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STANDPUNKT/287: Jesus und imperiale Herrschaft ... (Bibel und Kirche)


Bibel und Kirche 2/2007 - Organ der Katholischen Bibelwerke
in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Jesus und imperiale Herrschaft - damals und heute
Ein Versuch, Jesu Botschaft von der Königsherrschaft Gottes von ihrer politischen Harmlosigkeit zu befreien

Von Richard A. Horsley


Als Jude teilte Jesus von Nazaret das Geschick der Bevölkerung Judäas und Galiläas unter der römischen Fremdherrschaft. Seine Botschaft ist in diesem Kontext keine individualistische Moralpredigt, sondern greift unmittelbar in das soziale und politische Leben ein. Die neutestamentliche Wissenschaft hat Jesus und seine Verkündigung lange unpolitisch ausgelegt und sah in ihm eine religiöse Gestalt, die wenig mit politischen und wirtschaftlichen Belangen zu tun hatte - für den amerikanischen Neutestamentler Richard Horsley eine Verharmlosung des jesuanischen Programms einer umfassenden Erneuerung des Volkes Israel.


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Im antiken Galiläa unter der Herrschaft des Imperium Romanum war die Religion untrennbar mit dem politischen und wirtschaftlichen Leben verbunden. Die Menschen lebten in Familien, Dorfgemeinschaften, die wiederum in stark ungleichgewichtige politische, wirtschaftliche und religiöse Machtverhältnisse eingebettet waren. Dementsprechend muss die bisher allgemein geltende atomistische Annäherung an Jesus aufgegeben werden, um ihn wieder in Beziehung zu seinem historischen Kontext zu setzen. Die liberale amerikanische Jesus-Forschung brachte die Formgeschichte zu ihrem "logischen" Abschluss, indem sie sich vor allem auf die authentischen Jesusworte und Einzelsprüche konzentrierte, die sie mit der modernen Rationalität der Aufklärung zu verstehen suchte. Sie löste sie gezielt aus ihrem Bedeutungskontext in der Gesamterzählung der Evangelien und ihrer ursprünglichen Einbettung im galiläischen Alltag und erhob die so gewonnenen "authentischen" Worte Jesu als Einzel-Kunstwerke zum Fetisch.(1)

Aber niemand spricht in isolierten Aphorismen. Damit Jesus historische Bedeutung erlangen konnte, muss er mit den Menschen kommuniziert haben. Wir haben inzwischen (wieder-) entdeckt, dass die Evangelien keine Sammlungen einzelner Aussprüche Jesu sind, sondern vollständige Geschichten, in die viele Reden Jesu zu bestimmten Themen eingebettet sind. Ein konsequent kontextbezogener Ansatz erfordert, dass wir das Evangelium/die Evangelien als Ganzes nehmen und dann aus diesen unterschiedlichen, aber doch ähnlichen und sich überschneidenden Quellen ein Bild herausarbeiten, das dem Jesus-in-Beziehung-zu-anderen-Menschen in Galiläa und Jerusalem möglichst nahe kommt.


Politisch-ökonomisch-religiöse Konflikte

Dabei entdecken wir, dass die Evangelien voller politisch-ökonomisch-religiöser Konflikte stecken. In allen kanonischen Evangelien dominiert der Konflikt zwischen Jesus, der die Erneuerung des Volkes Israel rund um das Thema des jetzt bevorstehenden Gottesreiches verkündet, und den Herrschern: sowohl den römischen Machthabern, die ihn kreuzigen, als auch den Autoritäten in Jerusalem, die mit Hilfe der Schriftgelehrten und Pharisäer immer wieder versuchen, Jesus mundtot zu machen. Dieser beherrschende Konflikt in den Evangelien ist glaubwürdig. Er passt zu den Darstellungen des Lebens im römischen Palästina in anderen Quellen, wie etwa in den Geschichtswerken des Josephus, den Apologien des Philo und wichtigen Qumranrollen. Auch hier finden wir ständige Auseinandersetzungen - häufig offen und gewalttätig - zwischen dem judäischen und galiläischen Volk auf der einen und den reichen und mächtigen Hohenpriestern, den herodianischen Herrschern sowie ihren römischen Schutzherren auf der anderen Seite.

Der stärkste Widerstand gegen gewalttätige Machthaber formierte sich auf dem Land. Aufständische Bauern versuchten, ihre Unabhängigkeit gegenüber Rom durchzusetzen. Solche Bewegungen wurden in der Geschichte des Volkes Israel schon von Propheten wie Mose und Josua oder von volksnahen messianischen Königen wie dem jungen David angeführt. Auch zur Zeit Jesu gab es verschiedene prophetische und messianische Strömungen und Bewegungen - ein Hinweis auf tief in der Tradition des frühen Israel verwurzelte "Drehbücher" vom Zusammenspiel von Anführern und Bewegungen, die immer wieder darum gekämpft haben, das Volk von einer Fremdherrschaft zu befreien und die Freiheit zu erhalten. Dass auch Jesus und seine Anhänger diese Rollen und Muster übernahmen, wird klar, wenn man betrachtet, wie Jesus im Markusevangelium immer wieder als ein Prophet wie Mose und/oder Elija auftritt und wie ambivalent die Frage dargestellt ist, ob und wie Jesus vielleicht auch ein Messias des Volkes sein könnte.


Gott ist König für Israel

Wenn wir einen kontextbezogenen Ansatz wählen, stellt sich Jesu Verkündigung vom Reich Gottes als zutiefst politisch heraus, oder vielmehr als eine untrennbare Mischung von politisch-ökonomisch-religiösen Anliegen. Zunächst einmal war das Gottesreich schon immer ein zentraler Bestandteil der Traditionen des frühen Israel, die die Basis des politisch-ökonomisch-religiösen Lebens in Galiläa, Samaria und Judäa bildeten. Gott war nach ihnen buchstäblich der König des Volkes Israel. So wird erzählt, dass Jahwe nach der Befreiung aus der Gefangenschaft und der Fremdherrschaft in Ägypten Israel einen Bund als politisch-ökonomisch-religiöse Verfassung gegeben hatte, deren König er war. Treue zu Jahwe schloss infolge dessen aber das Königtum eines Menschen in diesem auf den Bund gegründeten Gemeinwesen aus. Als das Volk z.B. dann Gideon zu seinem König machen will, bleibt dieser eisern in seiner Ablehnung und verweist darauf, dass die Israeliten in Jahwe schon einen König haben (Ri 8,22f).

Dieser Bund schloss nicht nur eine Königsherrschaft innerhalb Israels, sondern auch die Fremdherrschaft externer Könige aus. Wie wichtig dies dem Volk von Judäa und Galiläa in der Spätzeit des Zweiten Tempels war, zeigt sich in dem, was Josephus die Vierte Philosophie nennt: Ihre Vertreter organisierten den Widerstand gegen die römischen Tributzahlungen im Jahr 6 n. Chr., als die Römer ihre direkte Herrschaft über Judäa einrichteten. Es sei unmöglich, dem Kaiser Tribut zu zahlen, so beharrten sie, weil Gott ihr einziger Herr und König sei. Das Königtum Gottes hatte also deutlich politisch-ökonomische Dimensionen, die untrennbar mit den religiösen verbunden waren.

Auch Jesu Verkündigung, dass das Gottesreich bevorstehe, hatte nicht nur religiöse, sondern ebenso politisch-ökonomische Implikationen: Gott ergriff endlich die direkte Herrschaft über sein Volk und befreite es dadurch von der Herrschaft der römischen Kaiser. Besonders dramatisch offenbart sich dies in Jesu Antwort auf den Versuch der Pharisäer und Herodianer, ihn mit ihrer Frage "Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?" eine Falle zu stellen (Mk 12,13-17). Wir verstehen die politische Dimension dieser Aussage vielleicht besser, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, dass die Römer die Weigerung, Steuern zu bezahlen, als Rebellion werteten. Jesus entzieht sich dieser Falle, aber nicht durch eine Erklärung nach Art der lutherischen Trennung der geistigen und weltlichen Reiche oder der amerikanischen Trennung von Kirche und Staat. Wir müssen darauf hören, was er im Kontext der antiken israelitischen Tradition sagt: "So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" Da nach israelitischem Verständnis alle Dinge Gott gehören, sagt er damit indirekt, dass die Menschen dem Kaiser keine Steuern schulden, weil Gott ihr einziger und ausschließlicher König ist.


Erneuerung des Volkes Israel

Für Jesus, wie ihn Markus, Q, Matthäus und Lukas darstellen, war die Botschaft vom Reich Gottes allerdings mehr als eine Unabhängigkeitserklärung gegenüber der römischen Herrschaft. Es stand auch für ein Programm der Erneuerung Israels, war also ein religiös-politisch-ökonomisches Programm.

Am deutlichsten wird dies vielleicht in den Erzählungen bei Markus. Ihnen zufolge manifestiert sich das Reich Gottes in der Bevollmächtigung von zwölf Repräsentanten des sich erneuernden Israel, die Jesu Mission weitertragen sollen. Es zeigt sich in Jesu Predigen und Heilen, der Erlassung der Schuld(en), Austreibung der Dämonen, der Heilung von Frauen, die für das sich erneuernde Israel stehen (Mk 5,21-43: zwölf Jahre alt, seit zwölf Jahren an Blutungen leidend), dem Wandel auf dem Wasser, den Speisungen in der Wüste, der Erscheinung Jesu mit den Propheten des Ursprungs (Mose) und der Erneuerung Israels (Elija) sowie der prophetischen Verdammung des Tempels und der Hohenpriesterschaft wegen ihrer Ausbeutung des Volkes. In der Abfolge von Reden, die wir als Spruchquelle Q kennen, erscheint das Reich Gottes an entscheidenden Punkten wie der Erneuerung des Bundes und der Predigt- und Heilsmission von Jesu Jüngern, im Gebet um ausreichende Nahrung und den Erlass der Schuld(en), in einer Deutung der Dämonenaustreibungen und in prophetischen Orakeln gegen die Herrscher in Jerusalem.


Exorzismen als Schlüsselereignisse

Jesu Dämonenaustreibungen sind bei Markus (3,22-28) und in Q (Lk 11,14-20) Manifestationen der anbrechenden Gottesherrschaft unter den Menschen: "Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen." (Q 11,20) Die Exorzismen sind wie die Speisungen in der Wüste Schlüsselereignisse der Erneuerung Israels (Mk 4-8). Es sind Schlachten im Kampf um die Befreiung von der römischen Herrschaft. Der erste Exorzismus im Markusevangelium (1,22-28) ist z.B. nicht in der typischen Sprache des Exorzismus gehalten: Nicht vom "Austreiben" ist die Rede, sondern ähnlich wie in den späten hebräischen Propheten und in den Qumranrollen ist von Gottes Sieg (epitiman / ga'ar) über Mächte die Rede, die Israel angreifen oder bedrängen. Der Dämon in Mk 5,1-20 macht einen Dorfbewohner in Gadara / Gerasa extrem gewalttätig, was nicht nur den Mann selbst, sondern auch das Gemeinschaftsleben zerstört. Nachdem der Dämon ausgetrieben ist, stellt sich seine Identität heraus: "Legion" (also römische Soldaten). Danach vernichtet sich das "Batallion", das nun in die Schweine gefahren ist selbst, indem es sich den Abhang hinab ins Wasser stürzt (vom Bild her wohl nicht in den See Gennesaret, sondern ins Mittelmeer, woher es auch als Invasionsarmee gekommen war). In dieser Geschichte steht der Dämon "Legion" für das römische Invasionsheer, das Dörfer zerstörte, Einwohner tötete oder versklavte und jene kreuzigte, die den Widerstand anführten, um Besiegte durch Terror zur Unterwerfung zu zwingen und ein kollektives Trauma zu hinterlassen.

Ein wesentliches Ergebnis von Jesu Auseinandersetzung mit diesen zerstörerischen Invasoren und ihrer Austreibung besteht darin, dass er den Menschen ermöglicht, diese nicht länger als "unreine Geister" zu mystifizieren, deren destruktive Wirkungen man ertragen muss, sondern sie als die unterdrückenden imperialen Mächte zu sehen, die sie sind. Das ist möglich, weil, wie Jesus im Beelzebul-Streit in Mk 3,22-28 und Q 11,14-20 erklärt, das Austreiben der Dämonen auf der individuellen Ebene bekundet, dass Gott den "Anführer der Dämonen" besiegt habe. Dies signalisiert auch den Zusammenbruch der römischen Herrschaft auf der politischen Ebene (Mk 5,1-20).


Neugestaltung des Zusammenlebens

Jesus und der von ihm angestoßenen Bewegung war es vor allem ein Anliegen, durch die Erneuerung der Bundesgemeinschaft den zerstörerischen Wirkungen der römischen Fremdherrschaft zu widerstehen. Großfamilien und Dorfgemeinschaften waren die grundlegenden Organisationsformen der israelitischen Gesellschaft. Militärische Übergriffe und die vielfältigen Tribut-, Steuer- und Zehntforderungen führten zu einer Schuldenspirale, zu Hunger und zum Zerfall des dörflichen Gemeinschaftslebens. Beim Gebet um das Anbrechen des Reiches Gottes ging es Jesus um diese Grundgegebenheiten im Leben der Menschen, vor allem in den konkreten Bitten um das tägliche Brot und die Aufhebung der Schulden (Mt 6,12 par Lk 11,3f).

Markus zeigt Jesus immer wieder dabei, wie er in Dörfern (oder Dorf-"Versammlungen" = 'synagogai') in Galiläa und darüber hinaus predigt und heilt und wie seine Bewegung an Kraft gewinnt. Die Evangelien machen auch deutlich, dass Jesus sich um den Erhalt und die Neugestaltung der Familie, der Häuser und der menschlichen Lebensgemeinschaft bemühte (z.B. Mk 10,2-9.17-31!). Die parallelen Aussendungsreden in Mk 6,6-13 und Q 10,2-16 sind hier Schlüsselstellen. Sie zeigen, dass Jesus Botschafter aussandte, um sein Programm, die Verkündigung des nahen Gottesreiches, das Heilen und die Austreibung von Dämonen, weiter zu tragen. Die Botschafter sollten eine Zeitlang in den Dörfern arbeiten und versuchen, den kärglichen Haushalten, von denen sie aufgenommen wurden, wirtschaftlich nicht zur Last zu fallen. Die Aussendungsreden lassen deshalb vermuten, dass sie nicht nur predigten und heilten, sondern im Grunde auch "Gemeinde aufbauten".


Erneuerung des Mosebundes

Dass die Erneuerung der Gemeinschaft ein Grundanliegen von Jesu Mission war, belegt die berühmteste Rede in Q, die der Bergpredigt bei Matthäus und der Feldrede bei Lukas zugrunde liegt. Beide sind sofort als Reden erkennbar, die sich auf den Mose-Bund beziehen und ihn erneuern. Wie die ursprüngliche Verkündigung des Bundes in Exodus 20 und seine Erneuerung bei Josua weisen sie drei Schlüsselelemente auf: die Erlösungsbotschaft Gottes, Bundesprinzipien des sozialen Verhaltens und Sanktionen zur Durchsetzung dieser Prinzipien. Anders als in Exodus 20 und ähnlich wie in der Zeremonie der Erneuerung des Bundes in der Gemeinderegel von Qumran kommen die "Segnungen und Verfluchungen" aber nicht zum Schluss als Sanktion, sondern am Anfang als die neue Erlösungsbotschaft Gottes (Q 6,20-26): die Armen sind mit dem Reich Gottes gesegnet. Als Gesegnete können sie von den ständigen Auseinandersetzungen und Konflikten ablassen, die zur Auflösung von Gemeinschaft führen, und wieder zu Kooperation und gegenseitiger Unterstützung zurückkehren ("Liebt eure Feinde, tut Gutes und leiht..." Lk 6,35. 27-35). Die beste, vielleicht einzige Möglichkeit der Galiläer und Judäer, sich gegen den Einfluss der Römer zu wehren, bestand also in der Rückbesinnung auf die gemeinschaftliche Solidarität und gegenseitige Unterstützung.


Eine Botschaft für heute?

Das sich entfaltende Reich des globalen Kapitalismus unterscheidet sich zwar strukturell von der römischen Reichsordnung, es hat aber ähnliche Auswirkungen auf die Menschen und wirkt noch tiefgreifender und heimtückischer. Megakonzerne verleiben sich andere große Firmen ein und bilden so gigantische transnationale Korporationen, die die Regierungen vieler Länder kontrollieren. Wie das antike Römische Reich zieht der globale Kapitalismus Ressourcen vor Ort ab, die gebraucht werden, um lokale Gemeinschaften und Familien zu erhalten, und steigert mit ihnen den Reichtum, die Privilegien und die Macht einer großstädtischen Elite. Anders als das antike Römische Reich, das die lokalen Gemeinschaften als seine wirtschaftliche Basis bestehen ließ, zerstört der globale Konsumentenkapitalismus allerdings systematisch lokale kulturelle und soziale Strukturen, um seine Märkte zu vergrößern und seine Profite zu steigern. Auf weitaus subtilere Weise als der antike römische Terror gegenüber unterworfenen Völkern, aber ebenso invasiv und noch effektiver, bringt er die von ihm unterworfenen Völker dazu, dem Götzen Kapital zu dienen. Das globale Kapital verschlingt auch den "gemeinschaftlichen Reichtum" vieler Länder und zwingt sie zu einer Reduktion ihrer Ressourcen für die eigene Infrastruktur und öffentliche Fürsorge.

Jesu Verkündigung von der Königsherrschaft Gottes kann man kaum direkt auf die heutige imperiale Situation übertragen. Christen, die sich fragen, was wohl Jesu Programm der Erneuerung und des Widerstandes unter "der Herrschaft Gottes" heute entsprechen könnte, müssen erst einmal ernsthaft analysieren und darüber nachdenken, wie sie auf den globalen Kapitalismus und seine Auswirkungen angemessen reagieren könnten.

Dennoch ist klar, dass Jesu Verkündigung und Programm uns heute wie damals zu einer umfassenden und tief greifenden Reaktion aufruft. Jesu Verkündigung vom Kommen des Gottesreiches, die auf die Erneuerung des Gottesvolkes abzielte, könnte es entsprechen, dass wir uns erneuern: dass wir eine Vision alternativer Formen des Zusammenlebens entwickeln, die unter den Bedingungen des globalen Kapitalismus, aber in Widerstand zu ihm, aufrecht erhalten werden können. Wie die erneuerten Gemeinschaften im Volk Israel müssten sie politisch-ökonomisch und religiös geprägt sein, gerade um der ständigen invasiven Macht und den atomisierenden Wirkungen des Konsumentenkapitalismus entgegenzuwirken.

Prof. Dr. Richard A. Horsley ist emeritierter Professor of Liberal Arts and the Study of Religion an der University of Massachusetts Boston, 100 Morissey Boulevard, Boston, MA 02125-3393, USA
E-Mail:richard.horsley@umb.edu


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Anmerkung

(1) Um zu erkennen, wie lächerlich dieses Verfahren in Bezug auf Jesus ist: Könnten wir uns vorstellen, dass ein moderner Historiker Bücher wie "Der historische Otto von Bismarck. Das Leben eines europäischen preußischen Adligen" auf der Grundlage von Kernsätzen aus Bismarcks Reden schreibt, ohne Beachtung der Rolle(n) und des Amtes, das er bekleidete, der Menschen, die er beeinflusste, der historischen Umstände und der politisch-kulturellen Tradition, aus der heraus die Deutschen handelten?


Literatur zum Weiterlesen

Richard A. Horsley, John Hanson, Bandits, Prophets, und Messiahs. Popular Movements at the Time of Jesus, Minneapolis/Chicago/New York 1985.
Richard A. Horsley, Jesus and the Spiral of Violence. Popular Jewish Resistance in Roman Palestine, San Francisco 1987, 2. Aufl. 1995.
Ders., The Liberation of Christmas. The Infancy Narratives in Social Context, New York 1989; ND 2006.
Ders., Sociology and the Jesus Movement, New York 1989.
Ders., Galilee. History, Politics, People, Valley Forge 1995.
Ders., Archaeology, History, and Society in Galilee. The Social Context of Jesus and the Rabbis, Valley Forge 1996.
Richard A. Horsley, Neil Asher Silberman, The Message and the Kingdom, New York 1997; 2. Aufl. 2002.
Richard A. Horsley, Jonathon Draper, 'Whoever Hears You Hears Me'. Prophets, Performance, and Tradition in Q, Harrisburg 1999.
Richard A. Horsley, Hearing the Whole Story. The Politics of Plot in Mark's Gospel, Louisville 2001.
Ders., Jesus and Empire. The Kingdom of God and the New World Disorder, Minneapolis 2003.
Ders., Religion und Empire. People, Power, and the Life of the Spirit, Minneapolis 2003.

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Quelle:
Bibel und Kirche - Organ der Katholischen Bibelwerke in Deutschland,
Österreich und der Schweiz, 62. Jahrgang, 2. Quartal 2007, 2/2007
Seite 89-93
Herausgeber: Dr. Franz-Josef Ortkemper, Dipl.-Theol. Dieter Bauer,
Österr. Kath. Bibelwerk Klosterneuburg
Redaktion: Dr. Bettina Eltrop, Dipl.-Theol. Barbara Leicht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2007