sie an, eine Sitzung des LWB-Exekutivkomitees virtuell durchzuführen.

Weiterhin betonten sie die Bedeutung von Geschlechtergerechtigkeit für die junge Generation in der Lutherischen Kirchengemeinschaft. Besonders die Möglichkeit von Bildung für Mädchen und Frauen sei zentral, um das Potential dieses Bevölkerungsteils zu nutzen. Allerdings müsse die Kirche für ein glaubwürdiges Auftreten in der Gesellschaft das Problem in ihren eigenen Strukturen überwinden. Dazu forderten die jungen Delegierten die Gleichstellung von Männern und Frauen, die sich sowohl in der Frauenordination zeige als auch in der Zulassung von Frauen zu Leitungs- und Bischofsämtern. Außerdem regten sie weitere theologische Forschung zur Frage der Geschlechtergerechtigkeit an.

Hinsichtlich der Frage nach der Jugendpartizipation lobten sie die Beteiligungsmöglichkeiten im Lutherischen Weltbund, forderten aber zugleich, dass der Auswahlprozess für Jugenddelegierte transparenter und demokratischer ablaufen müsse, damit diese nicht einzig zum Erfüllen einer Quote beteiligt werden. In diesem Sinne betonten sie, dass für eine effektive Partizipation der Jugend Informationen gut verfügbar gemacht und breit gestreut werden müssen. Außerdem regten sie die Einrichtung neuer Jugendstrukturen in der neuen LWB-Architektur an.

Die Jugendkonferenz in Dresden startete am 11. Juli und diente der Vorbereitung der Jugenddelegierten und Stewards auf die Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds, die vom 20. bis 27. Juli in Stuttgart stattfindet. Die Vollversammlung steht unter dem Motto "Unser tägliches Brot gib uns heute". Neben Workshops und Open-Space-Einheiten, in denen die jungen Erwachsenen ihre Themen wählten und ausarbeiteten, hielt Bischof Dr. Zephania Kameeta aus Namibia einen Hauptvortrag zur Rolle der Jugend im LWB. Außerdem diskutierten die jungen Erwachsenen mit dem gewählten Generalsekretär des LWB, Martin Junge - er wird am 1. November die Nachfolge von Pfr. Dr. Ishmael Noko antreten -, und dem amtierenden Direktor der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung, Jaap Schep, die Herausforderungen des LWB. Junge hob dabei die Bedeutung der Jugend für den LWB hervor: "Ihr seid nicht die Zukunft der Kirche, sondern ihre Gegenwart und in ihr gegenwärtig!".

Für ein Rahmenprogramm sorgte die Evangelische Jugend in Sachsen, so dass die internationalen Gäste sowohl das hochsommerliche Dresden als auch die Angebote der Evangelischen Jugend kennen lernen konnten. Nach einem Abschlussabend auf der Elbe werden die jungen Erwachsenen am Samstag mit einem Zwischenstopp auf der Wartburg nach Stuttgart aufbrechen. Dort verbringen sie das Wochenende in Gastfamilien, um die deutsche Kultur näher kennenzulernen, bevor sie am Dienstag bei der Vollversammlung teilnehmen.


Hinweis:
Weitere Informationen unter:
www.lwb-vollversammlung.org und www.dnk-lwb.de

Hannover, 16. Juli 2010
Udo Hahn
Pressesprecher des DNK/LWB

Das Deutsche Nationalkomitee (DNK) des Lutherischen Weltbundes (LWB) vertritt 13 lutherische Kirchen. Neben den acht Gliedkirchen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) - Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaumburg-Lippe und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) - gehören zum DNK: die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, die Pommersche Evangelische Kirche, die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Lippische Landeskirche-Lutherische Klasse. Das DNK/LWB vertritt ca. 12,9 Millionen Gemeindeglieder. Vorsitzender des DNK/LWB ist der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München). Die Geschäftsstelle des DNK/LWB leitet Oberkirchenrat Norbert Denecke. Der Lutherische Weltbund umfasst über 70 Millionen Gläubige in weltweit 140 Mitgliedskirchen.


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Die Botschaft der Jugendkonferenz des LWB im Wortlaut:
(Vorläufige Übersetzung)

Vorbereitende Konsultation der Jugend zur LWB-Vollversammlung

Dresden, Deutschland 10. - 17. Juli 2010

Botschaft


(1) 120 Teilnehmende - Delegierte, Stewards und LWB-Mitarbeitende aus sechs Kontinenten und 45 Ländern, die die jungen Menschen in den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) vertreten - haben sich zur Vorbereitenden Konsultation der Jugend zur Vollversammlung versammelt, die vom 10. bis 17. Juli 2010 in Dresden, Deutschland, stattfindet. Organisiert wurde die Konsultation vom LWB, Gastgeberin ist die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (Deutschland).

(2) Wir Jugendvertreter/innen aus aller Welt kommen aus unterschiedlichen Kulturen, Traditionen und Berufungen. Wohl sind wir Bürger/innen von Ländern, deren soziale, wirtschaftliche und politische Situation sich jeweils unterschiedlich darstellt, aber wir alle leben in einer global vernetzten Welt und uns eint der Glaube an unseren Heiland Jesus Christus, der uns zu beten gelehrt hat: "Unser tägliches Brot gib uns heute." Für uns steht das Miteinanderteilen im Zentrum dieser Bitte, verbunden mit der Aufforderung, unsere Augen zu öffnen, von unserem Egoismus umzukehren und die Mauern der Ignoranz niederzureissen, die zwischen uns stehen.

(3) Als vollwertige Mitglieder der lutherischen Kirchengemeinschaft in der Gegenwart sind wir uns auch unserer Verantwortung bewusst, die Verbindung zwischen der heutigen Generation und der Zukunft herzustellen. Daher streben wir nach der vollen Einbindung junger Menschen und ihrer Anliegen in das Leben der ganzen Kirche und Gesellschaft. Wir sind bereit und entschlossen, in der lutherischen Kirchengemeinschaft und durch sie unseren Teil zur Bewältigung der gemeinsamen Herausforderungen, vor die wir gestellt sind, beizutragen. Wir sind bereit, einander, trotz unterschiedlicher theologischer Positionen zu bestimmten Fragen, zu respektieren und nicht nur die Mehrheitsposition, sondern auch Positionen, die von einer Minderheit vertreten werden, zu achten.

(4) Im Verlauf unserer Konferenz haben wir zahlreiche Themen diskutiert, die wichtigsten und dringlichsten darunter waren nach unserer Meinung (i) Nachhaltigkeit (insbesondere mit Blick auf Klimawandel und Ernährungssicherheit), (ii) Geschlechtergerechtigkeit und (iii) der Beitrag junger Menschen zur besseren Profilierung des LWB.


1. NACHHALTIGKEIT

(5) Uns als jungen Christ/innen ist zutiefst bewusst, wie wenig nachhaltig die derzeitigen Verhaltensmuster und Gewohnheiten unseres globalen Dorfes auf der ökologischen, sozialen und ökonomischen Ebene sind. Im Kontext unserer Gegenwart besteht kein Gleichgewicht zwischen diesen drei Säulen der Nachhaltigkeit. Die immer noch bestehende weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat uns gezeigt, dass es ernste Bedenken gibt bezüglich der ungehemmten Anhäufung von Wohlstand durch einige wenige auf Kosten der Mehrheit. Habgier ist die Herausforderung, die der mangelnden Nachhaltigkeit der heute gängigen Verhaltensmuster und Systeme zugrunde liegt, und wir müssen ihr begegnen. Die ungerechten Beziehungen zwischen Reich und Arm, zwischen Industrie- und Entwicklungsländern haben hier ihren Ursprung. Wir sind auf der Suche nach einer Zukunft, in der wir endlich alle unser tägliches Brot miteinander teilen.

(6) Weil unsere Produktionsmethoden nicht nachhaltig sind, leiden nicht nur die Menschen unter wirtschaftlicher Ungerechtigkeit, sondern auch Gottes kostbare Schöpfung. Wir müssen ein neues Paradigma finden, das alle drei Säulen der Nachhaltigkeit - Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt - in vollem Umfang einbezieht und in dessen Rahmen der Bedarf der Gegenwart gedeckt werden kann, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen, ihrem Bedarf zu decken, dadurch zu gefährden. Als junge Christ/innen, denen die Zukunft ein persönliches wie ethisches Anliegen ist, stehen wir vor der Herausforderung, auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Wir haben dabei die folgenden Ausprägungen der weltweiten lutherischen Kirchengemeinschaft im Blick:

Lutherischer Weltbund: Durch den LWB sind die verschiedenen lutherischen Kirchen in aller Welt miteinander verbunden und in der Lage, die Realität der jeweils anderen zu erfahren und von einander zu lernen. Diese Ausprägung unserer Gemeinschaft ist ein höchst wirkungsvolles Instrument für die globale Anwaltschaftsarbeit. Wir fordern den LWB auf, in den nächsten vier Jahren testweise eine virtuelle Exekutivtagung durchzuführen, um die Machbarkeit virtueller Tagungen zu erproben, die wirtschaftlich wie ökologisch Ressourcen schonen könnten.

LWB-Mitgliedskirchen: Die Kirchen tragen Verantwortung für die Bewusstseinsförderung und Bildung ihrer Gemeinden in ihren jeweiligen Kontexten. Dazu gehört die Bereitstellung praxisorientierter Materialien, die Veränderungen im Lebensstil sowie neue theologische Deutungen im Blick auf nachhaltigere und umweltfreundlichere Verhaltensmuster erläutern. Die Kirchen haben zudem die Verantwortung, sich bei Regierungen, Unternehmen und anderen Akteuren für die soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit von Grundsatzregelungen und Praxis einzusetzen. Wir rufen die Mitglieder der Kirchengemeinschaft auf, fair gehandelte und nachhaltig produzierte Waren zu verwenden und für solche Produkte zu werben. Wir empfehlen den Mitgliedskirchen nachdrücklich, ausschliesslich in ethische und umweltfreundliche Fonds und Anlagen zu investieren. Wir ermutigen sie zu einer aktiven Ausübung ihrer Verantwortung als Aktionärinnen. Weiterhin empfehlen wir dem LWB und seinen Mitgliedskirchen, nach neuen Optionen für ihre Bankgeschäfte zu suchen, mit besonderem Augenmerk auf ethische Kriterien (z. B. niedrige Prämien und keine Belohnung von Habgier) und Nachhaltigkeit z. B. eine Praxis, die nicht zur Finanzkrise beiträgt).

Elfte LWB-Vollversammlung: Wir empfehlen der Vollversammlung, sie möge eine öffentliche Erklärung verabschieden, die sich mit Habgier und sozialer, ökonomischer sowie ökologischer Nachhaltigkeit, Ernährungssicherheit im Zusammenhang mit dem Klimawandel sowie agrarökologischen Ansätzen für Produktion, Vertrieb und Verbrauch von Nahrungsmitteln auseinandersetzt.

(7) Im Blick auf Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit muss die proportionale Verantwortung unterschiedlicher Staaten berücksichtigt werden, so dass sichergestellt ist, dass die Staatsausgaben für Schutz und Erhaltung der Umwelt dem Ausmass an Umweltverschmutzung entsprechen, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass die Bevölkerung der Entwicklungsländer am schwersten von den Folgen des weltweiten Klimawandels betroffen ist.


2. GESCHLECHTERGERECHTIGKEIT

(8) "Unser tägliches Brot gib uns heute." Für uns heisst das, alle Menschen als gleichberechtigt wahrzunehmen und bei keinem Menschen eine Verletzung der Menschenwürde zu tolerieren. Wir rufen die Kirchengemeinschaft auf, Systeme und Praxis zu hinterfragen, die die Optionen von Männern und Frauen auf der Grundlage ihres Geschlechts einschränken. Wir jungen Lutheraner/innen kommen aus vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen und sind der Überzeugung, dass in Gesellschaft wie Kirche eine Kultur und Praxis, die die gottgegebene Würde von Frauen beschneidet, verändert werden muss. Dazu gehören auch traditionelle patriarchalische Systeme und Praktiken, die die Emanzipation von Frauen verhindern. Wir sind uns bewusst, dass in vielen Fällen ein solches System bzw. eine solche Praxis nicht nur von den sie aufrechterhaltenden Männern getragen werden, sondern auch von Frauen. Wir rufen den LWB auf, an seine Mitgliedskirchen zu appellieren, sowohl auf der regionalen als auch auf der individuellen, persönlichen Ebene diese Verkettung von Gewohnheiten zu durchbrechen.

(9) Wir sind der Überzeugung, dass der Leib ein Geschenk Gottes und damit heilig ist und dass niemand diese Heiligkeit verletzen darf. Daher halten wir es für wichtig, sowohl Frauen als auch Männern Kenntnisse über ihre Rechte zu vermitteln, sie zur Selbstbestimmung im Alltag zu befähigen und insbesondere häusliche Gewalt sowie eine Haltung anzuprangern, die den Leib von Frauen, Kindern und Männern als Objekt behandelt. Wir rufen den LWB auf, sein Engagement zur Stärkung junger Frauen fortzusetzen und zu intensivieren, und explizit die Kommerzialisierung des menschlichen Körpers in den Medien - und insbesondere des Körpers von Frauen und Kindern - anzuprangern.

(10) Zahlreiche Frauen und Männer in aller Welt haben keinen Zugang zu Bildungschancen. Ein Beispiel sind Frauen und Mädchen, die zu Hause bleiben und ihre Familie versorgen müssen. Frauen und Mädchen haben das gleiche Recht auf Bildung. Wird ihnen der Zugang zu Bildung verweigert, gehen der ganzen Gesellschaft Potenziale verloren, mit denen Gott sie beschenkt hat. Wir sind der Überzeugung, dass Frauen, Männer und junge Menschen auch Anspruch haben sollten auf eine umfassende sexuelle Aufklärung, um sie zu Verantwortung für den eigenen Körper und die eigene Sexualität zu befähigen.

(11) Wir sind der Überzeugung, dass die Kirche, damit sie eine legitime und glaubwürdige Stimme für Geschlechtergerechtigkeit in der Gesellschaft sein kann, zuallererst Geschlechtergerechtigkeit innerhalb ihrer eigenen Strukturen und ihrer Praxis herstellen muss. Dies ist auch eine Frage unserer Glaubensüberzeugung, dass die gottgegebene Würde aller Menschen unabhängig vom Geschlecht geachtet werden muss. Weiterhin möchten wir zu einer vertieften theologischen Auseinandersetzung mit der Frage der Gleichberechtigung der Geschlechter anregen.

(12) Auf der Grundlage dieser Argumente bekräftigen wir ausdrücklich die Ergebnisse der Vorbereitenden Konsultation der Frauen, insbesondere im Blick auf Leitungsverantwortung, Gaben und Ordination. Wie die Frauen bei ihrer Tagung betonten, sind Männer und Frauen gleichermassen Ebenbilder Gottes und eine vollständige Kirche braucht die Mitwirkung von Männern wie Frauen, die alle die Möglichkeit haben müssen, ihre jeweilige Berufung in vollem Umfang zu leben.

(13) Wir bekräftigen die langjährige Praxis des LWB, eine Mindestbeteiligung von 40 Prozent Frauen bei allen Veranstaltungen und in allen Strukturen vorzusehen. Aber wir sind uns eines Defizits in der Umsetzung bewusst. Die Quote sollte nicht in rein symbolischer Weise angewendet werden, sondern aus einer echten Selbstverpflichtung aller Mitgliedskirchen auf Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche erwachsen. Wir rufen den Rat auf, das Thema Geschlechtergerechtigkeit als ständigen Punkt in die Tagesordnung aufzunehmen. Wir fordern die Vollversammlung dazu auf, den Mitgliedskirchen dringend nahezulegen, sich neu auf eine echte, praxisorientierte und wirksame Umsetzung der Grundsätze und Entscheidungen des LWB zur vollen Teilhabe von Frauen am Leben der Kirche - und der Gemeinschaft des LWB - wie auch an der Gesellschaft zu verpflichten.


3. PROFILIERUNG DES LWB UND DER BEITRAG JUNGER MENSCHEN

(14) Wir sind uns der Möglichkeiten bewusst, die der LWB durch die Vorbereitende Konsultation der Jugend zur Vollversammlung, durch den Grundsatz einer 20-prozentigen Jugendbeteiligung an allen Veranstaltungen und Strukturen im LWB sowie durch weitere Massnahmen zur Förderung und Stärkung junger Menschen eröffnet, und wir sind dankbar für sie. Uns begeistern die Chancen und das Potenzial einer aktiven Mitwirkung in der weltweiten Kirchengemeinschaft des LWB. Aber uns macht der Mangel an Wissen und Bewusstsein über den LWB, seine Funktion und Arbeit in unseren eigenen Kirchen und unserer jeweiligen Gesellschaft betroffen.

(15) Die verstärkte Profilierung gehört zu den Aspekten, die unter den strategischen Kommunikationszielen als wichtig herausgearbeitet wurden. Kommunikationsstrukturen und eine Kommunikationspraxis, die eine weiterreichende und wirksamere Verbreitung von Informationen über den LWB und seine Arbeit ermöglichen, sehen junge Menschen als grundlegend wichtig an. Damit sie aktiv und konstruktiv zum Leben unserer Gemeinschaft beitragen können, müssen junge Lutheraner/innen die Möglichkeiten, Ressourcen und Informationen erhalten, um den LWB, seine Strukturen und Abläufe besser verstehen zu können.

(16) Die fehlende Mehrsprachigkeit der vom LWB vorgelegten Dokumente ist eines der grössten Hindernisse für ein verbessertes öffentliches Profil des Weltbundes. Wir verstehen die finanziellen Einschränkungen im Blick auf Übersetzungen. Wir fordern den Weltbund auf, regionale Ausschüsse für die Übersetzung aller Dokumente in die offiziellen Sprachen einzurichten. Dementsprechend soll der LWB offizielle und ehrenamtliche Übersetzer/innen einsetzen, die die Regionen ausgewählt haben.

(17) Wir als junge Menschen haben unseren Enthusiasmus, unsere Energie und unsere Kompetenz in der Schaffung von Netzwerken anzubieten, um das Profil des LWB zu schärfen. Wir möchten mitwirken an einer besseren wechselseitigen Kommunikation zwischen dem LWB und den Kirchen, den Gemeinden wie auch der Gesellschaft insgesamt. Das einzige, was wir dazu brauchen, ist die entsprechende Gelegenheit und die nötigen Foren.

(18) Um die Legitimität und Rechenschaftspflicht der Jugendvertreter/innen im Leben des LWB zu gewährleisten, sind in den Kirchen demokratischere und transparentere Prozesse für die Auswahl von Jugenddelegierten bei LWB-Vollversammlungen und -Konferenzen nötig. Wir wollen nicht einfach Zahlen einer Quote sein, sondern wertvolle und wertgeschätzte Mitwirkende an Leben und Arbeit unserer Kirchenfamilie. Die Mitgliedskirchen sollten die von ihnen bestimmten Vertreter/innen mit den nötigen Informationen und Perspektiven ausstatten, damit sie ihre Kirchen im Kontext des LWB wirklich repräsentieren können, und sie sollten ihnen die Möglichkeit bieten, Rückmeldungen an kirchenleitende Strukturen und Gemeinden zu geben. (19) Der LWB-Erneuerungsprozess fasst die Einrichtung regionaler Konferenzen in den sieben geographischen Regionen ins Auge. Um aktuelle und zukünftige Herausforderungen in unserer globalisierten und schnelllebigen Welt besser bewältigen zu können, wird die Schaffung einer wirksamen Plattform für den Austausch immer notwendiger. Wir rufen den LWB auf, die Einrichtung ständiger regionaler oder subregionaler Jugendausschüsse in allen LWB-Regionen in Erwägung zu ziehen. Diese Ausschüsse sollten regelmässige Jugendkonferenzen auf regionaler Ebene organisieren, um so eine stärkere Identifikation junger Menschen mit dem LWB zu ermöglichen und ihre Mitwirkung im LWB zu verstärken. Wir rufen den LWB auf, seine Mitgliedskirchen dazu zu ermutigen, ihre ehemaligen Jugenddelegierten und Stewards zukünftig stärker in die Vorbereitung ihrer Jugendvertreter/innen einzubinden.


4. SCHLUSSWORT

(20) Junge Menschen stellen das wichtigste Potenzial für Veränderung in der Gesellschaft dar. In der Regel sind sie die ersten, die Unrecht und Unterdrückung hinterfragen und eine andere Zukunft vor Augen haben - wir sollten nicht vergessen, dass Jesus etwa 30 Jahre alt war. Junge Menschen haben die Fähigkeiten zu Veränderung bewirkender Kommunikation und Vernetzung, die kirchlichen Strukturen und Institutionen vielleicht fehlen. Wir wollen Leitungsverantwortung übernehmen, wo wir dazu in der Lage sind - nicht nur in der Zukunft, sondern hier und heute. Wir wollen all die Gaben in die Kirchengemeinschaft einbringen, von denen wir wissen, dass sie uns geschenkt sind.

(21) "Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen." Psalm 24,1


Quelle:
http://www.lwb-vollversammlung.org/uploads/media/Botschaft_Vorbereitendekonsultation_Jugend.pdf


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Quelle:
Pressemitteilung vom 16.07.2010
Udo Hahn - Geschäftsstelle des DNK/LWB
Deutsches Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes
Postfach 21 02 20, 30402 Hannover
Telefon: 0511/ 27 96 272, Fax: 0511/ 27 96 777
E-Mail: hahn@dnk-lwb.de
Internet: www.dnk-lwb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2010