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MELDUNG/166: Forschungsprojekt - Volksbildung wider den Atheismus (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 03.11.2014

Volksbildung wider den Atheismus

Theologen und Pädagogen der Universität Jena beginnen Forschungsprojekt zur Religionsgeschichtlichen Schule mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft



Die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft ist kein Phänomen allein unserer Zeit. Besorgt wegen der zunehmenden Abkehr der Menschen von der Religion, versuchten bereits um 1900 engagierte evangelische Theologen, weite Kreise der Gesellschaft mit Vorträgen, Publikationen und Ferienkursen religiös zu bilden. "Das erklärte Ziel war es, das Christentum wieder zur sinnstiftenden Instanz der Gesellschaft werden zu lassen", sagt Prof. Dr. Michael Wermke von der Universität Jena.

Der Religionspädagoge und Direktor des Zentrums für Religionspädagogische Bildungsforschung (ZRB) leitet zusammen mit dem Neutestamentler Prof. Dr. Manuel Vogel das interdisziplinäre und internationale Forschungsprojekt "Religionsgeschichtliche Schule - Bildung und Religion", das vor kurzem seine Arbeit aufgenommen hat. Gefördert mit 172.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) soll in den nächsten drei Jahren erforscht werden, welcher Zusammenhang zwischen den Volksbildungsbestrebungen der Religionsgeschichtlichen Schule und der Etablierung der modernen evangelischen Religionspädagogik besteht.

Im Fokus der Wissenschaftler steht dabei die Religionsgeschichtliche Schule (RGS), deren Mitglieder zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen, ihre Forschungsergebnisse an interessierte Laien zu vermitteln. "Im Hintergrund standen dabei neue bibelwissenschaftliche Erkenntnisse, die u. a. von herausragenden Exegeten wie Wilhelm Bousset, Hermann Gunkel und dem Jenaer Neutestamentler Heinrich Weinel erarbeitet wurden", sagt Prof. Vogel.

"Diese Bibel-Exegeten wandten sich gegen eine dogmatische Auslegung der Heiligen Schrift", ergänzt Projektkoordinator Gregor Reimann. Stattdessen wurden Einflüsse aus dem antiken Judentum, aber auch aus Babylonien, Persien und der hellenistischen Welt in die Untersuchungen mit aufgenommen.

Die Theologen der RGS kooperierten dabei mit dem bekannten Jenaer Pädagogen Wilhelm Rein und boten beispielsweise ab 1904 im Rahmen seiner Ferienkurse Vorträge für Lehrerinnen und Lehrer sowie gebildete Kreise der Stadt an. Darüber hinaus setzte sich besonders Weinel für eine Reform des Religionsunterrichts ein.

Von der Universität Jena gehören der Arbeitsgruppe weiterhin Prof. Dr. Hannes Bezzel (Altes Testament), Dr. Thomas Heller (Religionspädagogik) und Prof. Dr. Dr. Ralf Koerrenz (Historische Pädagogik und Erziehungsforschung) an. Zudem konnte der renommierte Kirchenhistoriker Heath Spencer Ph.D. von der Universität Seattle für die Mitarbeit gewonnen werden.

Im Rahmen des Forschungsprojektes ist im Frühjahr 2015 und im Herbst 2017 je ein Workshop geplant. Außerdem ist vorgesehen, die Forschungsergebnisse in einem Sammelband zu bündeln und der Öffentlichkeit zu präsentieren.



Weitere Informationen unter:
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution23

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stephan Laudien, 03.11.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2014