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INTERNATIONAL/169: Botswana - Klage auf Landzugang abgelehnt, Ende der Buschleute-Jäger? (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 13. September 2013

Klage auf Landzugang abgelehnt: Ende der Buschleute-Jäger?



Botswanas Oberster Gerichtshof hat einen Versuch der Kalahari-Buschleute abgelehnt, freien Zugang zu ihrem angestammten Land zu erreichen. Die Entscheidung könnte das Ende der letzten Buschleute bedeuten, die vom Jagen leben.

Die Buschleute im Central Kalahari Game Reserve (CKGR) hatten gegen die Regierung geklagt, da sie von den Buschleuten verlangt, sich für Genehmigungen zu bewerben, um das Reservat betreten zu dürfen - obwohl die CKGR-Buschleute in einer bahnbrechenden Entscheidung 2006 vom Obersten Gericht freien Zugang zu ihrem Land zugesprochen bekommen hatten.

Die Genehmigungen, das CKGR zu betreten, gelten jeweils einen Monat und werden nur an Buschleute vergeben, die Verwandte innerhalb des Reservates haben - eine Praktik, die eindeutig dazu dient, die Anzahl der Buschleute, die ihr Land betreten können, langsam zu verringern. Die Buschleute leben in ständiger Angst ihre Genehmigungen zu überziehen und vor Repressionen durch Wildhüter und paramilitärische Polizeikräfte.

Nun ist es der Regierung gelungen die Klage der Buschleute aufgrund von Verfahrensformalien zu stoppen. Sie leugnete zudem, dass alle Kläger im Verfahren von 2006 im CKGR lebten, als sie 2002 von dort vertrieben wurden. Das Gericht entschied, dass die Buschleute-Kläger vor Gericht erscheinen müssten, um dies zu belegen.

Dies ist der zweite gravierende Rückschlag für die Buschleute in dem wegweisenden Verfahren, nachdem bereits ihrem Anwalt Gordon Bennett die Einreise nach Botswana zur Vertretung seiner Klienten untersagt worden war. Die Buschleute sagen, dass sie trotz des Rückschlages vor Gericht weiter entschlossen für ihre Landrechte kämpfen werden.

Jumanda Gakelebone, Angehöriger der Buschleute, erklärte gegenüber der Menschenrechtsorganisation Survival International: "Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes zieht nicht in Betracht, wie sehr die Buschleute ihr Land lieben. Es gibt ein klares Bild der Regierung Botswanas und wie sie Unterdrückung einsetzt. Aber für uns ist das keine Überraschung, es ist nicht das erste Mal. Wir werden für unsere Rechte kämpfen, bis wir erreichen was wir suchen."

Mehrere Buschleute wurden in den letzten Monaten wegen Jagens, das ein zentraler Bestandteil ihres Überlebens im CKGR ist, festgenommen und gefoltert.

Survival International verurteilt die offenkundigen Versuche der Regierung, die Lebensweise der Buschleute zu zerstören, indem sie an der Jagd gehindert werden und ihnen der freie Zugang zu ihrem Land untersagt wird. Die Menschenrechtsorganisation kündigte an, ihre Kampagne für das Recht der Buschleute, auf ihrem Land in Frieden leben zu dürfen, zu intensivieren.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: "Das Oberste Gericht hat den Buschleuten einen brutalen Stoß versetzt, doch der Kampf um ihr Land ist damit nicht zu Ende. Survival wird keine Ruhe geben, bis die Rechte der Buschleute nicht wiederhergestellt sind - erneut zeichnet sich eine internationale Kampagne am Horizont ab."

Zum Hintergrund:
Botswanas Buschleute sind die letzten Überlebenden Buschleute-Jäger im südlichen Afrika. Zwischen 1997 und 2002 hat die Regierung sie von ihrem angestammten Land im CKGR zwangsvertrieben. In einer historischen Gerichtsentscheidung haben die Buschleute 2006 das Recht erstritten, auf ihr Land zurückzukehren. Das Gericht hatte die Vertreibungen als "unrechtmäßig und verfassungswidrig" bezeichnet. Dennoch erlaubt die Regierung heute bloß den 189 ursprünglichen Klägern des Gerichtsverfahrens und ihren Kindern bis zum Alter von 16 Jahren den freien Zugang zum Schutzgebiet. Ursprünglich hatte die Regierung anerkannt, dass die Entscheidung rund 700 Buschleute betrifft.


Survival International setzt sich weltweit für die Rechte indigener Völker ein und pflegt Kontakte zu Hunderten indigenen Gemeinden und Organisationen. Survival ist Träger des Alternativen Nobelpreises.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. September 2013
Survival Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2013